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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sauerstoff gelebt. Rory hat ihm die Zylinder gewechselt. Er hat den altn Hunnesohn geliebt.«
    »Tut mir leid.« Das hatte sie schon mal gesagt, aber was hätte sie sonst sagen sollen?
    Eine Träne lief ihm über die Wange. »Ich fahr Sie hin, wohin Sie wolln, Missy Lou. Ich fahr rum, bis das Bier aus is. Wolln Sie auch eins?«
    »Ja, bitte.« Das Bier war warm, aber Sammy trank es gierig. Sie war sehr durstig. Sie angelte ein Percocet aus ihrer Tasche und nahm es mit einem weiteren großen Schluck. Sie spürte im Kopf, wie die Wirkung einsetzte. Das war gut. Sie angelte ein weiteres Perc heraus und bot es Alden an. »Wollen Sie auch eins? Davon fühlt man sich besser.«
    Er nahm die Tablette und spülte sie mit Bier hinunter, ohne auch nur zu fragen, was sie enthielt. Dann erreichten sie die Motton Road. Er sah die Einmündung etwas zu spät, bog weit ausholend ab und walzte dabei den Briefkasten der Crumleys nieder. Sammy störte das nicht.
    »Nehm Sie sich noch eins, Missy Lou.« »Danke, Sir.« Sie riss die nächste Dose auf
    »Wolln Sie mein Jungn sehn?« Im Licht vom Armaturenbrett erschienen seine Augen gelblich und feucht. Sie waren die Augen eines Hundes, der in ein Loch getreten ist und sich ein Bein gebrochen hat. »Wolln Sie mein Rory sehn?«
    »Ja, Sir«, sagte Sammy, »das möchte ich. Ich war dabei, wissen Sie.«
    »Das warn alle. Hatt meine Weide vermietet. Hab vermutlich dazu beigetragn, ihn umzubringn. Hab's nicht geahnt. Aber das tut man nie, stimmt's?«
    »Nein«, sagte Sammy.
    Alden wühlte in der Brusttasche seines Overalls herum und zog eine abgewetzte Geldbörse heraus. Er ließ das Lenkrad los, um sie aufzuklappen, und kniff die Augen zusammen, während er die kleinen Plastikfächer durchsuchte. »Die Geldbörse habn mir meine Jungs geschenkt«, sagte er. »Ro'y und Ollie. Ollie lebt noch.«
    »Das ist eine hübsche Geldbörse«, sagte Sammy und beugte sich nach links, um das Steuer zu ergreifen. In ihrer Zeit mit Phil hatte sie das oft getan. Sogar sehr oft. Mr. Dinsmores Pick-up schlingerte in langsamen, irgendwie feierlichen Bogen von einer Straßenseite zur anderen und verfehlte nur knapp einen weiteren Briefkasten. Aber das war in Ordnung: Der arme alte Kerl fuhr nur zwanzig, und die Motton Road war verlassen. Im Autoradio spielte WCIK leise »Sweet Hope of Heaven« von den Blind Boys of AIabama.
    Alden hielt ihr seine Geldbörse hin. »Hier is er. Das is mein Junge. Mit seim Grampa.«
    »Fahren Sie, während ich ihn mir ansehe?«, fragte Sammy.
    »Klar.« Alden übernahm wieder das Steuer. Der Pick-up begann etwas gerader und schneller zu fahren, klammerte sich aber weiter mehr oder weniger am Mittelstrich fest.
    Das Bild war ein verblasstes Farbfoto, das einen kleinen Jungen und einen alten Mann mit umeinandergelegten Armen zeigte. Der Alte trug eine Mütze der Red Sox und eine Sauerstoffmaske. Der Junge grinste breit. »Ein hübscher Junge, Sir«, sagte Sammy.
    »Ja, hübscher Junge. Hübsch un clever.« Alden stieß einen tränenlosen Schmerzensschrei aus, der wie das Iahen eines Esels klang. Seine Lippen versprühten dabei Speichel. Der Pick-up schlingerte nach rechts, dann fing er sich wieder.
    »Ich hab auch einen hübschen Jungen«, sagte Sammy. Sie fing an zu weinen. Früher, daran erinnerte sie sich, hatte sie Spaß daran gehabt, Bratz-Puppen zu quälen. Jetzt wusste sie selbst, wie es war, in der Mikrowelle zu stecken. In der Mikrowelle zu verbrennen. »Ich werde ihn küssen, wenn ich ihn wiedersehe. Ihn noch einmal küssen.«
    »Ja, küssn Sie ihn«, sagte Alden. »Ich werd's tun.«
    »Sie müssen ihn küssn und umarm und an sich drückn.« »Das werd ich, Sir.«
    »Ich würd mein Jungen küssn, wenn ich nur könnt. Ich würd seine kalte, kalte Wange küssn.«
    Ich weiß, dass Sie das tun würden, Sir.«
    »Aber wir habn ihn begrabn. Heute Morgen. Bei uns auf der Farm.«
    »Mein herzliches Beileid.« »Nehm Sie sich noch 'n Bier.«
    »Danke.« Sie nahm sich noch ein Bier. Sie wurde allmählich betrunken. Es war wundervoll, betrunken zu sein.
    So fuhren die beiden weiter, während über ihnen die rosa Sterne heller wurden; sie funkelten, aber sie fielen nicht - heute Nacht gab es keinen Meteoritenschauer. Ohne langsamer zu werden, passierten sie Sammys Wohnwagen, den sie nie mehr betreten würde.
     
    1 7
     
    Es war ungefähr Viertel vor acht, als Rose Twitchell an den Glaseinsatz der Tür zur Redaktion des Democrat klopfte. Julia, Pete und Tony standen an einem langen Tisch

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