Die Arena
Fingern. Frank wich erschrocken zurück, und Clover konzentrierte sich wieder auf den Mann, der seine Herrin die Treppe hinuntergestoßen hatte. Seine Schnauze öffnete sich und ließ zwei Reihen glänzend weißer Reißzähne sehen, als er sich wieder auf Thibodeaus Kehle stürzte. Carter bekam eine Hand dazwischen und schrie vor Schmerzen auf, als Clover sich darin verbiss und sie wie einen seiner geliebten Beißknochen zu schütteln begann. Nur bluteten seine Beißknochen nicht, was Carters Hand jetzt tat.
Piper, die ihren linken Arm an den Oberkörper gedrückt hielt, kam die Treppe heraufgestolpert. Ihr Gesicht war eine Maske aus Blut. In einem Mundwinkel hing ein ausgeschlagener Zahn wie ein überdimensionierter Brotkrümel.
»HOLEN SIE IHN WEG, VERDAMMT, HOLEN SIE IHREN SCHEISSKÖTER VON MIR RUNTER!«
Piper öffnete den Mund, um Clover zu befehlen, von ihm abzulassen, als sie Fred Denton seine Pistole ziehen sah.
»Nein!«, kreischte sie. »Nein, ich sorge dafür, dass er aufhört!« Fred sah zu Mel Searles hinüber und zeigte mit der freien Hand auf den Schäferhund. Mel machte einen Schritt nach vorn und trat Clover in die Rippen. Er trat hoch und fest zu, wie er (vor nicht allzu langer Zeit) Footbälle aus der Hand abgeschlagen hatte. Clover wurde zur Seite geschleudert und konnte Thibodeaus blutende, zerbissene Hand, an der jetzt zwei Finger wie verdrehte Wegweiser in ungewöhnliche Richtungen zeigten, nicht länger festhalten.
»NEIN!«, kreischte Piper wieder, so laut und angestrengt, dass die Welt vor ihren Augen grau wurde. »TUT MEINEM HUND NICHTS!«
Fred achtete nicht auf sie. Als Peter Randolph aus der zweiflügligen Tür stürzte, sein Hemd aus der Hose hängend, sein Reißverschluss nicht hochgezogen, das Exemplar von Outdoors, das er auf dem Klo gelesen hatte, noch in einer Hand, beachtete Fred auch ihn nicht. Er zielte mit seiner Dienstwaffe auf den Hund und drückte ab.
Auf dem umschlossenen Platz war der Schussknall ohrenbetäubend laut. Clovers Schädeldach flog in einer Wolke aus Blut und Knochen weg. Er machte einen Schritt auf seine schreiende, blutende Herrin zu ... noch einen ... dann brach er zusammen.
Weiter mit der Waffe in der Hand trat Fred vor und packte Piper an ihrem verletzten Arm. Ihre ausgerenkte Schulter röhrte einen Protest. Trotzdem starrte sie weiter den Kadaver ihres Hundes an: Clover, den sie als Welpen bekommen und selbst aufgezogen hatte.
»Sie sind verhaftet, Sie durchgedrehte Schlampe«, sagte Fred.
Er brachte sein Gesicht - blass, verschwitzt, mit fast aus ihren Höhlen quellenden Augen - so dicht an ihres heran, dass sie seinen sprühenden Speichel auf ihrer Haut fühlte. »Alles, was Sie sagen, kann und wird gegen Ihren durchgedrehten Arsch verwendet werden.«
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite strömten Abendgäste aus dem Sweetbriar Rose, unter ihnen auch Barbie, der noch seine Schürze und eine Baseballmütze trug. Julia Shumway traf vor ihnen ein.
Sie überblickte die Szene, achtete nicht so sehr auf Details, sondern nahm sie mehr als Gestaltsummierung wahr: toter Hund, zusammengedrängte Cops, blutende, schreiende Frau, deren eine Schulter höher als die andere war; glatzköpfiger Cop - Freddy, der gottverdammte Denton -, der sie am dazugehörigen Arm schüttelte; weiteres Blut auf der Treppe, als wäre Piper sie hinuntergefallen. Oder die Treppe hinuntergestoßen worden.
Julia tat etwas, was sie noch nie im Leben getan hatte. Sie griff in ihre Umhängetasche, klappte ihre Geldbörse auf, lief die Treppe hinauf, hielt sie hoch und rief laut: »Presse! Presse! Presse!«
Das half wenigstens gegen das Zittern.
9
Zehn Minuten später saß Carter Thibodeau in dem Büro, das bis vor kurzem Duke Perkins gehört hatte, mit frisch verbundener Schulter und in Papierhandtücher gewickelter Hand auf dem Sofa unter Dukes gerahmten Urkunden und Fotos. Georgia saß neben ihm. Auf Thibodeaus Stirn standen große Schweißperlen, aber sein einziger Kommentar war gewesen: »Ich glaub nicht, dass was gebrochen ist.« Seither hatte er hartnäckig geschwiegen.
Fred Denton hockte auf einem Stuhl in der Ecke. Seine Pistole lag auf dem Schreibtisch des Chiefs. Er hatte sie bereitwillig abgeliefert und dabei nur gesagt: »Ich musste es tun - sehen Sie sich bloß Carters Hand an.«
Piper saß auf dem Drehstuhl, der jetzt Peter Randolph gehörte.
Mit Papierhandtüchern hatte Julia das meiste Blut von Pipers Gesicht getupft. Die Pastorin zitterte vor
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