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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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liefen Tränen übers Gesicht.
    Jetzt war sie ruhig - Rusty hatte ihr einige Percocet gegeben -, aber aus ihrem weniger geschwollenen Auge sickerten noch immer Tränen. Ihr aufgedunsenes Gesicht war purpurrot verfärbt. Barbie fand, dass sie ein bisschen aussah wie Rocky Balboa nach dem Kampf gegen Weltmeister Apollo Creed.
    »Konzentrieren Sie sich auf die Sonnenseite«, sagte er. »Gibt's denn eine?«
    »Unbedingt. Die junge Roux hat einen Monat mit Suppe und Milchshakes vor sich.«
    »Georgia? Ich habe gehört, dass sie getroffen worden ist. Wie schlimm?«
    »Sie wird's überleben, aber es wird lange dauern, bis sie hübsch ist.«
    »Ach, sie wäre ohnehin nie Apfelblütenkönigin geworden.« Und etwas leiser: »Waren das ihre Schreie?«
    Barbie nickte. Georgias Schreie waren anscheinend durchs ganze Krankenhaus gehallt. »Rusty hat ihr Morphium gegeben, aber das hat nicht lange gewirkt. Sie muss eine Konstitution wie ein Pferd haben.«
    »Und ein Gewissen wie ein Alligator«, fügte Ginny mit ihrer dumpfen Stimme hinzu. »Was ihr zugestoßen ist, wünsche ich niemandem, aber es ist trotzdem ein verdammt gutes Argument für karmische Vergeltung. Wie lange bin ich schon hier? Meine blöde Armbanduhr ist hin.«
    Barbie sah auf seine eigene. »Kurz nach halb drei. Damit dürften Sie sich seit etwa fünfeinhalb Stunden auf dem Weg der Besserung befinden.« Er verdrehte den Oberkörper, hörte seinen Rücken knacken und spürte, wie die Verspannung sich etwas lockerte. Wahrscheinlich hatte Tom Petty Recht: The waiting was the hardest part - das Warten war am schlimmsten. Er nahm an, dass er sich erleichtert fühlen würde, sobald er tatsächlich in einer Zelle saß. Wenn er nicht tot war. Er hatte sich schon überlegt, dass es ihm in den Kram passen könnte, erschossen zu werden, während er sich gegen seine Verhaftung wehrte.
    »Worüber lächeln Sie?«, fragte Ginny.
    »Nichts.« Er hielt eine Pinzette hoch. »Seien Sie jetzt still und lassen Sie mich meine Arbeit tun. Je früher wir loslegen, desto früher sind wir fertig.«
    »Ich müsste aufstehen und Rusty helfen.«
    »Versuchen Sie's lieber nicht. Sie würden zusammenklappen.« Sie betrachtete die Pinzette. »Sie wissen, was Sie damit zu tun haben?«
    »Klar doch! Ich bin Olympiasieger im Splitterziehen.«
    »Ihr Dumme-Sprüche-Quotient ist noch höher als der meines Exmannes.« Sie lächelte schwach. Barbie konnte sich vorstellen, wie das trotz des Schmerzmittels wehtat, und rechnete ihr das hoch an.
    »Sie gehören nicht zu diesen unangenehmen Leuten aus medizinischen Berufen, die sich in Tyrannen verwandeln, wenn sie selbst behandelt werden müssen?«, fragte er.
    »Dr. Haskell hat dazugehört. Er hatte mal einen großen Splitter unter dem Daumennagel, und als Rusty sich erboten hat, ihn zu entfernen, wollte der Zauberer unbedingt einen Spezialisten.« Sie lachte, dann fuhr sie leise stöhnend zusammen.
    »Übrigens hat der Cop, der Sie zusammengeschlagen hat, einen Felsbrocken an die Stirn gekriegt, wenn Ihnen das ein Trost ist.«
    »Noch mehr Karma. Ist er wieder auf den Beinen?«
    »Ja.« Mel Searles hatte das Krankenhaus vor zwei Stunden mit einem Kopfverband zu Fuß verlassen.
    Als Barbie sich mit der Pinzette in der Hand über Ginny beugte, drehte sie instinktiv den Kopf zur Seite. Er drehte ihn wieder zu sich her, indem er mit einer Hand sanft gegen die weniger geschwollene Wange drückte.
    »Ich weiß, dass es sein muss«, sagte sie. »Ich hab nur Angst um meine Augen.«
    »Wenn man bedenkt, was für ein Schlag das war, können Sie von Glück sagen, dass die Splitter nur in die Haut und nicht ins Auge gegangen sind.«
    »Ja, ich weiß. Tun Sie mir nur nicht weh, okay?«
    »Okay«, sagte er. »Sie sind gleich wieder auf den Beinen, Ginny. Das dauert nicht lange.«
    Er wischte sich die Hände an seinem Kittel ab, damit sie bestimmt trocken waren (Handschuhe wollte er keine, weil er darin nicht genug Gefühl hatte), und beugte sich erneut über sie. In ihren Augenbrauen und der Haut um die Augen steckten ungefähr ein halbes Dutzend Splitter von zerbrochenen Brillengläsern, aber der eine, der ihm Sorgen machte, war ein winziger Glasdolch knapp unter dem linken Augenwinkel. Rusty hätte ihn bestimmt selbst entfernt, wenn er ihn gesehen hätte, aber er hatte sich ganz auf ihre Nase konzentriert.
    Beeil dich, sagte er sich. wer zögert, ist meistens verloren.
    Er zog den Splitter mit der Pinzette heraus und ließ ihn in eine Kunststoffschale auf der

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