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Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Die Artefakte der Macht 01 - Aurian

Titel: Die Artefakte der Macht 01 - Aurian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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gefesselten Händen nach der Kette und zog so kräftig er konnte. Augenblicklich zog einer der Wächter eine kurze, kräftige Peitsche aus dem Gürtel, und die schwere Geißel sauste einmal, zweimal, dreimal auf Anvars Rücken und Schultern nieder. Er taumelte und schrie vor Schmerz, aber der Wächter zog ihn erbarmungslos weiter. Die harte Kante des eisernen Bandes schnitt sich in seinen Hals, und wieder sauste die Peitsche auf ihn herab, brannte einen feurigen Strom auf seinen Rücken, während er hinter dem Wächter hertaumelte. Der andere Handlanger folgte, und jedesmal, wenn Anvar stolperte oder seinen Schritt verlangsamte, ließ er die Peitsche auf ihn niedersausen.
    Sie brachten Anvar zurück in das Gebäude und führten ihn dann eine steile Treppenflucht hinunter, die in die darunterliegenden Kellergewölbe führte. Dann warfen sie ihn in eine kahle, düstere Zelle, die noch mehrere andere Sklaven beherbergte, alle männlichen Geschlechts. Ihre Halsbänder waren mit kurzen Ketten an Ringen befestigt, die in Hüfthöhe in der Wand eingelassen waren, so daß ihnen nichts anderes übrigblieb, als die ganze Zeit über auf dem Boden zu kauern. Die einzige Belüftung kam von einem Eisengitter hoch in der Wand, und die ganze Zelle stank nach menschlichen Exkrementen. Abflußrinnen führten zu einer Vertiefung in der Mitte des Fußbodens, einer widerlich stinkenden, offenen Senkgrube. Später sollte Anvar erfahren, daß die Zelle zweimal am Tag – ungeachtet der Sklaven, die darin angekettet saßen – grob ausgespült wurde, und das war auch schon alles, was für die Gesundheit der Sklaven getan wurde.
    Die Wachen ketteten ihn an die Wand und verließen die Zelle, wobei sie die Tür sorgfältig hinter sich verriegelten. Keiner der anderen Sklaven reagierte auf Anvars Gegenwart. Die meisten von ihnen waren traurige Gestalten, verlaust, halb verhungert und von Wunden und Narben übersät. Einige weinten, andere dösten, und wieder andere starrten ausdruckslos und mit eingefallenen, leeren Augen ins Nichts.
    Anvar versuchte, hinter sich zu greifen, um die Kette, mit der er an der Mauer befestigt war, zu fassen zu kriegen. Endlich gelang es ihm, obwohl das eiserne Band um seinen Hals ihn beinahe erdrosselte. Er zerrte an der Kette, bis seine Finger bluteten, aber sie war an einem Ende fest mit dem Halsband verbunden und am anderen mit dem Ring, der in die Wand eingelassen war. Endlich gab er den ungleichen Kampf auf und gab sich, das Gesicht in seinen blutenden Händen verborgen, der Verzweiflung hin. Es gab kein Entkommen. Was würde nur aus ihm werden? Was hatten sie mit Sara gemacht? Und vor allem, wo war diese treulose Magusch? In seinem Selbstmitleid stellte er sich vor, daß Aurian ihre Reise munter fortsetzte, frei und ohne einen Gedanken an die beiden Menschen, die sie so gefühllos ihrem Schicksal überlassen hatte.
    Trotz seiner Wut auf sie gab der Gedanke an Aurian ihm wieder etwas Halt. Wenigstens trat sie den Dingen mit Mut und Entschlossenheit entgegen. Was würde sie sagen, wenn sie sein erbärmliches Verhalten hier sehen könnte? Nichts, dachte Anvar plötzlich. Sie würde ihn einfach von diesen Ketten befreien und sie beide von hier wegzaubern – und es wäre nicht das erste Mal, daß sie ihn gerettet hätte. Anvar dachte an Aurians frühere Freundlichkeiten, erinnerte sich an die Nähe, die sie für kurze Zeit an Bord des Schiffes geteilt hatten. Er rief sich ins Gedächtnis, daß sie ihn, indem sie ihn auf diese Reise mitgenommen hatte, vor den Todesgeistern gerettet hatte, und er erinnerte sich daran, warum sie ihn in Wirklichkeit verlassen hatte. Es war seine eigene Schuld. Er hatte sie vertrieben, und wo auch immer sie sein mochte, sie würde mit ihren eigenen Schwierigkeiten zu tun haben. Zumindest konnte er sich an ihrem Mut ein Beispiel nehmen. In diesem Augenblick schwor sich Anvar, daß er aushalten würde, was immer auch auf ihn zukommen mochte, so, wie er wußte, daß sie es aushalten würde. »Ich werde das hier überleben«, schwor er sich wild. »Und eines Tages werde ich Sara und Aurian wiedersehen.«
     
    Sara wich so weit zurück, wie ihre gefesselten Gliedmaßen das zuließen, und kauerte sich in die Ecke der schmalen Koje, als die Kabinentür geöffnet wurde. Der Kapitän trat mit einem Bündel über dem Arm in den Raum, gefolgt von zwei muskulösen Seeleuten, die einen großen Wasserbottich trugen. Ein anderer Matrose folgte mit einem Teller voll Brot und Früchten und einer

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