Die Arena
das du kriegst, nachdem ich in deine Augen gesehen habe, wehtut.«
Nach der Untersuchung hatten die Erwachsenen die beiden Mädchen und den Hund im Sprechzimmer gelassen und waren auf den Korridor hinausgegangen. Haskells Schultern hingen herab. Sein Haar schien über Nacht weiß geworden zu sem.
»Ihre Diagnose, Rusty?«, fragte Haskell.
»Ein Petit-mal-Anfall. Durch Aufregung und Sorgen ausgelöst, würde ich meinen, aber Audreys >Winselsache< dauert nun schon monatelang.«
»Richtig. Wir geben ihr erst mal Zarontin. Einverstanden?« »Ja.« Rusty war gerührt, dass Haskell ihn gefragt hatte. Allmählich bereute er einige der bösen Dinge, die er über den Alten gesagt und gedacht hatte.
»Und der Hund bleibt bei ihr, ja?« »Unbedingt.«
»Wird sie wieder gesund, Ron?«, fragte Linda. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch keinen Dienst tun, sondern den Tag ganz ruhig mit den Mädchen verbringen wollen.
»Sie ist gesund«, sagte Haskell. »Viele Kinder erleiden Petit-mal- Anfälle. Die meisten haben nur einen oder zwei. Andere haben im Lauf der Zeit mehrere, bis sie wieder aufhören. Bleibende Schäden treten nur vereinzelt auf«
Linda wirkte erleichtert. Rusty hoffte, dass sie nie würde erfahren müssen, was Haskell ihr verschwieg: dass manche unglücklichen Kinder nicht aus dem neurologischen Dickicht herausfanden, sondern noch tiefer hineingerieten, bis sie dann Grand-mal-Anfälle bekamen. Und solche Anfälle konnten Schaden anrichten. Sie konnten tödlich sein.
Und jetzt, als die Morgenvisite fast vorbei war (nur ein halbes Dutzend Patienten, darunter eine junge Mutter, deren Baby ohne Komplikationen auf die Welt gekommen war) und er auf eine Tasse Kaffee hoffte, bevor er in die Poliklinik hinüberdüste, kam dieser Anruf von Linda.
»Marta hat bestimmt keine zusätzliche Arbeit mit Audi«, sagte sie.
»Gut. Im Dienst hast du dein Polizeifunkgerät, richtig?« »Ja. Natürlich.«
»Dann gib dein privates Funkgerät bitte Marta. Vereinbart einen Kanal. Sollte irgendwas mit Jannie sein, komme ich sofort angerannt.«
»Wird gemacht. Danke, Liebster. Siehst du eine Chance, dass du's einrichten kannst, heute Nachmittag dort rauszukommen?«
Während Rusty darüber nachdachte, sah er Dougie Twitchell den Korridor entlangschlendern. Er hatte eine Zigarette hinter dem Ohr stecken und kam in seiner üblichen Mir-geht-alles-amArsch-vorbei-Manier angeschlendert, aber Rusty erkannte Besorgnis in seinem Blick.
»Vielleicht kann ich mich für eine Stunde abseilen. Aber versprechen kann ich's nicht.«
»Ich weiß, aber es wäre wundervoll, dich zu sehen.« »Gleichfalls. Sei vorsichtig dort draußen. Und sag den Leuten, dass sie keine Hotdogs essen sollen. Burpee hat sie wahrscheinlich seit zehntausend Jahren im Kühlhaus liegen.«
»Das sind seine Mastodonsteaks«, sagte Linda. »Ende der Durchsage, mein Schatz. Ich halte Ausschau nach dir.«
Rusty steckte das Funkgerät in die Tasche seines weißen Arztmantels und wandte sich Twitch zu. »Was ist los? Und tu die Zigarette hinter dem Ohr weg, das hier ist ein Krankenhaus.« Twitch zog die Zigarette hinter seinem Ohr hervor und betrachtete sie. »Ich wollte sie draußen neben dem Lagerschuppen rauchen.«
»Keine gute Idee«, sagte Rusty. »Dort lagert unsere Propanreserve.«
»Das wollte ich dir gerade erzählen. Die meisten Tanks sind verschwunden.«
»Schwachsinn. Diese Dinger sind riesig. Ich weiß bloß nicht, ob sie zwölftausend oder zweiundzwanzigtausend Liter enthalten.«
»Was soll das heißen? Dass ich vergessen habe, hinter der Tür nachzusehen? «
Rusty begann sich die Schläfen zu reiben. »Wenn sie - wer immer sie sind - mehr als drei bis vier Tage brauchen, um dieses Kraftfeld kurzzuschließen, werden wir mucho Flüssiggas benötigen.«
»Erzähl mir was, das ich nicht weiß«, sagte Twitch. »Nach dem Verzeichnis, das innen an der Schuppentür hängt, müssten sieben dieser Babys da sein - es sind aber nur zwei.« Er ließ die Zigarette in die Tasche seines weißen Arztmantels gleiten. »Ich habe vorsichtshalber im anderen Schuppen nachgesehen, falls jemand die Tanks versetzt hat ... «
»Wozu hätte jemand das tun sollen?«
»Keine Ahnung, 0 Großmächtiger. Jedenfalls lagert im anderen Schuppen der wirklich wichtige Krankenhausbedarf: der ganze Scheiß für Garten- und Landschaftspflege. Dort sind alle Geräte vollständig, aber der gottverdammte Dünger ist verschwunden.«
Der Dünger war Rusty egal; ihm machte das Flüssiggas
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