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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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hereinplatzen. Dann sprach er leise und eindringlich. »Ihr beide dürft nicht einschlafen und müsst zusammenbleiben. Trinkt oder esst nichts, das diese Kerle euch geben. Das Spielchen kennen wir schon; sie wollen verhindern, dass wir uns wehren.« Hadrian erkannte nun, dass das wahre Spiel zwischen Sauger und Fletcher stattfand. Sauger hatte so getan, als läge ihm ausgesprochen viel daran, dass Hadrian und seine Freunde überlebten. Aber das war nur ein Trick gewesen, damit Fletcher sich ihm verpflichtet fühlen würde, wenn Sauger dessen Wunsch nach Rache letztlich doch nachgab. »Wir sollen es gar nicht bis an Land schaffen. Aber bei diesem Wetter können sie es nicht riskieren, mitten auf dem See einen Halt einzulegen. Wenn ich zu euch komme, müsst ihr bereit sein und genau tun, was ichanordne. Ohne Fragen. Ohne ein Wort zu sagen. Habt ihr verstanden?«
    Jori nickte zögernd. Dax schaute verwirrt von ihr zu Hadrian und zuckte schließlich die Achseln. »Okay. Von mir aus.«
    Der Wellengang hatte nachgelassen, und der Himmel war aufgeklart, als Hadrian am südlichen Horizont endlich eine schmale dunkle Linie ausmachen konnte. Dort in der Ferne lag Carthage, was nicht etwa die trüben Lichter der Stadt verrieten, sondern die silbrigen Rauchfäden, die zum Sternenzelt aufstiegen.
    Er holte das Seil und den Hammer aus dem Versteck, befestigte das Seil am Bug des Beiboots, ließ es zu Wasser und band es an der Achterreling fest.
    Dann stieg er in den Laderaum und wandte sich an Dax. »In fünf Minuten gehst du in den Maschinenraum und erzählst Tull, der Skipper hätte gesagt, er solle frühstücken gehen. Wenn ich gleich von hier weggehe, zähl langsam bis dreihundert, dann geh zu ihm. Scanlon schläft in einer der Kojen. Weck ihn nicht.« Er sah Jori an. »Sie müssen am Ruderhaus vorbei, ohne dass Wade Sie sieht. Sobald Tull in die Kombüse geht, schleichen Sie sich zum Heck.«
    Der Maschinist war wieder eingedöst, als Hadrian seine letzte Ladung Holz brachte. Er stahl sich in die dunkle Ecke hinter dem Brennholzstapel und legte sich ausgestreckt hin. Kurz darauf meldete sich Dax wie abgesprochen. Tull rieb sich schlaftrunken die Augen und stieg nach oben.
    Hadrian sprang auf, warf so viel Holz wie möglich ins Feuer und nahm dann einen langen Bolzen von dem Regal an der Wand. Er schloss die Klappe der Brennkammer, steckte den Bolzen durch die Löcher des Griffs, zog den Hammer aus dem Gürtel und hieb auf die überstehenden fünfzehn Zentimeter des Bolzens ein, bis er ihn unter den Schnappriegelgebogen und die Klappe dadurch blockiert hatte. Er öffnete den Lufteinlass so weit wie möglich, zertrümmerte dessen Hebel, schloss alle Überdruckventile und zerschlug dann – mit einer stummen Entschuldigung an Jonah – ihre Regler.
    Als er sich zu Dax und Jori auf das Achterdeck gesellte, war am Horizont der erste graue Schimmer der Dämmerung zu sehen. Carthage lag noch ungefähr fünf Kilometer entfernt.
    »Die wollen uns umbringen«, sagte er zu Dax und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Wenn das Boot vor der Küste haltmacht, wollen sie uns erschießen und über Bord werfen.« Seine Begleiter starrten ihn an, sagten jedoch nichts. »Wir steigen jetzt in das Beiboot und rudern zum Ufer. Dax, sobald wir an Land sind, läufst du in die Stadt und versteckst dich.«
    »Wir könnten sie überwältigen und die
Anna
in den Hafen steuern«, schlug Jori vor.
    »Wir hätten gegen diese drei Kerle keine Chance«, widersprach Hadrian. »Sie sind bewaffnet. Außerdem bleiben nur noch fünf Minuten, bis der Dampfkessel der
Anna
explodiert.«
    Joris Mut schien sie zu verlassen. »Hadrian, wir werden da draußen erfrieren«, protestierte sie.
    »Wenn wir bleiben, sterben wir auf jeden Fall«, entgegnete er und holte die Leine des Beiboots ein. Dax schüttelte unschlüssig den Kopf, sprang dann aber hinunter in das kleine Ruderboot.
    Jori schob sich wortlos an Hadrian vorbei und stieg über die Bordwand. Hadrian löste das Seil, klopfte auf die Reling und wandte sich noch einmal um. »Es tut mir leid«, flüsterte er der
Anna
zu und kletterte dann ebenfalls nach unten.
    »Wir rudern nach Osten, dann kommen wir drei Kilometer oberhalb der Stadt an Land«, erklärte er und tauchtedie Ruder ins Wasser. Sie hatten gerade mal dreißig Meter zurückgelegt, als er von Bord der
Anna
wütende Stimmen hörte. Hadrian hatte gehofft, der Trawler würde weiterfahren und sie hinter sich zurücklassen, doch nun brüllte Wade hektische

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