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Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara

Titel: Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie Furey
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war Bern? Wo war dieser janusgesichtige, kriecherische, hinterhältige Mistkerl von einem Sterblichen? Hinter sich hörte die Magusch das leise Quietschen der Tür, die geöffnet wurde. Nachdem dieser verräterische Bastard festgestellt hatte, daß sie seinen feigen Mordversuch überleben würde, ergriff er nun hastig die Flucht.
    »Nein!« fauchte Eliseth, während sie sich zur Seite rollte. Ihr waren genug Sterbliche durch die Finger geglitten. Es blieb gerade noch Zeit für ein kurzes Aufblitzen von Entsetzen in Berns Augen – dann sandte die Magusch mit einer fließenden, schnellen Bewegung einen zischenden Lichtblitz auf ihn ab. Der Körper des Bäckers sackte schwelend zu Boden.
    Mit einem furchtbaren Ruch packte die Magusch die Tischkante und zog sich hoch. Ein hastiger Schluck Wein aus der Karaffe auf dem Tisch half ihr, wieder zu sich zu kommen. Als sie sich ein wenig beruhigt hatte, taumelte sie durch den Raum zu dem Bäcker hin und bückte stirnrunzelnd auf seine rauchende Leiche herab. Bei dem Gestank verkohlten Fleisches zog sie angewidert die Nase kraus. »Ewige Verdammnis möge diese kriecherische kleine Ratte befallen – ich hätte nie gedacht, daß er solchen Mut aufbringen würde«, murmelte sie bei sich. Trotzdem, jetzt da die erste wilde Woge ihres Zorns abgeebbt war, bedauerte sie es, ihn so vorschnell getötet zu haben. Sie hatte Pläne für Bern und seine Familie geschmiedet – und jetzt war er nutzlos geworden. Außerdem mußte sie nun auch seine Frau und seine Kinder töten, sonst würde sich die Nachricht von ihrer Rückkehr im Handumdrehen in ganz Nexis verbreiten, und Vannor würde gewarnt sein. Eliseth fluchte noch einmal. Diese verdammten Sterblichen! Das Ganze war äußerst unbequem.
    Nun, zumindest hatte der Bäcker ihr vor seinem Tod die Informationen gegeben, die sie benötigt hatte. Jetzt konnte sie in die Sicherheit der Akademie zurückkehren – nachdem sie sich um den Rest von Berns Familie gekümmert hatte. Die Wettermagusch griff nach ihrem Umhang, den sie sorglos über eine Stuhllehne gehängt hatte. Als sie das Kleidungsstück an sich nahm, spürte sie ein ungewohntes Gewicht und berührte einen harten, klobigen Gegenstand, der in der tiefen, ins Futter eingenähten Tasche verborgen war.
    Eliseth hielt den Atem an und blieb einen Augenblick wie erstarrt stehen. Der Mantel in ihren Händen war vergessen, und ein unglaublicher Gedanke schoß ihr durch den Kopf. Der Kelch, den sie bei sich trug, war angeblichem Teil des Kessels der Wiedergeburt! War es möglich, daß der Kelch immer noch die Macht hatte, die ursprüngliche Funktion des Kessels auszuüben? Und wenn ja – wahrhaftig, welch ungeahnte Möglichkeiten sich ihr dann boten!
    Mit vor Aufregung leicht zitternden Händen nahm Eliseth den Gral aus ihrer Tasche und füllte ihn mit Wasser aus dem Krug auf dem Tisch. Während die Flüssigkeit in dem Kelch aufstieg, schienen die Eigenschaften der angelaufenen Innenseite des Gefäßes auf sie überzugreifen. Das Wasser nahm eine tiefe, bösartige Schwärze an, die weder Glanz noch ein Spiegelbild besaß. Über der lichtverschlingenden Oberfläche stieg ein dunkler, spiraliger Dampf auf. Die Magusch, die den Kelch mit äußerster Vorsicht festhielt, um nichts von seinem Inhalt über ihre Hände zu vergießen, kehrte zu Berns Leiche zurück und sprenkelte ein paar Tropfen über den immer noch schwelenden Leichnam.
    Zuerst schien nichts zu geschehen. Die versengte, in sich zusammengekrümmte Gestalt ließ kein Zeichen von Leben oder Bewegung erkennen. Aber dann, gerade als Eliseth sich angewidert abwenden wollte, blinzelte sie und sah noch einmal genauer hin. Die Oberfläche von Berns Körper hüllte sich in eine dunkle, wogende Wolke, die aus der Entfernung wie ein Schwarm winziger, glitzernder, schwarzer Bienen aussah. Die Magusch bemerkte, daß die verkohlte Hülle seiner sich abschälenden Haut ein wenig weicher zu werden schien, und ganz allmählich nahm sie wieder die hellere Tönung gesunden Fleisches an. Binnen weniger Sekunden war der Bäcker wieder als Mensch erkennbar, obwohl er – sehr zu Eliseths Mißfallen – genauso tot war wie zuvor und weder atmete noch sich bewegte.
    Einem Impuls gehorchend, hob Eliseth seinen Kopf und ließ ein paar Tropfen von dem dunklen Wasser aus dem Gral in seinen erschlafften Mund rinnen. Ein Augenblick verstrich und dann noch einer, während die Magusch in angespannter Erwartung den Atem anhielt. Ohne Vorwarnung sog Bern dann

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