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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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unkontrollierbar, weil die Leute so dumm, so vorsätzlich blöd sein konnten -, rief sie sich die Stimme ihres Vaters ins Gedächtnis zurück: wenn du dein Temperament nicht beherrschst, beherrscht dein Temperament dich.
    Aber jetzt wurde der rote Spalt breiter, und sie spürte den alten Drang, mit Dingen um sich zu werfen. Mit den Krallen Haut aufzukratzen, bis Blutstropfen hervorquollen.
    »Haben Sie sie gefragt, wer die Kerle waren?«
    »Ja, natürlich«, sagte Ginny. »Aber sie will es nicht sagen. Sie hat Angst.«
    Piper erinnerte sich daran, wie sie Mutter und Kind am Straßenrand entdeckt und erst für Müllsäcke gehalten hatte. Und genau das waren sie natürlich für die Kerle gewesen, die ihr das angetan hatten. Sie stand auf. »Ich werde mit ihr reden.«
    »Das wäre vielleicht keine gute Idee«, sagte Ginny. »Sie hat ein Beruhigungsmittel bekommen und ... «
    »Lass sie es versuchen«, sagte Twitch. Sein Gesicht war auffällig blass. Seine Hände zwischen den Knien waren krampfhaft gefaltet. Die Fingerknöchel knackten wiederholt. »Und hängen Sie sich rein, Rev.«
     
    13
     
    Sammys Lider hingen auf Halbmast. Sie öffneten sich langsam, als Piper auf dem Stuhl neben ihrem Bett Platz nahm. »Sie ... sind die Frau, die uns ... «
    »Ja«, sagte Piper und ergriff ihre Hand. »Mein Name ist Piper Libby.«
     
    »Ich danke Ihnen«, sagte Sammy. Ihre Augen begannen wieder zuzufallen.
    »Danken Sie mir, indem Sie mir die Namen der Männer sagen, die Sie vergewaltigt haben.«
    In dem halbdunklen Raum - warm, weil die Klimaanlage des Krankenhauses abgeschaltet war - schüttelte Sammy den Kopf. »Sie haben gedroht, mir was zu tun. Wenn ich was sage.« Sie blickte kurz zu Piper auf - es war ein kuhartiger Blick voll stummer Resignation. »Sie könnten auch Little Walter was tun.«
    Piper nickte. »Ich verstehe, dass Sie Angst haben«, sagte sie. »Und nun erzählen Sie mir, wer sie waren. Sagen Sie mir ihre Namen.« »Haben Sie mich nicht gehört?« Den Blick jetzt von Piper abgewandt. »Sie haben gesagt, sie tun mir ... «
     
    Das alles dauerte Piper zu lange; die junge Frau konnte jeden Augenblick nicht mehr ansprechbar sein. »Ich will diese Namen, und Sie werden sie mir sagen.«
    »Ich trau mich nicht.« Aus Sammys Augen begannen Tränen zu quellen.
    »Sie werden es tun, weil Sie jetzt tot sein könnten, wenn ich nicht vorbeigekommen wäre.« Sie machte eine Pause, dann stieß sie den Dolch ganz hinein. Das würde sie später vielleicht bereuen, aber nicht jetzt. Im Augenblick stellte diese junge Frau das einzige Hindernis dar, das zwischen ihr und den Informationen stand, die sie benötigte. »Von Ihrem Kleinen ganz zu schweigen. Er könnte auch tot sein. Ich habe Ihnen das Leben gerettet, ich habe ihm das Leben gerettet, und ich will diese Namen.«
    »Nein.« Aber der Widerstand der jungen Frau wurde schwächer, und irgendwie genoss Reverend Piper Libby das sogar. Später würde sie von sich selbst angewidert sein; später würde sie denken: Du bist nicht viel besser als diese Kerle, Gewalt ist Gewalt. Im Augenblick empfand sie jedoch durchaus Vergnügen, gen au wie sie durchaus Vergnügen dabei empfunden hatte, ihr Lieblingsposter von der Wand zu reißen und zu zerfetzen.
    Das gefällt mir, weil es bitter ist, dachte sie. Und weil es aus meinem Herzen kommt.
    Sie beugte sich über die weinende junge Frau. »Nehmen Sie das Wachs aus Ihren Ohren, Sammy, damit Sie hören, was ich Ihnen sage. Was diese Kerle einmal getan haben, tun sie wieder. Und wenn sie es tun, wenn später irgendeine andere Frau mit blutender Möse und vielleicht von einem Vergewaltiger schwanger hier aufkreuzt, werde ich zu Ihnen kommen und sagen ... «
    »Nein! Aufhören!«
    »Sie waren daran beteiligt. Sie waren dabei, Sie haben sie angefeuert.«
    »Nein!«, rief Sammy empört. »Nicht ich, das war Georgia! Georgia hat sie angefeuert!«
    Piper empfand kalten Abscheu. Eine Frau. Eine Frau war dabei gewesen. Der rote Spalt in ihrem Verstand öffnete sich noch weiter. Bald würde er anfangen, Lava zu spucken.
    »Sagen Sie mir die Namen«, verlangte sie.
    Und Sammy tat es.
     
    14
     
    Jackie Wettington und Linda Everett parkten vor der Food City, die künftig statt um 20 Uhr schon um 17 Uhr schließen würde. Randolph hatte sie rübergeschickt, weil er fürchtete, es könnte wegen des früheren Ladenschlusses Ärger geben. Ein lächerlicher Gedanke, weil der Supermarkt fast leer war. Auf dem Parkplatz standen kaum ein Dutzend Autos, und

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