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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Die Arbeit an Little Boy Two hat schon begonnen. Die Lenkwaffe müsste in drei, höchstens vier Tagen einsatzbereit sein.«
    Barbie nickte. »Danke, Sir, aber ich weiß nicht, ob wir so lange durchhalten können.«
    Hinter ihnen ertönte ein langer, dünner Klagelaut: das Jammern eines Kindes. Als Barbie und Julia sich danach umdrehten, ging es in einen würgenden Hustenanfall über, der das Mädchen nach Atem ringen ließ. Sie sahen Linda neben ihrer älteren Tochter knien und sie in die Arme schließen.
    »Sie kann nicht tot sein!«, kreischte Janelle. »Audrey kann nicht tot sein!«
    Aber sie war tot. Der Golden Retriever der Everetts war nachts verendet, still und ohne großes Theater, während die Little Js links und rechts von ihm geschlafen hatten.
     
    11
     
    Als Carter in den Hauptraum zurückkam, futterte der Zweite Stadtverordnete von The Mill Frühstücksflocken aus einer Familienpackung mit einem Cartoonpapagei auf der Vorderseite. Carter erkannte diesen mythischen Vogel von vielen Frühstücken in seiner Kindheit: Tukan Sam, der Schutzheilige von Froot Loops.
    Müssen verdammt muffig schmecken, dachte Carter und empfand vorübergehend Mitleid mit dem Boss. Dann dachte er an den Unterschied zwischen ungefähr siebzig Stunden Luft und achtzig bis hundert und stählte sein Herz.
    Big Jim schaufelte weitere Frühstücksflocken aus der Familienpackung, dann sah er die Beretta in Carters Hand. »Ah«, sagte er.
    »Tut mir leid, Boss.«
    Big Jim öffnete die Hand und ließ die Froot Loops in die Packung zurückrieseln, aber seine Hand war so klebrig, dass einige der leuchtend bunten Ringe an Fingern und Handfläche hafteten. Schweiß glänzte auf seiner Stirn und tröpfelte von seiner Stirnglatze.
    »Mein Sohn, tu das nicht.«
    »Ich muss, Mr. Rennie. Es ist nichts Persönliches.«
    Das stimmte sogar, überlegte Carter sich. Wirklich überhaupt nichts. Sie waren hier unten gefangen, das war alles. Und weil das wegen Big Jims Entscheidungen passiert war, würde er dafür büßen müssen.
    Big Jim stellte die Packung Froot Loops auf den Fußboden.
    Das tat er so vorsichtig, als fürchtete er, sie könnte bei grober Behandlung zerbrechen. »Weshalb sonst?«
    »Es läuft einfach auf ... auf Luft hinaus.« »Luft. Ich verstehe.«
    »Ich hätte mit der Pistole hinter dem Rücken reinkommen und Sie mit einem Kopfschuss erledigen können, aber das wollte ich nicht. Ich wollte Ihnen Zeit geben, sich darauf vorzubereiten. Weil Sie gut zu mir gewesen sind.«
    »Dann lass mich nicht leiden, Junge. Wenn es nichts Persönliches ist, wirst du mich nicht leiden lassen.«
    »Wenn Sie stillhalten, brauchen Sie nicht zu leiden. Es geht ganz schnell. Als gäbe man einem waidwunden Tier den Gnadenschuss.« »Können wir darüber reden?«
    »Nein, Sir. Mein Entschluss steht fest.«
    Big Jim nickte. »Also gut. Darf ich erst noch ein Gebet sprechen? Willst du mir das gestatten?«
    »Ja, Sir, Sie dürfen beten, wenn Sie wollen. Aber machen Sie schnell. Das hier ist auch für mich schwierig, wissen Sie.«
    »Das glaube ich. Du bist ein guter Junge, mein Sohn.«
    Carter, der seit seinem vierzehnten Lebensjahr nicht mehr geweint hatte, spürte ein Prickeln in den Augenwinkeln. »Es ändert nichts, wenn Sie mich Sohn nennen.«
    »Aber es hilft mir. Und wenn ich sehe, dass du gerührt bist ... das hilft mir auch.«
    Big Jim wuchtete seinen massigen Leib vom Sofa und kniete nieder. Dabei stieß er die Froot Loops um und ließ ein betrübtes kleines Lachen hören. »War keine besonders tolle Henkersmahlzeit, kann ich dir sagen.«
    »Nein, vermutlich nicht. Tut mir leid.«
    Big Jim, jetzt mit dem Rücken zu Carter, seufzte. »Aber ich werde schon in ein paar Minuten Roastbeef am Tisch des Herrn essen, also ist das in Ordnung.« Er hob einen dicklichen Finger und drückte damit auf einen Punkt unter der Wölbung seines Hinterkopfs. »Genau hier. In den Hirnstamm. Abgemacht?«
    Carter schluckte etwas hinunter, was eine große Fusselkugel zu sein schien.
    »Willst du gottwärts mit mir niederknien?«
    Carter, dessen letztes Gebet noch länger zurücklag als seine letzten Tränen, hätte fast Ja gesagt. Dann fiel ihm ein, wie gerissen der Boss sein konnte. Wahrscheinlich war er das jetzt nicht, vermutlich war er darüber hinaus, aber Carter hatte diesen Mann in Aktion erlebt und wollte nichts riskieren. Er schüttelte den Kopf. »Sprechen Sie Ihr Gebet. Und wenn Sie bis zum Amen kommen wollen, müssen Sie's wirklich kurz machen.«
    Auf den

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