Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
Vom Netzwerk:
richtete in Panik den in sich zusammengesunkenen Schutzschirm wieder auf. Sie verfluchte ihre Sorglosigkeit und Schwachheit. Wenn Miathan sie gefunden hatte … Sie erschauderte. »Was bin ich doch dämlich!« rief sie. »Es tut mir leid, Anvar. Wie lange habe ich geschlafen?«
    Anvar blinzelte in die Sonne. »Fast den ganzen Vormittag über, so wie es aussieht. Mach dir keine Sorgen, Herrin. Es war das beste so. Der Erzmagusch hat uns nicht gefunden, und du brauchtest die Erholung. In diesem Zustand …« Errötend hielt er inne.
    »Ich weiß«, sagte Aurian kleinlaut. »Zuerst hat das kleine Biest dafür gesorgt, daß ich mich übergebe, und dann dafür, daß ich einschlafe. Wie es scheint, wird es noch eine größere Last werden als Sara.«
    »Herrin, das meinst du doch nicht ernst«, ermahnte sie Anvar.
    Aurian seufzte. »Eigentlich nicht«, gab sie zu. »Obwohl es im Grunde so ist.«
    Sie teilte ihr letztes Taillin mit Anvar. Ihr Frühstück bestand aus knochenharten Keksen, die Anvar beim Koch organisiert hatte. Aurian war der Schlaf gut bekommen. Ihre Übelkeit war verschwunden, und der strahlende Tag hellte ihr Gemüt auf. Die grünen Wellen tanzten in dem steifen Wind, der das geflickte Tuch der alten Segel schwellte. Eine bleiche Sonne stand am Himmel und spielte Fangen mit gewaltigen, zerklüfteten Wolkenbergen, die schnell über den Himmel getrieben wurden. Der frische Wind tat ihr gut und vertrieb die letzten Reste von Müdigkeit. Als sie die entmutigende Aufgabe bewältigt hatten, ihre Mahlzeit zu verzehren, zog Anvar eine kleine Holzflöte aus seiner Tasche. »Soll ich dir etwas vorspielen?« fragte er.
    »Das wäre lieb.«
    Also spielte Anvar – lustige, lebendige, selbstersonnene Melodien, die zu dem frischen, hellen Tag paßten. Seine Musik hatte bald die ganze Mannschaft herbeigelockt; einer der Seeleute nach dem anderen fand irgendeine Entschuldigung, um in Hörweite sie lachen zu sehen, während sie zum Takt der Musik in die Hände klatschten und mit den Füßen stampften. Bald hatten sie Anvars Repertoire um einige Seemannslieder und -tänze erweitert und tanzten ausgelassen zu den Klängen seiner Flöte. Als der Kapitän hinzukam, um seine Männer zu rügen, weil sie ihre Posten verlassen hatten, wurde er bald von der ausgelassenen Stimmung angesteckt. Angesichts des hervorragenden Wetters befahl er, ein Fäßchen Schnaps anzustechen.
    Es lag am Alkohol, daß die Dinge schließlich eine Wendung zum Schlechten nahmen. Da Aurian und Anvar alle ihre Sinne beisammenhalten mußten, tranken sie nicht mit den anderen. Anvar hatte seinen Platz im Bug verlassen, um den Tänzern näher zu sein, und Aurian sah dem Treiben zu, während sie sich weiter auf ihren Schild konzentrierte. Plötzlich legte sich ein Arm um ihre Schulter, und eine Fahne stinkenden Atems schlug ihr ins Gesicht. Ein Zinnbecher, randvoll mit Branntwein, wurde ihr vor die Nase gehalten. »Trink einen Schluck, Schätzchen«, nuschelte eine Stimme. Aurian wandte sich um und blickte in das grinsende, unrasierte Gesicht eines schmutzstarrenden Seeräubers.
    »Nein, danke«, sagte sie in dem Versuch, die Situation mit Ruhe und Höflichkeit zu meistern.
    »Ich sagte, trink einen Schluck!« Er packte ihr Haar und zwang ihr den Becher mit der anderen Hand an den Mund; dabei schüttete er ihr das klebrige Zeug über ihr Kinn und ihr Hemd. Wegen der Konzentration, die es erforderte, ihren Schild aufrechtzuerhalten, konnte Aurian nur langsam reagieren. Bevor sie sich regen konnte, war Anvar schon zur Stelle. Er riß den Mann hoch und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht, so daß der Matrose aufs Deck krachte. Es stand ein frostiger Glanz in Anvars Augen, und sein vorgeschobenes Kinn gab seinem Gesicht einen Ausdruck, den Aurian nie zuvor an ihm wahrgenommen hatte.
    »Laß die Hände von ihr«, knurrte er. Der Strolch rappelte sich auf und hielt plötzlich einen krummen Dolch in der Hand, der nichts Gutes verhieß. Aurian wußte, daß es Schwierigkeiten geben würde. Sie stand ruhig auf und legte die Hand an den Griff ihres Schwertes.
    »Warum sollst du zwei haben und wir keine?« maulte der Pirat. »Na ja, sie gehören mir ja beide – wenn ich dich erst aufgeschlitzt habe!« Anvar wich zurück und zog seine eigene Waffe: ein völlig unbrauchbares Ding, das Vannor ihm geschenkt hatte. Die Piraten umringten die beiden Kampfhähne wie Wölfe, die ihre Beute einschließen.
    Die Spannung wurde durch das sausende Zischen unterbrochen, als Aurian ihr

Weitere Kostenlose Bücher