Die Ares Entscheidung
Ding geflogen.«
»Natürlich, du hast recht.«
Smith lehnte sich in seinem Stuhl zurück, streifte seine Schuhe ab und spürte, wie das Blut wieder bis zu den Zehen zu strömen begann. »Es gibt da eine kleine Sache in Afrika, um die ich mich kümmern muss. Ich dachte mir, vielleicht hättest du ja Lust, für zwei Wochen aus dem Schnee herauszukommen.«
»Ein bisschen Sonne und Sand?«, erwiderte der Brite mit einer Spur Sarkasmus. »Könnte ja nicht schaden.«
Smith lächelte und hob seine Jacke vom Boden auf. Er zog einen USB-Stick heraus und hielt ihn seinem Freund hin. »Das Passwort ist Ares .«
Der ehemalige Soldat steckte den Speicherstick in einen
Laptop und startete das Video aus Uganda; er verfolgte die Bilder hoch konzentriert, während Smith an seinem Whisky nippte.
»Da war wirklich der Kriegsgott am Werk«, sagte Howell etwas perplex, als er fertig war. »SEALs?«
»Ein Spezialkommando, aus verschiedenen Einheiten zusammengestellt.«
»Gibt’s Überlebende?«
Smith überlegte einen Augenblick, ob er ihm vom Selbstmord des Teamführers erzählen sollte, entschied sich aber dagegen. »Nein.«
Howell schüttelte ernst den Kopf. »Afrika.«
Da war eine Schicksalsergebenheit in seiner Stimme, wie Smith sie noch nie an ihm gehört hatte – ein Unterton, der fast nach Resignation klang.
»Die wahrscheinlichste Erklärung ist, dass da irgendein charismatischer Führer dahintersteckt, der einen Haufen verängstigte und abergläubische Leute aufhetzt. Andererseits gibt es auch gewisse Hinweise, dass es doch mehr sein könnte – möglicherweise ein unbekannter Krankheitserreger. Die Army meint jedenfalls, man sollte der Sache nachgehen.«
»Die Army«, sagte Howell stirnrunzelnd. »Und sie können dir nicht einmal einen einzigen amerikanischen Soldaten als Begleiter mitgeben?«
»Natürlich könnten sie das, aber du weißt ja, wie sehr ich deine Gesellschaft schätze.«
Der Brite blickte nicht auf, sondern starrte ins Kaminfeuer, so als suche er nach etwas. »Du kannst dort unten kämpfen bis ans Ende deiner Tage, Jon. Du kannst versuchen zu verstehen, warum Afrika so ist, wie es ist. Du kannst versuchen, die Schwachen vor den Starken zu beschützen. Aber es
wird nie funktionieren. Glaub mir, es ist besser, du lässt die Finger davon.«
»Ich verstehe, was du mir sagen willst, aber vielleicht sollte ich dir zuerst ein paar Dinge über den Kerl erzählen, der dahintersteckt – Caleb Bahame.«
Howell drehte sich auf seinem Stuhl um und sah ihm zum ersten Mal im Verlauf ihres Gesprächs in die Augen. »Bahame?«
»Du hast von ihm gehört?«
Der Brite wandte sich wieder dem Feuer zu. »Ich habe ein paar Dinge gelesen.«
»Gut, aber das beschreibt nicht annähernd, wie es dort wirklich zugeht. Warst du schon einmal in Uganda?«
Howell schien nicht antworten zu wollen, also sprach Smith weiter. »So wie ich das sehe, würden wir rüberfliegen, ein bisschen sinnlos durch die Gegend rennen und wieder heimfahren – und du hättest dir die leichtesten fünfzig Riesen deines Lebens verdient.«
»Ich nehme an, wir reden von britischen Pfund.«
Smith lächelte. »Du bist ein beinharter Verhandler.«
Howell fuhr sich mit der Hand durch sein zerzaustes graues Haar und wandte sich dann seinem Whisky zu.
Kapitel einundzwanzig
TEHERAN, IRAN
18. November, 15:00 Uhr GMT+3:30
Mehrak Omidi stand zögernd vor der geschlossenen Tür, nervös und mit einem flauen Gefühl im Magen. Nur Ayatollah Khamenei hatte die Macht, ihn in einen solchen Zustand zu versetzen.
Sie kannten einander schon, seit Omidi als junger Mann in der Revolutionsgarde gedient hatte und Khamenei als Imam im abgelegenen Nordosten des Landes tätig war. Der heilige Mann hatte Omidis Potenzial erkannt und ihn unter seine Fittiche genommen, er hatte ihm mit seinem geistlichen Rat zur Seite gestanden und ihn in seiner Laufbahn gefördert. Selbst ein Auslandsstudium hatte er ihm ermöglicht.
Als Khamenei zum obersten Führer des Landes ernannt wurde, kam Omidi als sein persönlicher Assistent zu ihm und bekleidete danach verschiedene Posten, ehe er mit der Leitung des Geheimdienstministeriums betraut wurde. Trotz seines unbestreitbaren Erfolgs und des Respekts, den er überall im Iran genoss, hatte er sich der Gunst seines Förderers nie wirklich würdig gefühlt. Erst jetzt begann sich dies zu ändern.
Khamenei wurde alt und nostalgisch. Sein Blick war völlig klar, wenn er in die Vergangenheit gerichtet war, aber zunehmend
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