Die Arena
Leute, die The Mill sich leisten konnte. Aber wie ihre Mutter oft gesagt hatte: »Wer billig einkauft, kriegt billig.« Und nachdem jetzt Peter Randolph das Sagen hatte ... Irgendwas musste getan werden.
Aber sie musste ihr Temperament beherrschen. Tat sie das nicht, würde es sie beherrschen.
Sie nahm die Hundeleine vom Haken neben der Tür. Clover war sofort auf den Beinen: schwanzwedelnd, mit gespitzten Ohren und glänzenden Augen.
»Komm, du großer Lümmel. Wir gehen Anzeige erstatten.« Ihr Schäferhund leckte sich Feigenkekskrümel von den Lefzen, als sie mit ihm das Haus verließ.
8
Als Piper mit Clover, der gehorsam rechts neben ihr bei Fuß blieb, den Stadtanger überquerte, hatte sie das Gefühl, ihr Temperament unter Kontrolle zu haben. Dieses Gefühl hatte sie, bis sie das Lachen hörte. Es drang an ihre Ohren, als Clover und sie sich der Polizeistation näherten. Piper erkannte gen au die Kerle, deren Namen sie aus Sammy Bushey herausgeholt hatte: DeLesseps, Thibodeau, Searles. Georgia Roux war ebenfalls dabei: Georgia, die sie nach Sammys Aussage angefeuert hatte: Mach's mit dieser Nutte! Auch Freddy Denton war da. Sie saßen auf dem Treppenabsatz vor dem Eingang der Polizeistation, tranken Cola und redeten dummes Zeug. Das hätte Duke Perkins nie gestattet, und Piper stellte sich vor, dass, wenn er diese Szene von seinem jetzigen Aufenthaltsort aus hätte beobachten können, er so schnell im Grab rotiert wäre, dass seine sterblichen Überreste Feuer gefangen hätten.
Mel Searles sagte etwas, was wieder alle lachend und schulterklopfend grölen ließ. Thibodeau hatte einen Arm so um Roux gelegt, dass seine Fingerspitzen die Seite ihrer Brust berührten. Jetzt sagte sie etwas, und alle lachten noch lauter.
Piper glaubte zu wissen, dass sie über die Vergewaltigung lachten - was für ein Heidenspaß sie gewesen war -, und von da an hatte der Ratschlag ihres Vaters keine Chance mehr. Die Pastorin, die Arme und Kranke betreute, die bei Hochzeiten und Beerdigungen amtierte, die an Sonntagen Barmherzigkeit und Toleranz predigte, wurde grob in den Hintergrund ihres Bewusstseins zurückgestoßen und konnte die Ereignisse von dort aus nur wie durch eine blasige, schlierige Glasscheibe beobachten. Die Kontrolle übernahm jetzt die Piper, die mit fünfzehn ihr Zimmer verwüstet und dabei vor Zorn, nicht vor Kummer geheult hatte.
Zwischen dem Rathaus und dem neueren Ziegelsteinbau der Polizeistation lag der mit Schiefer gepflasterte Platz mit dem Kriegerdenkmal. In seiner Mitte stand die Statue von Lucien Calvert, Ernie Calverts Vater, der für Heldentum im Koreakrieg postum mit einem Silver Star ausgezeichnet worden war. Die Namen der übrigen Kriegstoten, die Chester's Mill seit dem Bürgerkrieg hatte beklagen müssen, waren in den Sockel der Statue eingemeißelt. Flankiert wurde sie von zwei Fahnenmasten, an denen die Stars and Stripes und die Flagge des Staates Maine mit Farmer, Seemann und Elch gesetzt waren. Beide hingen im rötlichen Licht des zur Neige gehenden Tages schlaff herab. Piper Libby ging wie eine Schlafwandlerin zwischen den Fahnenmasten hindurch, während Clover weiter mit aufgestellten Ohren rechts neben ihr bei Fuß dahintrottete.
Die »Polizisten« auf dem Treppenabsatz brachen erneut in schallendes Gelächter aus, und sie musste an die Trolle in den Märchen denken, die ihr Vater ihr manchmal vorgelesen hatte. Trolle, die sich in ihrer Höhle am Anblick von haufenweise gestohlenem Gold weideten. Dann sahen sie Piper und verstummten.
»Guten Abend, Rev'run«, sagte Mel Searles und stand auf, wobei er seinen Gürtel selbstgefällig etwas hochrückte. In Gegenwart einer Dame steht man auf, dachte Piper. Hat seine Mutter ihm das beigebracht? Wahrscheinlich. Die schöne Kunst der Vergewaltigung hat er vermutlich anderswo gelernt.
Er lächelte noch, als sie die Treppe erreichte, aber dann verblasste sein Lächeln, wurde zögerlich - also musste er ihren Gesichtsausdruck gesehen haben. Was für ein Ausdruck es war, wusste sie selbst nicht. Von innen fühlte sich ihr Gesicht erstarrt an. Unbeweglich.
Piper sah, dass der Größte von ihnen sie aufmerksam beobachtete. Thibodeau, dessen Gesicht so starr war, wie ihres sich anfühlte. Er ist wie Clover, dachte sie. Er wittert sie an mir. Die Wut. »Rev'run?«, fragte Mel. »Alles okay? Gibt's ein Problem?«
Sie stieg die Treppe hinauf, nicht schnell, nicht langsam, Clover weiterhin brav rechts neben ihr bei Fuß. »Allerdings gibt's
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