Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
hast, hast du dich diesen Gesetzen unterworfen, und ich kann sie nicht ändern, nicht einmal für meinen Sohn. Du hast eine Gunst von mir erbeten – die Rettung der Lady Eilin –, so wie seinerzeit die Lady mich gebeten hat, ihr Kind zu finden, und ich habe euch beiden geholfen. Jetzt seid ihr mir verpflichtet, und ich kann einen Dienst von euch verlangen. Verstehst du mich?«
»Du willst, daß wir das Schwert bewachen.« D’arvans Enttäuschung über seinen Vater kämpfte mit seinem Verständnis für die Zwangslage des Waldfürsten. Ein Herrscher sollte seinen eigenen Gesetzen gehorchen, und auf Hellorins Schultern lastete die Verantwortung für sein Volk. »Ich werde es versuchen«, sagte er schließlich. »Aber Vater, ich bitte dich nur um eines – bitte laß Maya aus dem Spiel.«
»Nein, D’arvan. Wir werden das zusammen durchstehen.«
»D’arvan, das kann ich nicht.« Hellorin und Maya erhoben beide gleichzeitig ihre Stimmen zum Protest.
Der Magusch blickte mit wachsendem Ärger von seinem Vater zu seiner Geliebten. »Hört auf der Stelle damit auf.«
Maya und Hellorin sahen einander an und brachen in Gelächter aus. »Ah, was für eine Frau!« sagte Hellorin. »Wie sehr ich wünschte, ich könnte euch beide hier bei mir behalten. Aber wir stehen im Bann von Ereignissen, die viel größer sind als wir.« Er streckte die Arme aus und zog sie beide eng an sich. »Ich verspreche euch, daß ihr nicht getrennt werdet, obwohl ich euch als Liebende auseinanderreißen muß. So lange zumindest, bis ihr eure Aufgabe erfüllt habt. Da das so sein wird, müssen die größeren Ereignisse noch eine Weile warten. Ihr braucht ein wenig Zeit füreinander – soweit die Zeit hier überhaupt Gültigkeit hat –, und ein Zimmer ist für euch bereit. Geht, Kinder, und ruht euch aus – oder auch nicht, ganz wir ihr wollt!« Er sah sie mit einem arglistigen Zwinkern an. »Ich werde euch rufen, wenn es Zeit ist, zu gehen.«
Am nächsten Morgen trafen sie sich in der großen Halle wieder, nach dem, was für die Welt eine Nacht gewesen wäre, auch wenn sie D’arvan und Maya zu kurz vorgekommen war. Hellorin umarmte sie noch einmal. »Seid ihr bereit, Kinder?«
Sie nickten. Sie waren bereit, soweit das möglich war. Während der kurzen Zeit, die sie hatten allein sein dürften, hatten sie ihre Ängste und Geheimnisse miteinander geteilt, hatten sich ihre eigenen Schwüre geschworen, einander endlos geliebt und versucht, für die Zeit, die sie getrennt sein würden, Erinnerungen in ihrem Gedächtnis zu bewahren. »Wird es Eilin gutgehen?« fragte Maya, und D’arvan staunte wieder einmal über ihren Mut, während sie aufrecht und gelassen vor seinem Vater stand.
Hellorin nickte. »Unsere Heiler sagen, daß sie sich erholen wird, und sie wird in Sicherheit und Ehren bei uns bleiben, bis diese Sache erledigt ist.«
»Ich danke dir«, sagte Maya einfach. »Hast du eine Ahnung, wie lange das dauern wird?«
Da war ein Stocken in ihrer Stimme, und D’arvan wurde plötzlich klar, daß sie ebensoviel Angst hatte wie er.
Hellorin schüttelte den Kopf. »So lange, bis der Eine das Schwert fordert, das ist alles, was wir wissen. Laßt uns um unser aller willen hoffen, daß er sich beeilt!«
Mayas Augen zwinkerten. »Was macht dich so sicher, daß es ein Mann ist, mein Fürst?« Sie trat zurück, um D’arvan die Möglichkeit zu geben, sich nun selbst von seinem Vater zu verabschieden.
Hellorin umarmte ihn heftig. »Wie sehr es mich bekümmert, den Sohn zu verlieren, den ich gerade erst gefunden habe.«
»Und mich bekümmert es, dich zu verlieren«, flüsterte D’arvan. »Ich hoffe, wenn das alles vorbei ist, werden wir einen Weg finden, uns dafür zu entschädigen.«
Hellorin nickte ernst. »Und jetzt, mein Sohn, mußt du uns in deine Welt bringen«, sagte er.
D’arvan starrte ihn an. »Ich? Aber wie?«
»Tu dasselbe, was du gestern getan hast. Ruf den Wald, den wirklichen Wald. Benutze den Stab der Lady Eilin, den du bei dir trägst – er hat mehr Macht, als du dir vorstellen kannst.«
Es war leichter, als D’arvan erwartet hatte. Eilins Stab schien von allein nach Hause gehen zu wollen. Binnen weniger Atemzüge standen sie im Licht des Sonnenaufgangs am Seeufer. Das Gras war aufgerissen, wo die Wurzeln sich hineingebohrt hatten, und obwohl die Ranken sich vom Turm zurückgezogen hatten, waren dessen Mauern zerfurcht und die Fensterscheiben zerschlagen, so daß der Bau dem Zugriff der Elemente nun offen und
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