Die Arena
ausgebleichte Jeans und ein Skateboard-T-Shirt »Old School Winged Ripper« trägt. Heute Abend ist die toughe Riot-Grrrl-Schnute, die ihre Mutter verzweifeln lässt, von Norrie Calverts Gesicht verschwunden. An ihre Stelle ist ein staunender Gesichtsausdruck getreten, der sie wie die Achtjährige aussehen lässt, die sie vor nicht allzu langer Zeit gewesen ist. Wir folgen ihrem Blick und sehen einen riesengroßen Vollmond aus den Wolken östlich der Stadt aufsteigen. In Form und Farbe gleicht er einer frisch aufgeschnittenen rosa Grapefruit.
»0 ... mein ... Gott«, flüstert Norrie. Eine zur Faust geballte Hand ist zwischen ihre knospenden Brüste gepresst, während sie diese rosa Abnormität von einem Mond betrachtet. Dann geht sie weiter, jedoch nicht so erstaunt, dass sie versäumt, sich gelegentlich umzusehen, um sich zu vergewissern, dass sie nicht bemerkt worden ist. Alles strikt nach Linda Everetts Anweisung:
Sie sollten einzeln hingehen, sich dabei unauffällig verhalten und sich vollkommen vergewissern, dass sie nicht beschattet wurden.
»Dies ist kein Spiel«, hatte Linda ihnen erklärt. Norrie hatte ihr blasses, angespanntes Gesicht mehr beeindruckt als ihre Worte.
»Wenn wir geschnappt werden, kriegen wir nicht bloß Punkte abgezogen oder müssen einmal aussetzen. Habt ihr Kids das verstanden?«
»Kann ich Joe begleiten?«, hatte Mrs. McClatchey gefragt. Sie war fast so blass gewesen wie Mrs. Everett.
Aber Mrs. Everett hatte den Kopf geschüttelt. »Schlechte Idee.« Und das hatte Norrie am meisten beeindruckt. Nein, kein Spiel; eher ein Kampf auf Leben und Tod.
Ah, da ist die Kirche, und das Pfarrhaus ist gleich daneben versteckt. Hinten, wo die Küche liegen muss, kann Norrie das helle weiße Licht einer Coleman-Laterne sehen. Bald wird sie drinnen sein, dem Blick dieses schrecklichen rosa Mondes entzogen. Bald wird sie in Sicherheit sein.
Das glaubt sie zumindest, als ein Schatten sich aus einem der noch dunkleren Schatten löst und sie am Arm fasst.
17
Norrie war zu erschrocken, um zu kreischen, was nur gut war; als der rosa Mond das Gesicht des Mannes beleuchtete, der sie angehalten hatte, sah sie, dass es Romeo Burpee war.
»Scheiße, du hast mir echt Angst gemacht«, flüsterte sie. »Sorry. Pass nur ein bisschen auf, ich.« Rommie ließ ihren Arm los und sah sich um. »Wo sin deine Boyfriends?«
Darüber musste Norrie lächeln. »Keine Ahnung. Wir sollen einzeln und auf verschiedenen Wegen kommen. Das hat Mrs. Everett gesagt.« Sie sah den Hügel hinunter. »Ich glaube, da kommt Joeys Mutter. Wir sollten lieber schon reingehen.«
Sie gingen auf den hellen Laternenschein zu. Die innere Tür des Pfarrhauses stand offen. Rommie klopfte leise an den Rahmen der Fliegengittertür und sagte: »Rommie Burpee und eine Freundin. Falls es eine Losung gibt, haben wir sie nicht mitgekriegt.«
Piper Libby öffnete die Tür und ließ sie ein. Sie musterte Norrie neugierig. »Wer bist du?«
»Verdammt, wenn das nicht meine Enkelin ist«, sagte Ernie, der vom Flur hereinkam. Er hatte ein Glas Limonade in der Hand und ein Grinsen auf dem Gesicht. »Komm her, Mädchen. Du hast mir gefehlt!«
Norrie umarmte ihn kräftig und gab ihm einen Kuss, wie ihre Mutter ihr aufgetragen hatte. Sie hatte nicht erwartet, diesen Auftrag so bald ausführen zu können, aber sie freute sich darüber. Und ihm konnte sie die Wahrheit sagen, die keine Folter ihr vor den Jungs, mit denen sie herumhing, hätte entreißen können.
»Grampa, ich hab solche Angst.«
»Die haben wir alle, Schätzchen.« Er drückte sie noch fester an sich, dann sah er in ihr erhobenes Gesicht. »Keine Ahnung, was du hier treibst - aber wie wär's mit einem Glas Limonade, wenn du schon mal hier bist?«
Norrie sah die Kaffeemaschine und sagte: »Ich hätte lieber einen Kaffee.«
»Ich auch«, sagte Piper. »Ich habe besten Kaffee eingefüllt und wollte sie gerade einschalten, als mir einfiel, dass ich keinen Strom habe.« Sie schüttelte leicht den Kopf, als hoffte sie, dadurch wieder klar denken zu können. »Diese Sache trifft mich auf ganz unterschiedliche Weise.«
Dann wurde nochmals an die Hintertür geklopft, und Lissa Jamieson kam mit hochrotem Gesicht herein. »Ich habe mein Fahrrad in Ihrer Garage versteckt, Reverend Libby. Das ist hoffentlich in Ordnung.«
»Natürlich. Und wenn wir uns hier zu einer illegalen Verschwörung versammeln - wie Rennie und Randolph zweifellos behaupten würden -, sollten Sie mich Piper
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