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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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mal so viel Angst, wie ich haben müsste. Vielleicht weil alles so ... heimtückisch ist. Ich habe mich sogar an den Gestank gewöhnt.«
    »Tatsächlich?«
    Er lachte. »Nein. Was ist mit dir? Ängstlich?«
    »Ja, aber vor allem traurig. So geht die Welt zugrunde, nicht mit einem Knall, sondern nach Luft schnappend.« Sie hustete nochmals, hielt sich dabei eine zur Faust geballte Hand vor den Mund. Barbie konnte hören, wie andere Leute das Gleiche taten. Einer davon würde der kleine Junge sein, der jetzt Thurstons kleiner Junge war. Morgen früh bekommt er was Besseres, dachte Barbie, aber dann fiel ihm ein, was Thurston gesagt hatte: Sauerstoff in rationierten kleinen Dosen. So sollte kein Kind atmen müssen.
    So sollte niemand atmen müssen.
    Julia spuckte ins Gras, dann wandte sie sich wieder ihm zu. »Ich kann nicht glauben, dass wir uns das selbst angetan haben. Diese Wesen, die den Kasten betreiben - die Lederköpfe -, haben die Ausgangslage geschaffen, aber ich denke, dass sie nur ein Haufen Kinder sind, die den Spaß beobachten. Die gewissermaßen eine Art Videospiel spielen. Sie sind außerhalb. Wir sind drinnen, und wir haben uns das alles selbst angetan.«
    »Mach dir in dieser Beziehung keine Vorwürfe, als hättest du nicht schon genügend Probleme«, sagte Barbie. »Wenn einer schuld daran ist, dann Rennie. Er ist der Kerl, der das Drogenlabor eingerichtet hat; er hat überall in der Stadt Flüssiggas stehlen lassen. Er ist auch derjenige Kerl, der Männer zur Radiostation hinausgeschickt und dort eine Schießerei provoziert hat. Davon bin ich überzeugt.«
    »Aber wer hat ihn gewählt?«, fragte Julia. »Wer hat ihm die Macht verliehen, das alles zu tun?«
    »Nicht du. Deine Zeitung hat einen Feldzug gegen ihn geführt. Oder sehe ich das falsch?«
    »Du hast Recht«, sagte sie, »aber nur in Bezug auf die letzten sieben, acht Jahre. Anfangs hat der Democrat- mit anderen Worten ich - geglaubt, er wäre das Größte seit der Erfindung von Brot in Scheiben. Als ich erkannt habe, was er wirklich war, hatte er seine Stellung längst ausgebaut. Und er hatte den armen lächelnden, dummen Andy Sanders, der ihm den Rücken freigehalten hat.«
    »Du darfst dir trotzdem keine Vorwürfe ... «
    »Doch, ich kann, und ich tue es. Hätte ich geahnt, dass dieser aggressive, unfähige Hundesohn sich in einer wirklichen Krise zum Diktator aufschwingen würde, hätte ich ... hätte ich ihn ... wie einen Welpen in einem Sack ersäuft.«
    Er lachte, musste aber gleich wieder husten. »Du klingst immer weniger wie eine Republi ... «, begann er, aber dann brach er ab. »Was?«, fragte sie, und dann hörte sie es ebenfalls. Aus dem Dunkel ratterte und quietschte etwas heran. Als es näher kam, sahen sie eine schlurfende Gestalt, die einen Spielzeugwagen zog. »Wer da?«, rief Dougie Twitchell.
    Als der Neuankömmling antwortete, klang seine Stimme etwas undeutlich. Weil er selbst eine Sauerstoffmaske trug, wie sich zeigte.
    »Na, Gott sei Dank«, sagte Sloppy Sam. »Hab am Straßenrand ein Nickerchen gemacht und dann Angst gehabt, mir könnt die Luft ausgehen, bevor ich hier raufkomm. Aber jetzt bin ich da. Und gerade rechtzeitig, weil mein Sauerstoff ziemlich verbraucht ist.«
     
    6
     
    Am Samstagmorgen bot das Militärlager an der Route 119 auf dem Gemeindegebiet von Motton einen traurigen Anblick. Nur drei Dutzend Soldaten und ein Hubschrauber CH-47 Chinook waren noch dort. Ein Dutzend Männer luden die großen Zelte und die Air-Max-Ventilatoren ein, die Cox zur Südseite der Kuppel hatte transportieren lassen, sobald die Explosion gemeldet worden war. Die Ventilatoren waren nie gelaufen. Als sie eintrafen, gab es niemanden mehr, dem das bisschen Luft, das sie durch die Barriere drücken konnten, hätte nutzen können. Gegen sechs Uhr abends war das Feuer aus Mangel an Brennstoff und Sauerstoff erloschen, aber auf der Chester's-Mill-Seite der Barriere waren alle tot.
    Das Sanitätszelt wurde von einem weiteren Dutzend Soldaten abgebaut und zusammengerollt. Wer nicht dafür gebraucht wurde, war nach alter Army- Tradition für das Säubern des Geländes eingeteilt worden. Das war bloße Arbeitsbeschaffung, aber das störte keinen der Männer, die diesen Scheißjob hatten. Nichts konnte sie den alptraumhaften gestrigen Nachmittag vergessen lassen, aber Einwickelpapiere, Getränkedosen, Flaschen und Zigarettenkippen aufzusammeln, half etwas dagegen. Bald würde es Tag werden, und dann würden die Triebwerke des großen

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