Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
schließlich hob, um einen niedrigen, runden Tisch zu offenbaren. Auf dem schneeweißen Tischtuch prangten eine Flasche mit klarem, gelben Wein und drei kristallene Kelche. Den Rest des Platzes auf dem Tisch nahmen Brot und Früchte ein, und der wunderbare Duft des Essens ließ D’arvan das Wasser im Mund zusammenlaufen. Aber ein Schrei von Maya lenkte seine Aufmerksamkeit davon ab. »Eilin!«
Er fuhr in seinem Sessel herum, gerade rechtzeitig, um noch zu sehen, wie der Körper der Erdmagusch von demselben goldenen Licht umfangen wurde. Noch während er hinsah, war sie plötzlich verschwunden.
»Keine Angst, Maya.« Hellorins Stimme klang beschwichtigend. »Meine Heiler übertreffen die der Magusch noch bei weitem. Eßt, Kinder, und ruht euch aus – und erzählt mir eure Geschichte.« Er goß ihnen Wein ein und reichte ihnen die funkelnden Kelche. Maya, die gerade einen Schluck davon nehmen wollte, zögerte plötzlich, und der Waldfürst lächelte. »Wieder einmal die Legenden, Maya? Nun, du brauchst dir in diesem Fall keine Sorgen zu machen. Wenn ihr unser Essen eßt und unsere Getränke trinkt, werdet ihr euch dadurch nicht weiter in meine Macht begeben, als ihr es bereits getan habt.«
D’arvans und Mayas Blicke begegneten sich, und der Magusch zuckte die Achseln. Das war schließlich sein Vater, und er hatte ihnen bisher nur geholfen. Er nahm einen Schluck von dem Wein und sah, daß Maya es ihm gleichtat, obwohl sie immer noch mißtrauisch schien. Irgendwie wärmte ihn der Gedanke, daß sie ihm sogar hierher gefolgt war, noch mehr als das Getränk, das wahrhaftig kräftig genug war. D’arvan spürte, wie es durch seinen Körper rann, als brenne sich ein flüssiges Feuer durch seine Adern. Seine Müdigkeit verschwand, und der Raum um ihn herum wurde plötzlich wieder vollkommen klar. Der krampfartige, heiße Schmerz in seinem verletzten Bein löste sich auch, als hätte es ihn nie gegeben.
Hellorin drängte sie zu essen, und während sie das taten, erzählte D’arvan ihm von Miathans Verrat, von dem Bruch des Maguschkodex und davon, wie die Magusch nach und nach dem Bösen anheimgefallen waren. Hellorin sagte nichts, bis D’arvan am Ende seiner Geschichte angelangt war und von Davorshans Angriff auf Eilin und dem Tod seines Bruders berichtete, gefolgt von ihrem verzweifelten Hilferuf an den Phaeriefürsten. Als er schließlich schwieg, sprang sein Vater von seinem Stuhl auf und schwenkte seine Faust mit einer Geste des Sieges gen Himmel. »Endlich!« rief er. »Endlich!« Draußen in der Halle erhob sich ein Chor jubelnder Phaeriestimmen in wilder Freude. Maya sprang mit einem Ausruf des Entsetzens auf die Füße.
»Vater!« D’arvans schockierte Stimme durchbrach das Frohlocken des Waldfürsten. Schwer atmend setzte Hellorin sich wieder auf seinen Stuhl.
»O mein Sohn«, stieß er hervor, »wenn du nur wüßtest, wie sehr wir in all den endlosen Jahren auf diese Nachricht gewartet haben! Um Himmels willen, setz dich wieder, Mädchen!« Er zeigte gereizt auf Maya, die immer noch aufrecht dastand, während ihre Augen die Halle nach irgendeiner Waffe absuchten.
»Mein Fürst, wie kannst du frohlocken angesichts einer so furchtbaren Geschichte?« fragte D’arvan mit kaltem Vorwurf. »Hast du meine Mutter vergessen? Ich bin Magusch so gut wie Phaerie, und du verhöhnst meine Trauer wie die all der Menschen, die unter diesem Bösen zu leiden haben.«
Hellorin sah seinen Sohn ausdruckslos an, aber seine nächsten Worte klangen sehr weich. »Ich möchte mich bei euch beiden von Herzen entschuldigen. Bitte, Lady Maya, setz dich wieder und laß mich erklären, dann wirst du vielleicht meine unziemliche Freude begreifen.«
Maya warf ihm einen wilden Blick zu. »Das will ich hoffen«, knurrte sie.
»Man hat euch gelehrt, daß das Universum von Zufall und Gleichgewicht zusammengehalten wird«, begann Hellorin, während er sich etwas Wein nachschenkte. »Ihr wißt vielleicht nicht, daß die Magusch in diese Welt gebracht wurden, um das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten und zu bewachen, so wie andere in andere Welten geschickt wurden, damit der Zufall sie nicht in ihren Würgegriff bekam und das Universum dem Chaos anheimfiel, dem Bankert des Zufalls.«
Die Kriegerin klopfte nach wie vor gereizt auf die Armlehne ihres Sessels.
»Geduld, Maya. Um eine lange Geschichte abzukürzen: Wir Phaerie waren immer, nun ja, ziemlich unberechenbar, und wir verfügen über große Kräfte der Alten Magie. Das alte
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