Die Arena
der Lieferwagen des Sweetbriar Rose langsam auf der Route 119 nach Süden unterwegs. Morgen würde diese Straße mit Autos verstopft sein und nach Auspuffgasen stinken, aber heute war sie fast unheimlich leer. Rose fuhr selbst. Ernie Calvert saß auf dem Beifahrersitz. Norrie, die zwischen ihnen auf der Motorverkleidung hockte, hielt ihr Skateboard an sich gepresst, das übersät war mit Aufklebern von längst nicht mehr existierenden Punk-Bands wie Stalag 17 und The Dead Milkmen.
»Die Luft riecht so schlecht«, sagte Norrie.
»Das kommt vom Prestile, Schätzchen«, sagte Rose. »Wo er früher nach Motton weitergeflossen ist, hat er sich in einen großen stinkenden Sumpf verwandelt.« Sie wusste natürlich, dass dies nicht nur der Gestank eines sterbenden Flusses war, aber das sagte sie nicht. Sie mussten atmen, deshalb hatte es keinen Zweck, sich darüber Sorgen zu machen, was sie vielleicht einatmeten. »Hast du mit deiner Mutter gesprochen?«
»Ja«, sagte Norrie bedrückt. »Sie kommt, aber sie ist von der Idee nicht sehr begeistert.«
»Bringt sie mit, was sie an Lebensmitteln im Haus hat, wenn es so weit ist?«
»Ja. Im Kofferraum unseres Autos.« Norrie fügte jedoch nicht hinzu, dass Joanie Calvert zuerst ihre Schnapsvorräte einladen würde; Lebensmittel würden die zweite Geige spielen. »Was ist mit der Strahlung, Rose? Wir können nicht jedes Auto, das dort rauf fährt, mit Bleiblech auskleiden.«
»Wenn Leute nur ein- oder zweimal hinauffahren, dürfte ihnen nichts passieren.« Darüber hatte Rose sich im Internet sachkundig gemacht. Seitdem wusste sie auch, dass Strahlensicherheit von der Stärke der Strahlung abhing, aber sie sah keinen Sinn darin, andere mit Dingen zu beunruhigen, die sich ihrer Kontrolle entzogen. »Wichtig ist, dass man der Strahlung nicht lange ausgesetzt ist ... und Joe sagt, der Gürtel ist nicht breit.«
»Joeys Mutter wird nicht kommen wollen«, sagte Norrie.
Rose seufzte. Das wusste sie. Der Besuchstag hatte Vor- und Nachteile. Er konnte ihr Verschwinden tarnen, aber wer draußen Angehörige hatte, würde sie sehen wollen. Vielleicht wird McClatchey zufällig nicht ausgelost, dachte sie.
Vor ihnen lag Jim Rennie's Used Cars mit der großen Werbetafel:
BIG JIM LÄSST SIE ROLLEN!
FRAGEN $IE UN$ NACH FINANZIERUNG!
»Denk daran, dass ... «, begann Ernie.
»Ich weiß«, sagte Rose. »Falls jemand da sein sollte, kehre ich vor der Einfahrt um und fahre in die Stadt zurück.«
Aber bei Rennie's waren alle Parkplätze NUR FÜR MITARBEITER leer, der Ausstellungsraum war verlassen, und am Haupteingang hing ein Schild mit der Mitteilung BIS AUF WEITERES GESCHLOSSEN! Rose fuhr rasch nach hinten weiter. Dort waren Reihen von Pkws und Pick-ups mit Schildern hinter den Windschutzscheiben geparkt, auf denen der Preis und Slogans wie PREIS KNÜLLER und TOP GEPFLEGT und HE, GEFÄLLT DIR MEIN LOOK? standen (wobei die beiden 0 als sexy Mädchenaugen mit langen Wimpern ausgemalt waren). Dies waren die ramponierten Arbeitspferde in Big Jims Stall, kein Vergleich zu den eleganten Vollblütern aus Detroit und Deutschland, die vor dem Ausstellungsraum standen. Ganz hinten an dem Maschendrahtzaun, der Big Jims Verkaufsplatz von einem mit Müll übersäten niedrigen Wäldchen trennte, standen Kastenwagen aufgereiht, von denen einige noch das AT&T-Logo trugen.
»Die meine ich«, sagte Ernie. Er griff hinter seinen Sitz und holte einen langen dünnen Metallstreifen hervor.
»Das ist ein Slim Jim«, sagte Rose trotz ihrer Nervosität amüsiert. »Wie kommst du zu einem Slim Jim, Ernie?«
»Aus der Zeit, als ich noch in der Food City gearbeitet habe. Du würdest staunen, wie viele Leute ihre Schlüssel in ihrem Wagen einsperren.«
»Wie willst du den Motor anlassen, Grampa?«, fragte Norrie. Ernie lächelte schwach. »Mir fällt schon was ein. Hier anhalten, Rose.«
Er stieg aus und trabte zu dem ersten Van - erstaunlich leichtfüßig für einen Mann, der bald siebzig wurde. Er sah durchs Fenster, schüttelte den Kopf und ging weiter. Dann zu dem dritten Wagen, der aber einen Platten hatte. Nachdem er ins vierte Fahrzeug gesehen hatte, drehte er sich zu Rose um und reckte einen Daumen hoch. »Okay, Rose. Verschwinde!«
Rose konnte sich denken, dass Ernie seine Enkelin nicht sehen lassen wollte, wie er den Innenraumöffner benutzte. Das fand sie rührend. Sie fuhr wieder nach vorn zur Ausfahrt, ohne ein Wort zu sagen. Dort hielt sie erneut. »Ist das wirklich eine gute Idee,
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