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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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so heiß und gewaltig, dass sie nicht lange vorgehalten haben - und vielleicht hat mich das gerettet. Ich weiß es nicht. Ich bin unter den Kartoffeln geblieben, bis die erste Flasche leer war. Dann musste ich raus. Ich hatte Angst, die andere könnte explodiert sein, aber das war sie nicht. Aber ich wette, dass sie beinahe hochgegangen ist.«
    Ames nickte. Ollie saugte weiter Luft durch die Kuppel ein. Das war, als versuchte man, durch ein dickes, schmutziges Tuch zu atmen.
    »Und die Treppe. Wär sie aus Holz statt aus Betonsteinen gewesen, wär ich dort nie rausgekommen. Ich hab's nicht mal gleich versucht. Ich bin unter die Kartoffeln zurückgekrochen, weil alles so heiß war. Die in den äußeren Lagen waren in der Schale gebraten - ich konnte sie riechen. Dann wurd's schwierig, Luft zu kriegen, und ich hab gewusst, dass die zweite Flasche auch allmählich leer wurde.«
    Er machte eine Pause, als ein Hustenanfall ihn schüttelte. Sobald er sich wieder unter Kontrolle hatte, sprach er weiter.
    »Ich bin hergekommen, weil ich noch mal eine Menschenstimme hören wollte, bevor ich sterbe. Ich bin froh, dass es deine war, Private Ames.«
    »Ich heiße Clint, Ollie. Und du wirst nicht sterben.«
      Aber die Augen, die durch den schmutzigen Streifen am Fuß der Barriere sahen - wie Augen, die durch Glasfenster eines Sarges spähten -, schienen eine andere, wahrere Wahrheit zu kennen.
     
    9
     
    Als zum zweiten Mal das Warnsignal ertönte, wusste Carter sofort, was es zu bedeuten hatte, obwohl er aus einem traumlosen Schlaf geweckt worden war. Weil ein Teil seines Ichs nicht mehr richtig schlafen würde, bis das hier vorbei oder er tot war. Das, so seine Vermutung, war der menschliche Überlebenstrieb: ein niemals schlafender Wachmann tief im Gehirn.
    Zum zweiten Mal ertönte das Signal gegen halb acht am Samstagmorgen. Das wusste Carter, weil das Zifferblatt seiner Armbanduhr sich per Knopfdruck beleuchten ließ. Seit die Notbeleuchtung irgendwann nachts ausgefallen war, war es in ihrem Atombunker stockfinster.
    Als er sich aufsetzte, stieß ihn etwas ins Genick. Vermutlich die Taschenlampe, die sie gestern Abend benutzt hatten. Carter packte sie und schaltete sie ein. Er war auf dem Fußboden. Big Jim lag auf der Couch. Es war Big Jim, der ihn mit der Lampe angestoßen hatte.
    Natürlich kriegt er die Couch, dachte Carter grollend. Er ist der Boss, oder nicht?
    »Los, geh, Junge«, sagte Big Jim. »So schnell du kannst.«
    Wieso immer ich?, dachte Carter ... aber das sagte er nicht. Er musste gehen, weil der Boss alt war, weil der Boss dick war, weil der Boss ein schlechtes Herz hatte. Und natürlich, weil er der Boss war. James Rennie, der Kaiser von Chester's Mil!.
    Rennie, der Gebrauchtwagenkaiser, mehr bist du nicht, dachte Carter. Und du stinkst nach Schweiß und Sardinenöl.
    »Na los!« Das klang gereizt. Und ängstlich. »Worauf wartest du noch?«
    Carter stand auf. Der Lichtstrahl seiner Stablampe glitt über die vollen Regale des Bunkers hinweg (so viele Sardinendosen!), als er in den Schlafraum hinübertappte. Dort flackerte noch eine Lampe der Notbeleuchtung, aber auch sie würde bald erlöschen. Hier war das Warnsignallaurer, ein gleichmäßiger AAAAAAAAAAAA-L aut. Ein Summen, das ihre bevorstehende Verdammnis ankündigte.
    Hier kommen wir nie mehr raus, dachte Carter.
    Er richtete den Lampenstrahl auf die Falltür vor dem Notstromaggregat, das weiter dieses tonlose irritierende Summen von sich gab, das ihn aus irgendeinem Grund an den Boss erinnerte, wenn der Boss Reden schwang. Vielleicht weil beide Laute dieselbe unverschämte Forderung ausdrückten: Füttere mich, füttere mich, füttere mich. Gib mir Propan, gib mir Sardinen, gib mir Super bleifrei für meinen Hummer. Füttere mich. Ich werde trotzdem sterben, und dann wirst du sterben, aber wen kümmert's? Wem ist das nicht scheißegal? Füttere mich, füttere mich, füttere mich.
    In dem in den Boden eingelassenen Lagerraum standen jetzt nur noch sechs Propanflaschen. Sobald er die fast leere Flasche ersetzte, würden es nur noch fünf sein. Fünf jämmerlich kleine Behälter, nicht viel größer als Blue-Rhino-Tanks, zwischen ihnen und dem Erstickungstod, wenn der Luftreiniger zu arbeiten aufhörte.
    Carter zog eine herauf, stellte sie aber vorläufig nur neben das Aggregat. Trotz des irritierenden AAAAAAAAAAAA hatte er nicht die Absicht, die angeschlossene Flasche zu wechseln, bevor sie ganz leer war. Keine Chance. Echt nicht. Wie früher der

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