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Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert

Titel: Die Artefakte der Macht 03 - Flammenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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diesem Teil der Stadt war er viel mehr zu Hause als in den oberen Bereichen von Nexis. In besseren Zeiten hatten seine Leute einen großen Teil ihrer heimlichen Geschäfte auf den Docks ausgeübt, und noch vor kurzem hatten Tarnal und er viel Zeit hier verbracht – als sie die Lagerhäuser und die anderen verfallenen Gebäude nach einer Spur von Vannor durchsuchten. Die verzweifelte Notwendigkeit, endlich ein Dach über dem Kopf zu haben, stand in den Gedanken des jungen Mannes an vorderster Stelle und lenkte seine Schritte automatisch zu dem Ort, den er als Heimat für so viele verzweifelte, unglückliche Leute aus der Stadt in Erinnerung hatte.
    Yanis blinzelte erstaunt, als er plötzlich die vertraute Silhouette zerfallener, rußbeschmierter Steine vor dem schiefergrauen Himmel aufragen sah. Wie bin ich denn hierhergekommen, dachte er verschwommen. Träume ich? Plötzlich strömten die Erinnerungen zurück, Erinnerungen an die Nacht, in der er und seine Mutter zusammen mit Tarnal nach Nexis gekommen waren, um nach Zanna zu suchen. Am Ende ihrer heimlichen unterirdischen Reise durch die Abwasserkanäle waren sie in einen Alptraum aus Blut und Feuer und dem entsetzlichen Geräusch von Schreien getreten. Er erinnerte sich noch an das große alte Lagerhaus, dessen Dach in einer Fontäne aus Funken und Flammen einstürzte, während Pendrals Soldaten mit ihren durstigen Schwertern und erfüllt von brutaler Teilnahmslosigkeit das Blut von Frauen, Kindern und schwachen alten Menschen tranken. Er erinnerte sich auch an Remanas verzweifelten Versuch, die Überlebenden in dem alten Entwässerungsgraben, der unterhalb der Walkmühle verlief, in Sicherheit zu bringen, während Jarvas, der seltsame Gründer dieser Zufluchtsstätte für die Verzweifelten, die Zerstörung seines Traumes mitansehen mußte und Tränen des Zorns über sein häßliches Gesicht strömten. Und besser als alles andere war Yanis Emmie in Erinnerung geblieben: jenes blonde Mädchen, das eine ätherische Lieblichkeit mit einem unnachgiebigen Sinn fürs Praktische vereinte, der ihn eingeschüchtert und sprachlos gemacht hatte.
    Widerwillig zwang sich Yanis, in die Gegenwart zurückzukehren. Was dachte er sich nur dabei, hier mit offenem Mund herumzustehen und seinen Tagträumereien nachzuhängen wie ein mondsüchtiger Narr, wo doch die Sicherheit, die er brauchte, so nah war? Es bestand keine Notwendigkeit mehr, das Tor der Palisade zu finden – die versengten Holzbalken des einst so hohen Zaunes waren samt und sonders zerstört. Obwohl das Lagerhaus nicht mehr war als eine ausgebrannte Ruine, war die Walkmühle noch immer intakt – und barg in ihrem Herzen Wasservorräte und einen sicheren Fluchtweg. Yanis, der den Göttern für sein glückliches Geschick dankte, torkelte wie ein Betrunkener auf das große alte Bauwerk zu.
    Das fahle Licht des grauen Morgens reichte kaum bis hinter die verrotteten Holztüren, die schief in ihren Angeln hingen. Es war so dunkel in der Mühle, daß Yanis sich mit einem furchtsamen Frösteln fragte, ob sich der ungeheure Blutverlust nun plötzlich in Blindheit niederschlug. Als sich seine Augen jedoch an die Düsternis gewöhnt hatten, bemerkte er ein schwaches Glimmen von Helligkeit, das an das warme, bernsteinfarbene Flackern von Feuerschein erinnerte und seinen Ursprung am anderen Ende des staubigen, von Echos erfüllten Raumes zu haben schien. Wenn sein Verstand ihm keinen Streich spielte, mußte sich die Lichtquelle hinter der langen Reihe großer Färbetröge befinden. Nachdem er jedoch einen ersten Schritt nach vorn getan hatte, blieb der Nachtfahrer zögernd stehen. Wenn das wirklich ein Feuer war, wer hatte es dann entzündet? Und wen würde er hier finden: Freund oder Feind? In diesem Augenblick stimmte eine zittrige und benommen klingende Stimme ein Lied an, und Yanis beschloß weiterzugehen. Wer immer da hinten saß, schien zu betrunken zu sein, um ihm gefährlich werden zu können. In der Tat, wenn da jemand Wein oder Stärkeres besaß, konnte er nur hoffen, daß er in der Stimmung zum Teilen war. Dennoch erschien ihm eine gewisse Vorsicht durchaus angebracht. Also schlich er sich nun durch den langen, schmalen Raum, so schnell er das auf seinen unsicheren Füßen vermochte. Dann stahl er sich vorsichtig um einen der Färbetröge herum und spähte um die Ecke.
    Der Sänger trug eine unmanierliche Ansammlung schmutziger Lumpen und darüber eine fadenscheinige, zerfetzte alte Decke, die er sich um die Schultern

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