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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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hatte einen schweren Tod. Im ersten Moment wollte ich die Kerle angreifen, aber da hätte ich ihn schon nicht mehr retten können. Und falls diese Schweinehunde mich entdeckt hätten, hätten sie mir das Gleiche angetan wie ihm.«
    »Wurden noch andere gefoltert? Oder nur van Wyck?«
    »Ich habe gesehen, wie sie zwei Männer dorthin gebracht haben, zwei gut gekleidete Städter mit gefesselten Händen. Die beiden mussten zuschauen. Ich habe es nicht gewagt, mich zu rühren.«
    »Hast du die Marder kommen gesehen?«
    Morgan sah ihn überrascht an.
    »Ich war letzten Monat dabei, als die Leiche gefunden wurde. Und ich habe dort Spuren von Mardern entdeckt.«
    Morgan erschauderte. »Die Piranhas des Waldes.«
    Hadrian ließ den Blick erneut über den Hof schweifen. »Aber das war weit weg von hier.«
    »Seine Farm liegt nur fünfzehn Kilometer von uns entfernt. Van Wycks Farm. Und der Pfad, den die Reiter nehmen, ist sogar noch näher dran.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Seit jenem Tag brechen Erkundungstrupps von seiner Farm auf. Wie auf der Suche nach Bergungsgütern. Inzwischen jede Woche.«
    »Carthage schickt schon seit vielen Jahren berittene Bergungstrupps aus.«
    »Nicht solche. Und Bergungstrupps haben leere Packpferde dabei.
Diese
Pferde sind aber immer schwer beladen. Ihre Reiter sehen hart und brutal aus, vom selben Schlag wie die Mörder dieses Holländers. Falls sie von Helen und mir Wind bekämen, hätten wir nicht die geringste Chance. Sie würden uns alles nehmen.« Einer der Räume in dem versteckten Labyrinthwar Morgans geheime Schatzkammer, sein persönliches Lager von Bergungsgütern, hauptsächlich mechanische Geräte aus dem neunzehnten Jahrhundert. Auf den Märkten wären sie nahezu unbezahlbar.
    »Weiß Helen Bescheid?«
    »Sie geht nur noch selten weiter als bis zu den Gärten. Es besteht kein Anlass, ihr von meinen Beobachtungen zu erzählen. Sie glaubt, die Ziegen seien weggelaufen und die Hähne hätten zu viel von unserem schwer erarbeiteten Getreide gefressen.«
    »Du kennst das Land so gut wie jeder Kundschafter. Wohin reiten diese Männer?« In den Anfangsjahren hatte Morgan selbst einige Bergungstrupps von Carthage aus angeführt. Und für seine Sammlung war er bis heute gelegentlich unterwegs.
    »Bis etwa hundertfünfzig Kilometer südlich von hier ist alles abgegrast. Ich bin ihrer Spur mal für mehrere Stunden gefolgt. Sie sind nach Westen abgebogen, weit genug südlich, um die Camps der Ausgestoßenen zu meiden. Und sie kehren nie auf diesem Weg zurück. Sie holen sich in Carthage Vorräte, und dann müssen sie einer Art Rundkurs folgen, der im Westen wieder auf den See trifft. So vermeiden sie es, gesehen zu werden. Als hätten sie Angst, jemand könnte ihre geheimen Machenschaften entdecken.«
    »Ich will sie mit eigenen Augen sehen, Morgan«, sagte Hadrian.
    »Lass es, Hadrian. Du bist nicht in der Verfassung, dich mit solchen Männern anzulegen. Du brauchst noch mindestens zwei oder drei Wochen Ruhe. Helen lächelt schon die ganze Zeit wie ein Schulmädchen, weil sie glaubt, sie hätte euch beide den Winter über hier.«
    »Nur einen Blick.«
    »Du bist doch derjenige, der es aufgegeben hat, die Weltretten zu wollen«, rief Morgan ihm ins Gedächtnis. Seine Stimme war plötzlich schneidend. »Und alles andere hast du auch aufgegeben, soweit ich weiß.«
    Es folgte ein langes, bedrücktes Schweigen.
    »Eines habe ich nie aufgegeben«, sagte Hadrian schließlich. »Jonah, ob lebendig oder tot. Ich will seinen Mörder finden, auch wenn ich dabei sterben muss.«
    Dann sammelten sie wortlos den Rest der Ernte ein. Bevor sie über die Leiter wieder in die Höhlen stiegen, hielt Morgan ihn zurück. »Vergiss nur nicht, dass auch Jonah dich nie aufgegeben hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Es gibt nur eines, das schlimmer wäre, als bei der Verfolgung seines Mörders zu sterben, nämlich seine Ermordung als Vorwand für den eigenen Tod zu benutzen.«
     
    Je mehr Hadrian wieder zu Kräften kam, desto schwächer wurde Jori. Seine Erholung habe ihr die Anspannung genommen, versicherte Helen. Nun mache sich die Erschöpfung bemerkbar, die sich während der Wacht an seiner Seite in ihr aufgestaut habe. Aus unerfindlichen Gründen hatte Helen die Patientin im Schlafzimmer untergebracht. Morgan bekam ein paar extra Felldecken und musste bei Hadrian am Kamin schlafen. Sie hingegen blieb stundenlang bei Jori, kühlte ihr die fiebrige Stirn, fütterte sie mit Brühe und sprach heilende

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