Die Arena
meisten hatten sich bis auf die Unterwäsche ausgezogen. Die nur drei Meter entfernten Wachposten waren in Dufflecoats und Handschuhe verpackt, aber hier drinnen war es heißer denn je.
Rusty und Ginny knieten neben Ernie Calvert. Rusty hatte ein Stethoskop umhängen und hielt eine Sauerstoff maske in der Hand. Verbunden war sie mit einer kleinen Flasche, auf der in Schablonenschrift stand: CRH Krankenwagen Nicht Entefernen Sofort Ersetzen. Norrie und ihre Mutter, die ihre Arme umeinandergeschlungen hatten, sahen ängstlich zu.
»Tut mir leid, dass er dich geweckt hat«, sagte Joanie. »Er ist krank.«
»Wie krank?«, fragte Barbie.
Rusty schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht. Es klingt wie eine Bronchitis oder eine schlimme Erkältung, aber das ist es natürlich nicht. Es kommt von der schlechten Luft. Ich habe ihm etwas Sauerstoff gegeben, und das hat eine Zeit lang geholfen, aber jetzt ... « Er zuckte mit den Schultern. »Und mir gefallen seine Herztöne nicht. Er hat stark unter Stress gestanden und ist vor allem kein junger Mann mehr.«
»Habt ihr noch mehr Sauerstoff?«, fragte Barbie. Er zeigte auf den Behälter, der fast genau wie einer der Feuerlöscher aussah, die Leute in ihrer Besenkammer stehen haben und immer nachzufüllen vergessen. »Ist das alles?«
Thurston Marshall gesellte sich zu ihnen. Im Lichtschein der Stablampe sah er grimmig und müde aus. »Es gibt noch eine, aber wir - Rusty, Ginny und ich - haben vereinbart, sie für die kleinen Kinder aufzuheben. Aidan hat auch schon zu husten angefangen. Ich habe ihn so dicht an die Barriere - und die Ventilatoren - gelegt, wie ich nur konnte, aber er hustet trotzdem. Wenn sie aufgewacht sind, sollen Aidan, Alice, Judy und Janelle den restlichen Sauerstoff in rationierten kleinen Dosen bekommen. Vielleicht könnten die Soldaten noch mehr Ventilatoren aufstellen ... «
»Auch wenn sie uns mit noch so viel Frischluft anblasen«, sagte Ginny, »kommt nur wenig durch. Und auch wenn wir ganz dicht an die Kuppel herantücken, atmen wir trotzdem diesen Scheiß ein. Und die Leute, die darunter leiden, sind genau die, von denen man es erwarten würde.«
»Die Ältesten und die Jüngsten«, sagte Barbie.
»Geh zurück und leg dich wieder hin, Barbie«, sagte Rusty. »Spar dir deine Kräfte auf Hier kannst du nichts tun.«
»Kannst du's?«
»Vielleicht. Im Krankenwagen haben wir auch schleimlösende Mittel. Und Adrenalin, falls es so weit kommt.«
Barbie kroch an der Kuppel entlang zurück, wandte dabei seinen Kopf den Ventilatoren zu - das taten sie jetzt alle ganz automatisch - und erschrak darüber, wie erschöpft er sich fühlte, als er Julia erreichte. Sein Herz hämmerte, und er war ganz außer Atem.
Julia war wach. »Wie geht es ihm?«
»Weiß ich nicht«, gab Barbie zu, »aber sicher nicht gut. Sie haben ihm Sauerstoff aus dem Krankenwagen gegeben, und er ist nicht aufgewacht.«
»Sauerstoff! Gibt es noch mehr? Wie viel?«
Er sagte es ihr und bedauerte, den Hoffnungsschimmer in ihrem Blick erlöschen zu sehen.
Sie nahm seine Hand. Ihre Finger waren feucht, aber kalt. »Mir kommt es vor, als wären wir nach einem Grubenunglück unter Tage eingeschlossen.«
Sie saßen sich jetzt gegenüber, lehnten beide mit einer Schulter an der Kuppel. Zwischen ihnen fächelte eine kaum spürbare Brise. Das stetige Röhren der Air-Max-Ventilatoren war zu bloßem Hintergrundlärm geworden; sie sprachen lauter, um es zu übertönen, nahmen es aber sonst nicht mehr bewusst wahr.
Wir würden merken, wenn es wegbliebe, dachte Barbie. jedenfalls ein paar Minuten lang. Dann würden wir nie wieder etwas wahrnehmen.
Julia lächelte schwach. »Hör auf, dir meinetwegen Sorgen zu machen, falls du das tust. Für eine republikanische Lady mittleren Alters, die nicht genug Luft kriegt, geht's mir ganz gut. Wenigstens hab ich es geschafft, mich noch mal bumsen zu lassen. Und das, wie es sich gehört.«
Barbie erwiderte ihr Lächeln. »Glaub mir, es war mir ein Vergnügen.«
»Was ist mit der Lenkwaffe mit Atomsprengkopf, die sie am Sonntag ausprobieren wollen? Wie denkst du darüber?« »Ich denke nicht. Ich hoffe nur.«
»Und wie groß sind deine Hoffnungen?«
Er wollte ihr nicht die Wahrheit sagen, aber sie hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren. »Nach allem, was bisher geschehen ist, und dem wenigen, was wir über die Betreiber des Kastens wissen, nicht sehr groß.«
»Sag mir, dass du nicht aufgegeben hast.«
»Das kann ich tun. Ich habe nicht
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