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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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blutbespritzten Beinen auf der Motorhaube. Ihre Füße waren nackt. Ihre Mokassins (bei ihrem letzten Flohmarktbesuch in Oxford Hills gekauft) hatte sie beim ersten Aufprall verloren.
    Elsa Andrews prallte an die Rückenlehne des Fahrersitzes und fiel zurück - benommen, aber im Wesentlichen unverletzt. Ihre Tür klemmte anfangs, sprang aber auf, als sie sich mit ihrer Schulter dagegenwarf Sie stieg aus und betrachtete die herumliegenden Trümmer. Die Blutlachen. Die zertrümmerte Chevy-Scheißkiste, die noch immer leicht dampfte.
    »Was ist passiert?«, fragte sie. Das war auch Wandas Frage gewesen, obwohl Elsa sich nicht daran erinnern konnte. Sie stand inmitten verstreuter Chromteile und blutiger Scherben und legte den linken Handrücken an ihre Stirn, wie um zu prüfen, ob sie Fieber hatte. »Was ist passiert? Was ist nur passiert? Nora? Nora-Schätzchen? Wo bist du, Liebste?«
    Dann sah sie ihre Freundin und stieß einen Schrei aus, in dem sich Trauer und Entsetzen mischten. Eine Krähe, die sie von einem Tannenwipfel auf der The Mill zugekehrten Seite der Barriere aus beobachtete, krächzte einmal: ein Ruf, der wie verächtlich schnaubendes Lachen klang.
    Elsa bekam weiche Knie. Sie stolperte rückwärts, bis ihr Hintern gegen den eingedrückten Kühler des Mercedes stieß. »Nora-Liebste«, sagte sie. »Oh, Schätzchen.« Etwas kitzelte sie im Nacken. Sie wusste nicht genau, was es war, hielt es aber für eine Locke der verletzten jungen Frau. Nur war sie jetzt natürlich die tote junge Frau.
    Und die arme liebe Nora, mit der sie sich im Cathy Russell manchmal im Wäscheraum einen unerlaubten kleinen Schluck Gin oder Wodka genehmigt hatte, beide kichernd wie Mädchen im Sommerlager. Noras Augen standen weit offen, starrten in die helle Mittagssonne, und ihr Kopf war hässlich verdreht, als hätte sie noch im Tod versucht, sich umzusehen und sich davon zu überzeugen, dass Elsa nichts fehlte.
    Elsa, der nichts fehlte - »mit dem Schrecken davongekommen«, wie sie in ihrer Notaufnahme-Zeit über bestimmte glückliche Überlebende gesagt hatten -, begann zu weinen. Sie rutschte mit dem Rücken die Karosserie hinunter (wobei sie sich ihre Jacke an einem herausragenden Metallsplitter zerriss) und setzte sich auf den Asphalt der 117. Dort saß sie noch immer weinend, als Barbie und sein neuer Freund mit der Sea-Dogs-Mütze auf sie stießen.
     
    3
     
    Sea Dogs erwies sich als Paul Gendron, ein Autoverkäufer aus dem Norden Maines, der vor zwei Jahren in den Ruhestand gegangen und auf die Farm seiner längst verstorbenen Eltern in Motton gezogen war. Das und noch viel mehr über Gendron erfuhr Barbie zwischen ihrem Abmarsch von der Unfallstelle auf der 119 und ihrer Entdeckung einer zweiten - nicht ganz so spektakulär, aber trotzdem ziemlich gruselig - an der Stelle, wo die 117 das Gemeindegebiet von The Mill erreichte. Barbie hättte Gendron sehr gern die Hand geschüttelt, aber solche Nettigkeiten würden warten müssen, bis sie herausfanden, wo die unsichtbare Barriere aufhörte.
    Ernie Calvert hatte die Air National Guard in Bangor erreicht, war aber in einer Warteschleife gelandet, bevor er auch nur hatte sagen können, weshalb er anrief. Unterdessen kündigten näher kommende Sirenen das bevorstehende Eintreffen der hiesigen Cops an.
    »Rechnet bloß nicht mit der Feuerwehr«, sagte der Farmer, der mit seinen Söhnen über die Weide gerannt war. Er hieß Alden Dinsmore und war noch immer außer Atem. »Die ist drüben in Castle Rock, brennt zur Übung ein Haus nieder. Reichlich Übung hätt' sie auch hier ... « Dann sah er, dass sein jüngerer Sohn sich der Stelle näherte, wo Barbies blutiger Handabdruck mitten in der sonnigen Luft anzutrocknen schien. »Rory, mach, dass du von da wegkommst!«
    Rory, vor Neugier ganz aus dem Häuschen, achtete nicht auf ihn. Er streckte eine Hand aus und klopfte gleich rechts von Barbies Handabdruck an die Luft. Aber bevor er das tat, sah Barbie, dass die Arme des Jungen sich unterhalb der ausgefransten, abgeschnittenen Ärmel seines Sweatshirts der Wildcats jäh mit einer Gänsehaut überzogen. Dort gab es irgendetwas, das ausschlug, wenn man ihm zu nahe kam. Der einzige Ort, an dem Barbie jemals etwas halbwegs Ähnliches erlebt hatte, war die Umgebung des großen Kraftwerks in Avon, Florida, gewesen, in dessen Nähe er einmal mit einem Mädchen geknutscht hatte.
    Das Geräusch der Faust des Jungen klang wie Fingerknöchel an der Seite einer feuerfesten Glasform. Es ließ

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