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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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und ist schon fast kalt. Nell Toomey, seine Urgroßenkelin und hauptsächliche Pflegerin, ist nirgends zu sehen; sie ist mit Bruder und Schwägerin zu Dinsmores Farm unterwegs.
    »Oh, Onkel ... tut mir leid, aber wahrscheinlich war's Zeit«, sagt Marta.
    Sie geht ins Schlafzimmer, holt ein frisches Bettlaken aus dem Schrank und wirft es über den Alten. So erinnert er ein bisschen an ein abgedecktes Möbelstück in einem verlassenen Haus. Vielleicht eine Kommode mit Aufsatz. Marta kann das Stromaggregat hinter dem Haus laufen hören und denkt sich: Hol's der Teufel. Sie schaltet den Fernseher ein, stellt ihn auf CNN und setzt sich auf die Couch. Was sich auf dem Bildschirm abspielt, lässt sie fast vergessen, dass sie in Gesellschaft einer Leiche fernsieht.
    CNN zeigt mit einem starken Teleobjektiv aufgenommene Luftbilder aus einem Hubschrauber, der über dem Flohmarkt in Motton schwebt, wo die Besucherbusse parken werden. Die unter der Kuppel zuerst Losmarschierten sind bereits da. Hinter ihnen erstreckt sich der Hadsch: ein Menschenzug, der die ganze Breite der Route 119 einnimmt und bis zur Food City im Hintergrund reicht. Die Ähnlichkeit dieser Prozession mit wandernden Ameisen ist unverkennbar.
    Irgendein Reporter brabbelt dazu und benutzt Ausdrücke wie wundervoll und erstaunlich. Als er zum zweiten Mal sagt: So etwas habe ich noch nie gesehen, stellt Marta den Ton ab, weil sie denkt:
    Das hat noch niemand, du Blödmann. Sie überlegt gerade, ob sie aufstehen und in der Küche nach Zutaten für einen Imbiss fahnden soll (vielleicht ist das in Gesellschaft einer Leiche nicht in Ordnung, aber sie hat Hunger, verdammt nochmal), als der Bildschirm sich teilt. In der linken Hälfte verfolgt jetzt ein weiterer Hubschrauber die Buskolonne, die Castle Rock verlässt, und der unten eingeblendete Text lautet: BESUCHER SOLLEN KURZ NACH 10 UHR EINTREFFEN.
    Also ist doch noch Zeit, einen kleinen Imbiss vorzubereiten.
    Marta findet Cracker, Erdnussbutter und - das ist der beste Fund - drei kalte Flaschen Bud. Sie nimmt alles auf einem Tablett ins Wohnzimmer mit und macht es sich damit bequem. »Danke, Onkel«, sagt sie.
    Auch bei ausgeschaltetem Ton (besonders bei ausgeschaltetem Ton) sind die gegenübergestellten Bilder fesselnd, hypnotisch. Als das erste Bier zu wirken beginnt (herrlich!), erkennt Marta, dass man praktisch darauf wartet, dass eine unwiderstehliche Kraft auf ein unbewegliches Objekt trifft, und sich fragt, ob es eine Explosion geben wird, wenn die beiden aufeinanderprallen.
    Nicht weit von der sich versammelnden Menge entfernt, auf dem kleinen Hügel, auf dem er das Grab seines Vaters aushebt, lehnt Ollie Dinsmore auf seinem Spaten und beobachtet, wie die Menge eintrifft: zweihundert, dann vierhundert, dann achthundert Menschen. Mindestens achthundert. Er sieht eine Frau, die ihr Baby in einem Tragegestell auf dem Rücken hat, und fragt sich, ob sie übergeschnappt ist, weil sie einen Säugling bei dieser Hitze mitschleppt - und noch dazu ohne Mütze als Sonnenschutz. Ollie stellt sich vor, was für ein langsamer, trauriger Heimweg ihnen bevorsteht, sobald der Rummel vorbei ist. In der brütenden Spätnachmittagshitze den ganzen Weg in die Stadt zurück ... Dann macht er sich wieder an die Arbeit.
    Hinter der stetig anwachsenden Menge parken auf bei den Banketten Streifenwagen - mit einem Dutzend hauptsächlich neuer Cops unter Führung von Henry Morrison - mit eingeschalteten Blinkleuchten. Die beiden letzten Wagen sind verspätet eingetroffen, weil Henry die Besatzungen angewiesen hat, ihre Kofferräume mit Wasserkanistern zu beladen, die sie im Feuerwehrhaus gefüllt haben. Wie er vor kurzem entdeckt hat, funktioniert das dortige Notstromaggregat nicht nur, sondern dürfte auch noch Flüssiggas für ein paar Wochen haben. Natürlich ist das nicht einmal entfernt genug Wasser - angesichts der Einwohnerzahl ist es sogar lachhaft wenig -, aber mehr konnten sie im Augenblick nicht tun. Sie werden es für Leute aufsparen, die in der Sonne ohnmächtig werden. Henry hofft, dass es nicht viele sein werden, aber er weiß, dass es einige geben wird, und verflucht Jim Rennie wegen der mangelnden Vorsorge. Er kennt den Grund dafür - Rennie sind diese Leute scheißegal-, und das macht die Nachlässigkeit in Henrys Augen noch schlimmer.
    Herausgefahren ist er mit Pamela Chen, der einzigen der neuen »Special Deputies«, der er hundertprozentig traut, und als er die Größe der Menge sieht, weist er sie an, das Cathy

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