Die Artefakte der Macht 04 - Dhiammara
Edelsteine auf den dunklen Fußboden ergoß. Dann drehte sie sich mit unerbittlichem Blick wieder zu dem Dieb um. »Du hast diese Steine gestohlen. Wem gehören sie?«
Grinces Mund wurde sehr trocken. »P-Pendral«, stieß er atemlos hervor. »Dem Hohen Herrn Pendral.«
Die Magusch brach in schallendes Gelächter aus. »Pendral? Dieser schmutzige kleine Perverse lebt also immer noch?«
Grince, den ihre Reaktion zutiefst erstaunte, nickte wie betäubt.
»Und du hast ihm seine geliebten Juwelen gestohlen! Gut gemacht, mein Junge. Das geschieht ihm recht, diesem knauserigen Mistkerl.« Sie kicherte leise und hätte ihm beinahe anerkennend auf die Schulter geklopft. Sie konnte sich gerade noch rechtzeitig zurückhalten und ließ statt dessen sanft eine Hand über seine Verletzungen gleiten.
Als Grince einen Schimmer violettblauen Lichts aus den Fingern der Magusch kommen sah, schrak er instinktiv vor ihrer Berührung zurück, bevor ihm zu seiner Überraschung klar wurde, daß sie ihm nicht im mindesten weh tat. Im Gegenteil! Wo das prickelnde, violette Licht seine Wunden berührte, waren der Schmerz und die Steifheit plötzlich wie weggeblasen und hinterließen statt dessen ein wunderbares Gefühl des Wohlbehagens. Fassungslos sah er zu, wie die klaffende Schwertwunde an seinem Bein sich zu schließen begann, bis nicht einmal eine Narbe zu sehen war.
Wieder ließ die Magusch ein leises Kichern hören. »Den Riß in deiner Hose wirst du allerdings selber nähen müssen«, meinte sie freundlich. »Bei solchen Sachen bin ich machtlos.«
Grince sah sie verwundert an. Er hatte mit zehn Jahren seine Mutter verloren, aber sie hatte sich ohnehin nie viel aus ihm gemacht. Seitdem hatte er immer für sich selbst gesorgt, obwohl Jarvas ihm einen Platz in seiner Herberge gegeben hatte. Niemand hatte sich jemals so um ihn bemüht. »Vielen Dank, Herrin«, flüsterte er. Sie erwiderte sein Lächeln, und in diesem Augenblick wußte er, daß sein Leben nie mehr wie früher sein würde.
Der andere Magusch hockte auf der Kante eines Tischs und lächelte ermutigend, obwohl der Dieb bemerkte, daß seine Hand sich niemals weit von seinem Schwertgriff entfernte. »Jetzt hör mal gut zu«, sagte er entschlossen. »Wir sind hier runtergekommen, weil wir jemanden schreien hörten. Warst du das?«
Die Maguschfrau wandte sich mit einem verblüfften Ausruf von Grince ab. »Die Schreie! Durch diesen anderen Ruf hatte ich sie ganz vergessen!«
»Warte, Liebste.« Der andere Magusch hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, und wandte sich dann wieder Grince zu. »Also«, sagte er sanft. »Warum hast du geschrien, Junge? Du siehst ziemlich mitgenommen aus – wer hat dich so zugerichtet? Hat dieselbe Person dich erschreckt? Ist außer dir noch jemand hier unten?«
Benommen schüttelte Grince den Kopf. »Es – es war schrecklich. Es ist … da drin …« Außerstande, mehr zu sagen, zeigte er auf die unsichtbaren Tiefen des düsteren Alkovens.
Aurian warf Forral einen scharfen Blick zu und trat dann achselzuckend von dem Feuer weg. »Wir sollten besser herausfinden, wovon er redet.« Aurian konzentrierte sich auf das fahle Maguschlicht, das über ihrem Kopf schwebte, und ließ es abermals zu leuchtendem Leben aufflackern. Als das Licht nun auch die letzten Winkel des Raumes beleuchtete, wurde ihr Blick von dem Alkoven auf der anderen Seite des Raumes angezogen, dessen Tiefen immer noch in der Dunkelheit lagen. »Da«, wiederholte der kleine Sterbliche und zeigte mit dem Finger in die Richtung. »Von dort ist es gekommen.«
»Sei vorsichtig«, warnte Shia. »Es könnte eine Falle sein.«
»Es gibt nur eine Möglichkeit, das rauszufinden«, erwiderte Aurian. »Behaltet diesen Sterblichen für mich im Auge, ja? Ich glaube, wir können ihm trauen, aber ich möchte nicht riskieren, daß er mir einen Dolch in den Rücken stößt, während ich beschäftigt bin.«
Forral ließ sich von dem Tisch heruntergleiten, um sich ihr anzuschließen, und gemeinsam schlichen sie sich vorsichtig auf diese dunkle Höhle am anderen Ende des Raumes zu. Aurians Maguschlicht schwebte über ihnen, und als es endlich auch in die Tiefen des Alkovens fiel, schrie der Schwertkämpfer auf, während die Magusch überrascht zurückwich. »Die Götter mögen uns beistehen«, stieß sie hervor. »Es ist Finbarr!«
Wie viele schreckliche Überraschungen die Akademie wohl noch für sie bereithielt? Aurian war entsetzt über den Anblick ihres guten alten Freundes,
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