Die Artefakte der Macht 01 - Aurian
mitnehmen wollte.«
Dulsina zuckte mit den Schultern und hob eine Augenbraue. »Dein Fehler, Vannor«, sagte sie mit ernster Stimme. Vannor warf ihr einen düsteren Blick zu und wünschte, sie würden ihn endlich alle in Ruhe lassen. Es war schlimm genug, sich wieder von seinen Kindern trennen zu müssen. Sie waren jetzt alles, was er noch hatte. Unsinn sagte er sich. Sarah ist bei Aurian, und es wird ihr gutgehen. Und Parric hat versprochen, sie mir zurückzubringen. Vannor haßte es, sich eingestehen zu müssen, daß das der eigentliche Grund war, warum er es zugelassen hatte, sich von dem Kavalleriehauptmann zu dessen verrücktem Plan überreden zu lassen.
»Wie dem auch sei, Yanis«, griff er den Faden des Gesprächs wieder auf, »es sind meine Kinder und deine Leute, an die ich denke. Sie werden sicherer sein, wenn wir nicht hier sind.«
»Aber das Tal hat jetzt einen ganz schlechten Ruf«, protestierte Yanis. »Es heißt, der Magusch Davorshan sei dort getötet worden.«
»Das ist auch genau der Grund, warum ich hingehe. Davorshans Tod war kein Unfall, da bin ich mir sicher. Nach dem, was Aurian und Forral widerfahren ist, wird die Lady vom See uns beschützen – da kannst du sicher sein.«
»Aber das Risiko liegt eindeutig in dem Weg dorthin! Angos durchkämmt das Land auf der Suche nach euch.«
»Wir werden vorsichtig sein, und das Tal ist eine weit bessere Basis für uns – viel zentraler und näher bei der Stadt.«
»Aber das ist genau das, was mir Sorgen macht«, sagte Yanis düster. »Nun, ich werde euch jetzt gehen lassen. Wenn wir irgendwelche Neuigkeiten von Parric im Süden hören, werde ich versuchen, euch einen Boten zu schicken. Die Götter mögen mit dir gehen, mein Freund, und keine Angst – ich kümmere mich um deine Kinder.«
»Lebe wohl, Yanis – und vielen Dank für alles, was du für mich getan hast«, sagte Vannor und überlegte, daß im Falle eines seiner Kinder die Sache wohl genau andersherum laufen würde.
»Kümmere du dich um dich selbst«, sagte Dulsina zu dem Kaufmann. »Da ich ja nicht dasein werde, um es für dich zu tun«, fügte sie spitz hinzu.
»Leb wohl, Dulsina.« Vannor umarmte sie. »Und kümmere dich für mich um Zanna, ja?«
»Als könnte Zanna sich nicht um sich selber kümmern«, schnaubte die Haushälterin. »Es seid ihr idiotischen Männer, die mir Sorgen machen!« Mit diesen Worten ließ sie ihn allein, damit er sich von Zanna verabschieden konnte. Aber es bestand kaum die Notwendigkeit für Worte zwischen Vater und Tochter. Sie hatten einander bereits alles gesagt.
»Wage es ja nicht, deinen Schmuggler zu heiraten, bevor ich zurückkomme!« neckte er sie schroff. »Das ist eine Hochzeit, die ich nicht verpassen möchte!«
Zanna umarmte ihn. »Dann solltest du dich besser ein bißchen beeilen, Vater.« Sie zwinkerte ihm durch ihre Tränen hindurch zu. »Ich habe nicht die Absicht, für immer zu warten, weißt du.« Einen langen Augenblick sahen sie einander an. Zanna biß sich auf die Lippen, und ihre Arme schlossen sich fester um ihn. »Leb wohl, Papa.« Sie wirbelte herum und war plötzlich verschwunden.
Der Kaufmann wandte sich ab und ging zu seinen wartenden Rebellen hinüber. Vielleicht war es die Verwirrung des Abschieds, aber es fiel ihm nicht auf, daß ein Mann fehlte.
Sobald Vannors Truppe hinter dem nächsten Hügel verschwunden war, teilte sich der Stechginster, der den Tunnel der Pferde verdeckte. Zanna tauchte auf, gefolgt von Dulsina in Kriegerkleidung und dem ergrauten Hargorn, der zwei Pakete bei sich trug. Er sah sie an und schüttelte den Kopf. »Die Götter mögen wissen, warum ich mich von euch dazu habe überreden lassen.« Er seufzte. »Vannor wird mir die Eier abschneiden – oh, ich bitte um Entschuldigung«, fügte er hastig hinzu, als er einen kalten Blick von Dulsina auffing.
Zanna grinste. »Du tust es, weil du uns liebst«, neckte sie ihn. »Bist du bereit, Dulsina?«
Die Haushälterin lächelte gequält. »Ich hoffe nur, daß meine alten Gehmuskeln bald wieder da sind«, sagte sie zweifelnd.
»Bei allem Respekt, gute Frau, das will ich wirklich hoffen«, schnaubte Hargorn. »Wir können es uns nicht leisten, daß du uns aufhältst – und du solltest dich jetzt besser beeilen, wenn wir die anderen wieder einholen wollen. Vannor wird es nicht bemerken, wenn wir uns ganz vorsichtig dem hintersten Teil des Zuges anschließen.«
»Keine Angst, Hargorn. Wenn Vannor den Weg schafft, kann ich es auch. Der Mann ist
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