Die Arena
hielten sich an den Händen und weinten alle drei.
Barbie rannte zu Julia und fasste sie an den Schultern. Sie ging in der Dreierkette außen, und die Taschenlampe, die sie in der freien Hand gehalten hatte, fiel in das Unkraut, das den Hof überwucherte. Sie sah zu ihm auf und versuchte zu lächeln. »Sie sind also befreit worden, Colonel Barbara. Das ist ein Punkt für die Heimmannschaft.«
»Was ist mit Ihnen passiert?«, fragte Barbie.
Inzwischen kamen Joe, Benny und Norrie, dicht gefolgt von ihren Müttern, herbeigerannt. Die Kinder verstummten abrupt, als sie sahen, in welchem Zustand sich die drei Frauen befanden. Horace lief kläffend zu seiner Herrin. Julia sank auf die Knie und vergrub ihr Gesicht in seinem Fell. Horace schnüffelte an ihr, wich dann plötzlich zurück, setzte sich und heulte klagend. Julia starrte ihn an, dann schlug sie die Hände vors Gesicht, als schämte sie sich. Norrie, die Joe links und Benny rechts neben sich hatte, ergriff die Hände der beiden. Ihre Mienen waren ernst und erschrocken. Pete Freeman, Tony Guay und Rose Twitchell traten aus dem Farmhaus, kamen aber nicht näher, sondern blieben an der Küchentür zusammengedrängt stehen.
»Wir sind hingegangen, um uns den Kasten anzusehen«, sagte Lissa bedrückt. Ihre gewohnte Ist-die-Welt-nicht-herrlich-Fröhlichkeit war verflogen. »Wir sind um ihn herum niedergekniet. Er trägt ein Symbol, das ich noch nie gesehen habe .. es hat nichts mit der Kabbala zu tun .. «
»Er ist schrecklich«, sagte Piper und wischte sich Tränen aus den Augen. »Und dann hat Julia ihn berührt. Nur sie hat ihn angefasst, aber wir ... wir alle haben ... «
»Habt ihr sie gesehen?«, fragte Rusty.
Julia ließ die Hände sinken und starrte ihn wie verwundert an. »Ja. Ich, wir alle. Sie. Grauenhaft.«
»Die Lederköpfe«, sagte Rusty.
»Was?«, fragte Piper. Dann nickte sie. »Ja, so könnte man sie nennen, denke ich. Gesichter ohne Gesicht. Hohe Gesichter.«
Hohe Gesichter, dachte Rusty. Er wusste nicht, was das heißen sollte, erkannte aber, dass es zutraf. Er dachte wieder an seine Töchter und ihre Freundin Deanna, die auf dem Pausenhof-Snacks und Geheimnisse austauschten. Dann erinnerte er sich an den besten Freund, den er in seiner Kindheit gehabt hatte - zumindest eine Zeit lang; Georgie und er hatten sich in der zweiten Klasse heillos zerstritten -, und spürte Entsetzen wie eine Woge über sich hinwegbranden.
Barbie packte ihn an den Schultern. »Was?« Er schrie ihn fast an. »Was ist los?«
»Nichts. Ich denke nur an ... an einen Freund, den ich als kleiner Junge hatte. George Lathrop. In einem Jahr bekam er zum Geburtstag ein Vergrößerungsglas geschenkt. Und damit haben wir manchmal ... in der Pause haben wir ... «
Rusty half Julia aufzustehen. Horace war zu ihr zurückgekommen, als würde das, was ihn verjagt hatte, so rasch abklingen wie zuvor das Leuchten des Vans.
»Was habt ihr getan?«, fragte Julia. Ihre Stimme klang fast wieder ruhig. »Erzähl.«
»Das war in der alten Grundschule in der Main Street. Nur zwei Räume, einer für die erste bis vierte Klasse, der andere für die fünfte bis achte Klasse. Der Pausenhof war nicht befestigt.« Er lachte zittrig. »Teufel, es gab nicht mal fließendes Wasser, nur ein Außenklo, das wir Kinder ... «
»Das Honighaus genannt haben«, sagte Julia. »Ich war auch dort.«
»George und ich, wir sind am Klettergerüst vorbei bis an den Zaun gegangen. Dort gab es Ameisenhaufen, und wir haben Ameisen mit dem Brennglas in Brand gesetzt.«
»Mach dir deswegen keine Vorwürfe, Doc«, sagte Ernie. »Das haben viele Jungen getan - und manche noch Schlimmeres.« Er selbst hatte mit ein paar Freunden den Schwanz einer streunenden Katze in Petroleum getaucht und angezündet. Aber davon hätte er den anderen so wenig erzählt, wie er Einzelheiten seiner Hochzeitsnacht preisgegeben hätte.
Vor allem nicht, weil wir gelacht haben, als die Katze geflüchtet ist, dachte er. Gott, wie wir gelacht haben! »Weiter«, sagte Julia.
»Ich bin fertig.«
»Das bist du nicht«, sagte sie.
»Hört mal«, sagte Joanie Calvert. »Das ist alles sicher sehr psychologisch, aber ich glaube nicht, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, um ... «
»Pst, Joanie«, sagte Claire.
Julia beobachtete weiter Rustys Gesichtsausdruck.
»Was kümmert dich das?«, fragte Rusty. In diesem Augenblick kam es ihm vor, als gäbe es keine anderen Zuhörer. Als wären sie unter vier Augen.
»Erzähl's mir
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