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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Verantwortung übertragen.
    Drecksarbeit, die er nicht selbst erledigen wollte, die hat er dir gegeben. Und ein Loch im Boden, um darin zu sterben. Das auch.
    Carters Entschluss stand fest. Als er in den Hauptraum zurückging, zog er seine Beretta aus dem Halfter. Er überlegte, ob er sie hinter seinem Rücken verbergen sollte, damit der Boss sie nicht sah, und entschied sich dagegen. Der Mann hatte ihn schließlich Sohn genannt, und vielleicht hatte er es wirklich ernst gemeint. Er hatte etwas Besseres verdient als einen unerwarteten Genickschuss, als ein gänzlich unvorbereitetes Abtreten.
     
    10
     
    Im äußersten Nordosten des Stadtgebiets war es nicht dunkel; dort war die Kuppel von Rauch geschwärzt, aber keineswegs undurchsichtig. Die Sonne schien hindurch und tauchte alles in ein fiebriges Rosa.
    Norrie kam zu Barbie und Julia gerannt. Sie hustete und war außer Atem, aber sie rannte trotzdem.
    »Grampa hat einen Herzanfall!«, rief sie jammernd, dann sank sie keuchend und würgend auf die Knie.
    Julia legte ihr einen Arm um die Schultern und drehte ihr Gesicht den röhrenden Ventilatoren zu. Barbie kroch zu der Stelle hinüber, wo die eine Gruppe von Flüchtlingen Ernie Calvert, Rusty Everett, GinnyTomlinson und DougieTwitchell umringte.
    »Lasst ihnen Platz, Leute!«, knurrte Barbie. »So kriegt der arme Kerl keine Luft!«
    »Das ist eben das Problem«, sagte Tony Guay. »Sie haben ihm gegeben, was noch da war ... das Zeug, das für die Kinder gedacht war ... aber ... «
    »Adrenalin«, sagte Rusty, und Twitch drückte ihm eine Spritze in die Hand. Rusty injizierte das Mittel. »Ginny, du fängst mit Herzdruckmassage an. Sobald du müde wirst, löst Twitch dich ab. Danach komme ich.«
    »Ich will mithelfen«, sagte Joanie. Tränen liefen ihr übers Gesicht, aber sie wirkte ganz gefasst. »Ich hab einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht.«
    »In dem war ich auch«, sagte Claire. »Ich helfe mit.«
    »Und ich«, sagte Linda ruhig. »Ich hab erst im Sommer einen Auffrischungskurs gemacht.«
    Dies ist eine kleine Stadt, und wir alle unterstützen das Team, dachte Barbie. Ginny - deren Gesicht noch von ihren eigenen Verletzungen geschwollen war - begann mit der Herzdruckmassage. Als Julia und Norrie sich eben zu Barbie gesellten, wurde sie von Twitch abgelöst.
    »Werden sie ihn retten können?«, fragte Norrie.
    »Weiß ich nicht«, sagte Barbie. Aber er wusste es; das war das Schlimme.
    Twitch löste Ginny ab. Barbie beobachtete, wie Schweißtropfen von seiner Stirn Ernies Hemdbrust dunkel verfärbten. Nach ungefähr fünf Minuten hörte er atemlos hustend auf. Als Rusty ihn beiseiteschieben wollte, schüttelte Twitch den Kopf. »Er ist tot.« Twitch wandte sich an Joanie und sagte: »Tut mir so leid, Mrs. Calvert.«
    Joanies Gesicht begann zu zittern, dann verlor sie die Fassung.
    Sie stieß einen Trauerlaut aus, der in einen Hustenanfall überging. Norrie, die selbst wieder husten musste, hielt sie tröstend umarmt.
    »Barbie«, sagte eine Stimme. »Auf ein Wort?«
    Das war Cox, der einen braun gefleckten Kampfanzug und darüber eine Vliesjacke gegen die Kälte auf der anderen Seite trug. Barbie gefiel sein ernster Gesichtsausdruck nicht. Julia begleitete ihn. Sie lehnten dicht an der Barriere und bemühten sich, langsam und gleichmäßig zu atmen.
    »Auf der Kirtland Air Force Base in New Mexico hat's einen Unfall gegeben.« Cox sprach so leise, dass nur sie ihn hören konnten. »Die Lenkwaffe mit Atomsprengkopf, die wir einsetzen wollten, ist dort getestet worden, und ... Scheiße.«
    »Sie ist detoniert?«, fragte Julia entsetzt.
    »Nein, Ma'am, sie ist geschmolzen. Zwei Soldaten waren gleich tot, weitere fünf bis sechs dürften noch an Strahlenverbrennungen und/oder Strahlenvergiftung sterben. Entscheidend ist, dass wir den Gefechtskopf eingebüßt haben. Wir haben das Scheißding eingebüßt.«
    »Durch eine Fehlfunktion?«, fragte Barbie. Er hoffte fast, dass es eine gewesen war, weil das bedeutet hätte, dass der Gefechtskopf ohnehin versagt hätte.
    »Nein, Colonel, es war keine. Deshalb habe ich von einem Unfall gesprochen. Solche Dinge passieren, wenn Leute sich beeilen, und wir haben unter kollektivem Stress gestanden.«
    »Diese Männer tun mir so leid«, sagte Julia. »Wissen ihre Angehörigen schon davon?«
    »Sehr freundlich von Ihnen, dass Sie angesichts Ihrer eigenen Situation so denken. Die Angehörigen werden bald informiert. Der Unfall hat sich heute Nacht gegen ein Uhr unserer Zeit ereignet.

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