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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Hemden, Jeans und Unterwäsche in seiner ehemaligen Wohnung zurückgelassen. Er hatte seine Flucht nur mit dem angetreten, was er auf dem Leib trug, weil es nichts gab, was er aus Chester's Mill hätte mitnehmen wollen. Bis auf ein paar schöne Erinnerungen und für die brauchte er keinen Koffer oder auch nur einen Rucksack.
    Alles das war zu kompliziert, als dass er es einem Fremden hätte erklären können, deshalb schüttelte er einfach den Kopf.
    Über dem Sitz des Traktors hing eine alte graue Wolldecke.
    Gendron stellte den Motor ab, zog die Decke weg und breitete sie über der Leiche aus.
    »Hoffentlich hat er etwas gehört, was er mochte, als es passiert ist«, sagte Gendron.
    »Yeah«, sagte Barbie.
    »Los, kommen Sie! Wir wollen das Ende dieser ... Erscheinung finden. Ich will Ihnen die Hand schütteln. Vielleicht vergesse ich mich sogar und umarme Sie.«
     
    5
     
    Kurz nachdem sie Roux' Leiche entdeckt hatten - sie waren der Unfallstelle auf der 117 schon sehr nahe, obwohl keiner von ihnen das ahnte -, erreichten sie einen kleinen Bach. Die beiden Männer blieben einen Augenblick dort stehen, jeder auf seiner Seite der Barriere, und betrachteten die Szene in verwundertem Schweigen.
    Schließlich sagte Gendron: »Heiliger Möchtegerngott.«
    »Wie sieht's von Ihrer Seite aus?«, fragte Barbie. Auf seiner konnte er nur sehen, wie das Wasser angestaut wurde und sich im Unterholz verlief Als wäre der Bach auf einen unsichtbaren Damm gestoßen.
    »Ich weiß nicht, wie ich's beschreiben soll. Ich kenne einfach nichts Vergleichbares.« Gendron machte eine Pause, kratzte sich beide Wangen und zog sein ohnehin schon langes Gesicht noch mehr in die Länge, so dass es ein bisschen wie das Schreigesicht auf Edvard Munchs Gemälde aussah. »Doch, ich kenne etwas. Gewissermaßen. Als ich meiner Tochter zum sechsten Geburtstag ein paar Goldfische mitgebracht habe. Oder vielleicht war sie auch schon sieben. Ich hab sie aus der Tierhandlung in einem Plastikbeutel heimgebracht, und genauso sieht das hier aus: wie Wasser auf dem Boden eines Plastikbeutels. Nur ist er flach, statt nach unten zu sacken. Das Wasser staut sich an diesem ... Ding auf, danach läuft es auf Ihrer Seite nach links und rechts ab.«
    »Kommt gar nichts durch?«
    Gendron ging in die Hocke, kniff die Augen zusammen, um genauer hinzusehen. »Ja, ein kleiner Teil davon scheint durchzugehen. Aber nicht viel, nur ein dünnes Rinnsal. Und ohne den ganzen Scheiß, der sonst im Wasser mitschwimmt. Sie wissen schon - kleine Zweige und Blätter und dergleichen.«
    Sie wanderten weiter, Gendron auf der einen, Barbie auf der anderen Seite. Bisher dachte noch keiner von ihnen in Begriffen wie »draußen« und »drinnen«. Ihnen war noch nicht in den Sinn gekommen, dass die Barriere womöglich kein Ende hatte.
     
     
    6
     
    Dann erreichten sie die Route 117, wo es einen weiteren schlimmen Unfall gegeben hatte - zwei Autos und mindestens zwei Tote, über die Barbie sich sicher sein konnte. Ein weiteres Unfallopfer saß zusammengesunken am Steuer eines alten Chevrolets, der größtenteils zertrümmert war. Nur gab es diesmal eine Überlebende, die mit gesenktem Kopf neben einem demolierten Mercedes hockte. Während Paul Gendron sich beeilte, ihr zu helfen, konnte Barbie nur dastehen und zusehen. Als die Frau Gendron sah, versuchte sie aufzustehen.
    »Nein, Ma'am, bitte nicht, das wäre nicht gut«, sagte er besorgt.
    »Mir fehlt nichts, glaube ich«, sagte sie. »Ich bin ... irgendwie mit dem Schrecken davongekommen.« Aus irgendeinem Grund musste sie darüber lachen, obwohl ihr Gesicht vom Weinen geschwollen war.
    Im nächsten Augenblick traf ein weiteres Auto ein: eine langsame Klapperkiste, die von einem alten Burschen gefahren wurde, der drei bis vier zweifellos ungeduldige Fahrer hinter sich hatte. Er sah den Unfall und hielt. Das taten auch die Wagen hinter ihm.
    Elsa Andrews, die sich inzwischen aufgerappelt hatte, war wach genug, um die Frage zu stellen, die zur Frage des Tages werden sollte: »Wogegen sind wir geprallt? Es war nicht der andere Wagen, Nora ist um den anderen Wagen herumgefahren.«
    Gendron antwortete ganz und gar ehrlich: »Weiß ich nicht, Ma'am.«
    »Fragen Sie sie, ob sie ein Handy hat«, sagte Barbie. Dann rief er der wachsenden Zuschauermenge zu: »He! Wer hat ein Handy?«
    »Ich, Mister«, sagte eine Frau, aber bevor sie mehr sagen konnte, hörten sie alle das näher kommende Wup-wup-wup eines Hubschraubers.
    Barbie und Gendron

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