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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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zu schaffen war, wenn der Dampfer mit voller Kraft lief. Aber es war möglich, solange der Gegenwind nicht zu stark wurde und Wade den genauen Kurs kannte, was nachts bei geschlossener Wolkendecke keine geringe Herausforderung darstellte. Dann fiel ihm ein, dass die Schmuggler diese frühmorgendlichen Treffen ständig abhielten. Sie hatten die heimliche Überfahrt schon viele Male absolviert.
    Er stieg die kurze Kajütstreppe hinunter, die zu der Mischung aus Kombüse und Schlafquartier führte, und sah Scanlon dort am Tisch sitzen.
    »Das hier ist nicht deine Kabine, Boone«, knurrte er warnend. Die Hand, die den dampfenden Becher hielt, war bandagiert, der Verband rosa verfärbt. Sein Fingerstumpf blutete immer noch. Hadrian zog sich auf das Achterdeck zurück, wo eine frische Ladung Holz gestapelt war, darunter auch zwei Meter lange Stämme, die erst noch zerkleinert werden mussten, bevor man sie in der Dampfmaschine verfeuern konnte. Er erklomm den Stapel und vergewisserte sich, dass quer am Heck ein robustes kleines Beiboot hing. Dann nahm er einen Armvoll Holz und stieg hinunter in den Maschinenraum.
    Der breitschultrige Mann dort war Tull, der Maschinist, der am Vorabend aus der Taverne geworfen worden war. Er blickte Hadrian überrascht entgegen und bedeutete ihm dann mit finsterer Miene, er solle seine Ladung auf dem kleinen Holzstapel am Schott ablegen. Hadrian gehorchte und machte einen Schritt auf den Kessel zu. Der Maschinist riss blitzschnell den Schürhaken aus dem Feuer und versperrte ihm damit den Weg. Die glühend rote Spitze des Eisens brannte sich in eines der Holzscheite. Fünf Zentimeter näher und es hätte Hadrian aufgespießt.
    Er hob beschwichtigend beide Hände. »Ich kenne den Mann, der diese Maschine gebaut hat«, rief er über den Lärm hinweg. »Er war immer sehr stolz darauf.« Das war alles, was er über sein Interesse zu sagen hatte. Ein schneller Blick verriet ihm, dass er sich korrekt an den Sitz der Regler und Ventile erinnerte.
    »An Deck liegen Baumstämme«, rief Tull zurück. »Es war keine Zeit mehr, sie vor unserer Abfahrt zu zerkleinern.« Seine Augen funkelten belustigt auf eine Art und Weise, die Hadrian erschaudern ließ. »Ich wollte den Jungen damit beauftragen, aber dein Rücken ist stärker. Da drüben liegt eine Säge.«
    Hadrian nickte übertrieben deutlich und stieg wieder nach oben. Dann ließ er sich Zeit und zersägte gemächlich den ersten Baumstamm, während er über Saugers Worte nachdachte – und über die Mienen von Fletcher und dessen Männern, als Sauger seine Entscheidung verkündet hatte. Hadrians nächste Überlegungen galten dem Boot und der Besatzung. Die nicht zerteilten Stämme bedeuteten, dass Sauger gelogen hatte. Für diese Nacht war keine Überfahrt geplant gewesen.
    Er hatte gerade mit dem zweiten Stamm angefangen, als Scanlon sich zu Wade ins Ruderhaus gesellte. Hadrian rannte in die kleine Kombüse, fand den Kessel mit heißem Wasser, den er erwartet hatte, und schenkte einen Becher Tee ein.
    Kurz darauf hielt er ihn Jori hin, die benommen daran nippte, dann etwas zu Kräften gelangte und dankbar beide Hände um den warmen Becher legte.
    »Wir sind auf dem Weg nach Carthage«, bestätigte er.
    Sie runzelte die Stirn und starrte in die Schatten.
    »Kenton wird all das hier nicht kümmern«, sagte sie nach langem Schweigen. »Er wird es nicht glauben. Für ihn wird nur zählen, dass ich ohne seine Erlaubnis die Kolonie verlassen habe. Er wird mich rauswerfen.«
    Hadrian wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. »Tut mir leid«, sagte er schließlich.
    »Ich bin noch jung. Meine Mutter webt Teppiche und Decken. Sie hat sich immer gewünscht, dass ich in das Geschäft einsteige.«
    »Ich glaube, Sie verstehen nicht ganz, Jori. Die haben nicht vor, uns in Carthage abzusetzen.«
    »Aber ich habe es doch gehört. Und Sie waren auch da.«
    »Auf diese Weise wollen die uns bloß in Sicherheit wiegen. Genau wie sie uns einfach betäubt haben, damit wir keine Einwände erheben und uns nicht wehren konnten. Wir beide sind die einzigen Menschen auf der ganzen Welt, die ein Interesse daran zu haben scheinen, diese Leute aufzuhalten. Einer der Männer, die vermeintlich mit unserem Transport beauftragt wurden, ist Wade, der annimmt, ich hätte seinen Neffen ermordet. Ein anderer ist Scanlon, dem Sie einen Finger weggeschossen haben.«
    Jori bedachte ihn mit einem tadelnden Blick. »Sie müssen immer gleich so melodramatisch sein. Die würden sich doch

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