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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht«, sagt Barbie, der an Poppa Smurf denkt. »Du verarschst mich.«
    »Das tue ich nicht.«
    »Das musst du aber!«
    »Schluss mit der Meckerei, fang an zu fragen.« »Gibst du mir einen Hinweis?«
    »Nein. Das war deine erste Frage. Noch neunzehn.«
    »Warte einen gottverdammten Augenblick. Das ist unfair.« Wir wollen es den beiden überlassen, die Last der kommenden vierundzwanzig Stunden so gut wie möglich zu tragen, einverstanden? Schweben wir also an dem noch immer warmen Aschehaufen vorbei, der die Redaktion des Democrat war (nun leider nicht mehr im Dienst der »Kleinstadt, die wie ein Stiefel aussieht«), vorbei an Sanders Hometown Drug (angesengt, aber weitgehend unbeschädigt, obwohl Andy Sanders ihn nie mehr betreten wird), der Buchhandlung und LeClercs Maison des Fleurs, in dem jetzt alle Blumen verwelkt oder kurz davor sind. Weiter geht es unter der ausgefallenen Ampel an der Kreuzung der Routes 119 und 117 hindurch (wir streifen sie; die hängende Ampel schwankt leicht, dann beruhigt sie sich wieder) und über den Parkplatz der Food City. Wir sind lautlos wie der Atem eines schlafenden Kindes.
    Die großen Schaufenster des Supermarkts sind mit aus Tabby Morrells Holzlager requirierten Sperrholzplatten verschalt, und Jack Cale und Ernie Calvert haben den größten Dreck vom Boden aufgewischt, aber in der Food City, in der noch überall Dosen, Behälter und aufgerissene Verpackungen verstreut sind, sieht es weiterhin scheußlich aus. Die restlichen Waren (mit anderen Worten alles, was nicht in privaten Speisekammern verschwunden ist oder in den Garagen hinter der Polizeistation lagert) sind in wildem Durcheinander in den Regalen verstaut. Der Limonadenkühler, der Bierkühler und die Eiscrememaschine sind zerdeppert. Es riecht stark nach verschüttetem Wein. Big Jim Rennie will, dass seine neuen - und fast ausnahmslos schrecklich jungen - Gesetzeshüter genau dieses von Plünderern hinterlassene Chaos sehen. Sie sollen erkennen, dass die ganze Stadt so aussehen könnte, und er ist gerissen genug, um zu wissen, dass er das nicht eigens zu sagen braucht. Sie werden begreifen, worauf er hinauswill: So etwas passiert, wenn der Hirte seine Pflicht vernachlässigt und ihm die Herde durchgeht.
    Müssen wir uns seine Rede anhören? Kaum. Wir werden Big Jim morgen Abend zuhören, das müsste genügen. Außerdem wissen wir alle, wie so was abläuft; Amerikas große Spezialitäten sind Demagogen und Rock 'n' Roll, und wir haben zu unserer Zeit reichlich genug von beidem gehört.
    Trotzdem sollten wir einen Blick auf die Gesichter seiner Zuhörer werfen, bevor wir gehen. Sehen Sie nur, wie gebannt sie zuhören, und erinnern Sie sich dann, dass viele von ihnen (Carter Thibodeau, Mickey Wardlaw und Todd Wendlestat, um nur einige zu nennen) Dummköpfe waren, die keine einzige Woche in der Schule hatten verbringen können, ohne eine Arreststrafe zu kassieren, weil sie den Unterricht gestört oder sich auf der Toilette geprügelt hatten. Aber Rennie hat sie hypnotisiert. Im Einzelgespräch war er nie sehr überzeugend, aber wenn er vor einer Menge steht ... »rowdy-dow and a hot-cha-cha«, wie der alte Clayton Brassey damals zu sagen pflegte, als er noch ein paar funktionierende Gehirnzellen besaß. Big Jim erzählt ihnen von der »dünnen blauen Linie« und »dem Stolz, seinen Kameraden beizustehen«, und davon, dass »die Stadt sich auf euch verlässt«. Auch weiteres Zeug. Das gute Zeug, das seinen Reiz nie verliert.
    Big Jim kommt auf Barbie zu sprechen. Er erzählt ihnen, dass Barbies Freunde weiter dort draußen lauern, Zwietracht säen und Aufwiegelei betreiben - alles zu ihren eigenen üblen Zwecken.
    Indem er die Stimme senkt, sagt er: »Sie werden versuchen, mich in Verruf zu bringen. Ihre Lügen werden bodenlos sein.«
    Das wird mit missfälligem Knurren quittiert.
    »Werdet ihr auf diese Lügen hören? Werdet ihr zulassen, dass ich in Verruf gebracht werde? Werdet ihr zulassen, dass diese Stadt in der Stunde ihrer größten Not ohne einen starken Führer bleibt?«
    Die Antwort ist natürlich ein laut hallendes NEIN! Und obwohl Big Jim weiterspricht (wie die meisten Politiker begnügt er sich nicht damit, ein gutes Argument einmal vorzubringen, sondern will es durch mehrfache Wiederholung verstärken), können wir ihn jetzt verlassen.
    Ziehen wir also auf diesen verlassenen Straßen zum Pfarrhaus der Congo Church weiter. Und seht! Da ist jemand, mit dem wir gehen können: eine Dreizehnjährige, die

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