Die Arena
Skala TEILCHEN PRO SEKUNDE. Die Nadel schlug aus, dann stand sie wieder zwischen +7 und +8.
»Ich hab mir überlegt, dass ein Generator und ein Sender praktisch das Gleiche sind«, sagte Norrie. »Und ein Sender muss nicht in der Mitte stehen, nur irgendwo hoch oben.«
»Nicht der Sendemast von WCIK«, sagte Benny. »Steht nur auf einer Lichtung und pumpt den Jesus raus. Ich hab ihn selbst gesehen.«
»Okay, aber dieser Sender hat echt Superpower«, antwortete Norrie. »Mein Dad sagt, dass er hunderttausend Watt oder so ähnlich hat. Vielleicht hat das, was wir suchen, weniger Reichweite. Also hab ich mich gefragt: >Was ist der höchste Teil der Stadt?<«
»Die Black Ridge«, sagte Joe.
»Die Black Ridge«, bestätigte sie und hielt eine kleine Faust hoch.
Joe schlug dagegen, dann zeigte er nach rechts vorn. »Dorthin, zwei Meilen. Vielleicht drei.« Er drehte das Geiger-Müller-Zählrohr in diese Richtung, und sie beobachteten alle fasziniert, wie die Nadel auf + 10 stieg.
»Fick mich doch«, sagte Benny.
»Vielleicht wenn du vierzig bist«, sagte Norrie. Tough wie immer ... aber dabei errötend. Ein klein wenig.
»Draußen an der Black Ridge Road gibt's eine alte Obstplantage«, sagte Joe. »Von der aus kann man die ganze Stadt sehen die TR-90 auch. Jedenfalls sagt das mein Dad. Dort könnte es sein. Norrie, du bist ein Genie.« Nun brauchte er doch nicht auf einen Kuss von ihr zu warten. Er drückte ihr selbst einen auf, traute sich aber nur, ihren Mundwinkel zu küssen.
Sie wirkte erfreut, aber zwischen ihren Augen stand weiter eine senkrechte kleine Sorgenfalte. »Vielleicht hat das nichts zu bedeuten. Der Zeiger spielt nicht gerade verrückt. Können wir mit unseren Rädern rausfahren?«
»Klar!«, sagte Joe.
»Nach dem Mittagessen«, fügte Benny hinzu. Er hielt sich selbst für den praktisch Veranlagten.
6
Während Joe, Benny und Norrie bei Mrs. McClatchey zu Mittag aßen (es gab tatsächlich Chop Suey) und Rusty Everett von Barbie und den beiden Teenagern assistiert die beim Supermarkt-Aufstand Verletzten im Cathy Russell verarztete, saß Big Jim in seinem Arbeitszimmer, ging eine Liste durch und hakte Punkte ab.
Er sah seinen Hummer wieder die Einfahrt heraufrollen und hakte einen weiteren Punkt ab: Brenda Perkins bei den anderen abgeliefert. Er glaubte bereit zu sein - jedenfalls so bereit, wie nur möglich. Und selbst wenn der Dome heute Nachmittag verschwand, würde ihm niemand etwas nachweisen können, glaubte er.
Junior kam herein und ließ die Schlüssel des Hummer auf Big Jims Schreibtisch fallen. Er war blass und musste sich dringender als je zuvor rasieren, aber er sah nicht mehr aus wie der Tod auf Rädern. Sein linkes Auge war gerötet, aber nicht flammend rot.
»Alles geregelt, Junge?«
Junior nickte. »Kommen wir ins Gefängnis?« Er sprach mit fast desinteressierter Neugier.
»Nein«, sagte Big Jim. Der Gedanke, er könnte im Gefängnis landen, war ihm niemals gekommen, nicht einmal als die Perkins- Hexe hier aufgekreuzt war und angefangen hatte, ihre Beschuldigungen vorzubringen. Er lächelte. »Aber Dale Barbara kommt hinter Gitter.«
»Kein Mensch wird glauben, dass er Brenda Perkins ermordet hat.«
Big Jim lächelte weiter. »Sie werden es glauben. Sie haben Angst, und sie werden's glauben. So funktionieren solche Dinge.« »Woher willst du das wissen?«
»Weil ich mich mit Geschichte befasse. Damit solltest du's auch mal versuchen.« Er war kurz davor, Junior zu fragen, wieso er das Bowdoin College verlassen hatte - hatte er das Studium abgebrochen, war er durchgefallen, oder hatten sie ihn rausgeworfen? Aber dies war nicht die rechte Zeit, nicht der rechte Ort dafür. Stattdessen fragte er seinen Sohn, ob er sich einen weiteren Auftrag zutraue.
Junior rieb sich seine Schläfe. »Ich denke schon. Wer A sagt, muss auch B sagen.«
»Du wirst einen Helfer brauchen. Du könntest natürlich Frank nehmen, aber mir wäre dieser Thibodeau lieber, wenn er sich heute bewegen kann. Aber nicht Searles. Guter Kerl, aber dumm.«
unior sagte nichts. Big Jim fragte sich wieder, was dem Jungen fehlen mochte. Aber wollte er das wirklich wissen? Vielleicht wenn diese Krise vorüber war. Vorläufig hatte er viele Töpfe und Pfannen auf dem Herd, und das Dinner würde bald serviert werden.
»Was soll ich also tun?«
»Lass mich erst noch etwas kontrollieren.« Big Jim griff nach seinem Handy. Jedes Mal erwartete er, dass es nun doch verstummt war, aber es funktionierte noch.
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