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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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nicht länger zu bleiben.«
    »Heißt das, einer der Gefängniswärter ist ein Schakal?«
    Wade musste so sehr lachen, dass ihm Tabaksaft in den Bart lief. »Du wirst es nie kapieren.«
    Hadrian ging in den Laderaum und suchte sich eine Ecke, in der er sitzen und sich gegen das Stampfen des Boots abstützen konnte. Dann versuchte er zu schlafen, aber die neuen Fragen und Ängste ließen ihm keine Ruhe. Wade hatte recht. Er war zu dämlich, um zu verstehen, wie Sauger und seine Kumpane dachten. Hadrian starrte in die Dunkelheit. Durch die offene Luke rieselten erste Schneeflocken herab.
    Dann tauchte Jori wieder vor ihm auf. Sie hatte sich in eine Decke gewickelt.
    »Es tut mir leid«, entschuldigte er sich, bevor sie etwas sagen konnte. »Ich möchte Ihnen wirklich nicht das Gefühl vermitteln, Sie seien bloß ein Schatten.«
    »Mir ist kalt«, sagte sie, setzte sich neben ihn und legte ihm ein Ende der Decke um die Schultern.
    »Stimmt es, was Emily gesagt hat?«, fragte sie nach einigen Minuten.
    »Was hat sie denn gesagt?«
    »Stimmt es, dass das Ende der ersten Welt Ihre eigene Schuld gewesen ist?«
    Seine Gefühle übermannten ihn und verschafften sich Luft. Zuerst kam ihm ein qualvolles Stöhnen über die Lippen, aber nach einem Moment konnte er nur noch lachen.
    Er schlief ein, und als er aufwachte, lehnte Joris Kopf an seiner Schulter. Mondlicht fiel durch die Luke herein, und der Sturm schien sich weitgehend gelegt zu haben. Hadrian saß ganz still da, spürte den Rhythmus ihrer Atemzüge und wagte es, eine Strähne ihres Haares zu berühren, die auf seiner Brust lag. Er fühlte, wie seine Stärke zurückkehrte und er einen klaren Kopf bekam. Behutsam machte er sich von Jori frei und stieg an Deck. Dieses eine Mal würde das Überleben für ihn absoluten Vorrang genießen.
    Als er den Maschinenraum betrat, stellte er fest, dass Tull sich auf den Brennholzhaufen gelegt hatte und eingenickt war. Hadrian nahm noch mal die Maschine in Augenschein. Als er nach oben zurückkehrte, streckte sich ihm aus der Dunkelheit eine Hand entgegen.
    »Dax sagt, wir können uns in der Kombüse eine Suppe holen«, verkündete Jori. »Scanlon ist wieder bei dem Kapitän im Ruderhaus.«
    Hadrian saß schweigend am Tisch. Die Fischsuppe war heiß und reichhaltig, und er leerte zwei Schalen, bis ihm auffiel, dass seine Gefährten ihn anstarrten. Als er Dax die Schale ein weiteres Mal zum Nachfüllen reichte, sah er dessen schmerzverzerrte Miene.
    »Was ist los, Dax?«
    Der Junge erwiderte nichts, sondern nahm einfach nur die Schale und füllte sie nach.
    »Als wir uns in Sankt Gabriel in der Küche begegnet sind, hatte jemand dich geschlagen«, sagte Hadrian. »Weshalb?«
    Dax runzelte die Stirn. »Ich habe Scanlon gefragt, ob das seine Werkzeuge bei der Sägegrube waren. Das ist alles. Es hat ihm nicht gefallen. Er hat gesagt, so würde ich das Geheimnis ganz bestimmt nicht erfahren.«
    »Geheimnis?«
    »Sie wissen schon. Ich habe Ihnen doch von den Geistern erzählt.«
    Hadrian war verwirrt. Dax hatte ihm nie erklärt, wieso er selbst nicht auf die andere Seite wechseln wollte, auch wenn er anderen dabei half. »Mein Gott, Dax«, sagte er schaudernd. »Du meinst das Geheimnis, wie man stirbt und zurückkehrt. Es gibt kein solches Geheimnis. Diese Leute machen euch was vor.«
    Dax runzelte erneut die Stirn und war eindeutig nicht überzeugt. Wenigstens wollte er noch nicht sterben. Er sahHadrian erwartungsvoll an. Als der nichts sagte, schaute der Junge nervös zu der Kajütstreppe.
    »Vor einer Weile war der Skipper hier«, erklärte Dax. »Ich sagte, es könnte ganz schön schwierig werden, bei diesem Wetter die kleine Signallaterne auszumachen. Er hat mich geohrfeigt. Aber dann hat er mich zu sich gerufen und sich entschuldigt. Er hat gesagt, wenn wir zurück sind, macht er mich wegen all meiner guten Arbeit zum vollwertigen Schakal. Und bei der Aufnahmezeremonie würde ich ein neues Messer und eine Silberfigur bekommen.« Dax musterte Hadrians Gesicht, als könnte er dort eine Antwort finden. »Aber es gibt dabei weder Messer noch Figuren. Wade weiß nicht, dass ich mir diese Zeremonien schon öfter heimlich angesehen habe, vom Dachfenster des Hauses am Hafen aus, das die Schakale benutzen. Wieso lügt der Kerl? Und dieser Scanlon hat einen Revolver im Gürtel. Den von Sergeant Waller. Wozu braucht er den?«
    Jori wurde bleich.
    Hadrian schaute zur Tür und fürchtete, es könne jeden Moment ein Besatzungsmitglied

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