Die Ares Entscheidung
Fehler. Ein so ausgeklügelter Plan konnte nicht in so kurzer Zeit ersonnen werden. Wahrscheinlich arbeiteten sie schon seit Monaten daran, vielleicht sogar seit Jahren.
»Geht jetzt«, winkte er sie hinaus.
Die Männer hier im Raum hatte er selbst ausgewählt, und dennoch traute er ihnen nicht. In diesen gefährlichen Zeiten konnte er sich nur noch auf seine Familie verlassen, und auf Omidi, der für ihn genauso ein Sohn war wie die Söhne, die ihm seine Frau geboren hatte.
Khamenei hörte sich an, wie die Verschwörer nicht nur planten, ihn zu ermorden, sondern auch, den Iran in ein »modernes« Land umzuwandeln und Farrokh eine Zusammenarbeit
anzubieten. Als die Aufnahme zu Ende war, nahm er den Kopfhörer ab und legte ihn auf den Boden. Er hatte in seinem Leben so viele Irrtümer begangen, aber der größte war sicherlich, dass er die Macht des Geldes unterschätzt hatte. Die internationalen Sanktionen hatten die iranische Wirtschaft geschwächt und hinderten die Menschen daran, sich all die nutzlosen Dinge anzueignen, die sie im Internet und in der westlichen Werbung sahen. Die Dinge, die ihnen heute wichtiger waren als Gott.
Genauso falsch hatte er die Reaktion der iranischen Jugend auf die Besetzung des Iraks und Afghanistans durch Amerika eingeschätzt. Er selbst sah darin den Vorboten eines neuen Imperialismus, der sie zerstören würde, wenn sie keine Waffen hatten, um sich zu verteidigen. Nachdem sich gezeigt hatte, dass die amerikanischen Streitkräfte diese Länder nicht in den Griff bekamen, dachten viele Iraner in ihrer Leichtgläubigkeit, dass von den Amerikanern keine Gefahr mehr drohte. Vor allem, wenn man sie nicht provozierte.
Und so wurde der iranische Staat, an dessen Aufbau er mitgeholfen hatte, von Leuten verdorben, denen nichts wichtiger war als die Befriedigung ihrer eigenen Gelüste. Der Traum der Islamischen Republik drohte in der Gier nach teuren Autos, unzüchtigen Kleidern und zügellosen Medien unterzugehen.
Er griff nach einem großen Umschlag, zog ein Foto hervor und betrachtete einmal mehr die Gesichter, die darauf zu sehen waren. Jon Smith war Mikrobiologe am amerikanischen Biowaffenzentrum in Maryland. Sarie van Keuren war die weltweit führende Expertin für Parasiten. Und Peter Howell war ein ehemaliger Angehöriger des MI6 und des SAS. Die Amerikaner wussten etwas. Und das bedeutete, die Zeit war knapp.
Omidi verlor zunehmend die Kontrolle über die iranischen Sicherheitskräfte und wagte es nicht mehr, in die Menge feuern zu lassen. Führende Vertreter des Parlaments planten seine Ermordung. Und es gab Gerüchte, wonach Farrokh auf dem besten Weg war, sich die entsprechenden militärischen Mittel zu verschaffen, um seine Ziele umzusetzen.
Khamenei wusste, dass er viel zu lange gewartet hatte. Mittlerweile war seine Macht schon so weit ausgehöhlt, dass er sich auf nichts und niemanden mehr verlassen konnte. Die einzige Möglichkeit war, das Übel an der Wurzel zu packen.
Er sah auf die Uhr. Nicht einmal mehr eine Minute.
Als das Telefon schließlich klingelte, griff er sofort danach. »Gott sei mit dir, Mehrak.«
»Und mit Ihnen, Exzellenz.«
»Es tut gut, deine Stimme zu hören. Ich habe nicht mehr viele Freunde hier. Weniger als du glaubst.«
»Ich habe von den Gesprächen zwischen Nikahd und den anderen gehört. Wir kümmern uns darum, wenn ich wieder da bin, aber wir müssen vorsichtig vorgehen.«
»Dafür ist es zu spät, mein Freund. Ich hätte auf deine Warnungen hören sollen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich werde alt und töricht.«
»Sie sehen Frömmigkeit in Menschen, die keine haben, Exzellenz. Das ist nicht Torheit. Ein Mann Gottes muss die Dinge vielleicht so sehen.«
»Du weißt mich immer zu trösten, Mehrak. Und dafür danke ich dir. Jetzt sag mir, was du erfahren hast.«
»Bahames Waffe ist fast perfekt. Ich habe gesehen, wie er sie eingesetzt hat, und seine Beschreibungen waren absolut zutreffend. Es ist wirklich wie der Zorn des Allmächtigen.«
Khamenei schloss die Augen und stellte sich vor, wie
Amerika im Chaos versank. Er sah die Toten auf den Straßen liegen, und die Überlebenden, die sich versteckten und ihren falschen Gott vergeblich anflehten, sie zu retten.
»Du hast gesagt, die Waffe ist fast perfekt. Warum nur fast?«
»Es ist nicht so einfach, sie einzusetzen. Wir müssen noch einiges verbessern, damit sie auch dort ihre Wirkung entfaltet, wo wir es wollen.«
»In elf Wochen ist der Jahrestag des Sieges der Revolution.
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