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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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wiederbeleben. Aber der toten Lunge war bloß ein letzter Rest Luft entwichen. Durch die Tränen, mit denen seine Augen sich füllten, sah er Männer und Frauen in den Raum strömen und weitere Eimer Wasser leeren.
    »Hadrian«, rief eine Frau mit langer weißer Schürze mitfühlend. »Lass mich dir helfen, ihn nach draußen zu bringen.«
    Doch Boone weigerte sich, stieß sie weg und drohte den anderen mit der Faust. Er hob Jonah vom Boden auf, legte den Kopf mit dem grauen Backenbart an seine Schulter und trug den Toten hinaus. Draußen sank er ins Gras und umschloss mit beiden Händen Jonahs von Tinte befleckte Finger. Ein langgezogenes Schluchzen ließ seinen Leib erbeben. Das Ende der Welt wiederholte sich.
    Durch den Schleier aus Schmerz nahm er nur bruchstückhaft wahr, dass eine Gruppe Häftlinge im Laufschritt auf das Gelände eilte, dass aus einem Feuerwehrschlauch erst stotternd ein Rinnsal, dann aber ein immer stärkerer Wasserstrahl auf das Gebäude gerichtet wurde, dass Lucas Buchanan Befehle rief und erschrocken verstummte, als er Jonah sah. Benommen verfolgte Hadrian, wie die Gefangenen stapelweise Bücher nach draußen schafften. Er rappelte sich mühsam auf und half ihnen dabei.
    Eine Stunde später stand er rußgeschwärzt vor der qualmenden Bibliothek. Das halbe Dach war eingestürzt, aber den Rest des Gebäudes hatten sie retten können. Polizeipfeifen trillerten, und immer mehr Schaulustige verstopften die Straßen. Sergeant Kenton stieß Hadrian zu den anderen Häftlingen, die sich für den Rückmarsch zum Gefängnis aufreihten. Als Kenton ihm Handschellen anlegte, sträubte er sich kurz, sah dann, dass Jonahs Leichnam verschwunden war, und ließ sich wie in einem schrecklichen Alptraum widerstandslos wegführen.
     
    Die Hälfte der Einzelzellen in dem langgestreckten zweigeschossigen Steinbau, der als Gefängnis von Carthage fungierte, stand für gewöhnlich leer. Die meisten der Insassen hatten sich nur minderer Vergehen schuldig gemacht und waren in Sammelzellen untergebracht, wo die Wärter sie zwischen ihren Kartenspielen mühelos im Blick behalten konnten. Als Hadrian in den Raum gestoßen wurde, brachen einige der Jüngeren in lautes Johlen aus. Er war so eine Art Held für sie, nicht nur, weil er hier der älteste Wiederholungstäter war, sondern auch wegen seiner allseits bekannten Fehde mit Kenton. Die übrigen Gefangenen musterten ihn kühl. Sie waren alt genug, um sich zu erinnern, dass er in der Regierung von Lucas Buchanan einst ein Amt innegehabt hatte.
    Ein junger Häftling warf Hadrian ein zerlumptes fleckiges Handtuch zu und trat von dem Becken mit grauem Wasser zurück. Hadrian war der Letzte, der sich noch waschen musste. Mehr als ein Dutzend Männer hatten sich nach den Löscharbeiten bereits mit diesem Wasser gesäubert.
    »Das Dach ist in einer Woche repariert, Mr. Boone.« Nash war ein Gewohnheitseinbrecher von einer der abseits gelegenen Farmen und zählte zu Hadrians früheren Schülern.
    Hadrian vergrub sein Gesicht einen Moment lang in dem dreckigen Handtuch. Er sah überall Jonahs totes Antlitz vor sich, sogar mit geschlossenen Augen, und kämpfte verbissen gegen die Tränen an. Als er aufblickte, grinsten die meisten der Häftlinge ihm spöttisch entgegen.
    Er ließ sich im tiefen Schatten auf seine Pritsche sinken und spürte, wie der Kummer an seinem Herzen nagte. Lange lag er wie gelähmt da. Dann drängte er den Schmerz mit großer Anstrengung zurück. Es gab nur eine Möglichkeit, mit dieser Qual umzugehen und weiterzuleben. Er musste ergründen, was geschehen und wer dafür verantwortlich war.
    Wieder und wieder ließ er die furchtbare Szene in der Werkstatt vor seinem inneren Auge vorüberziehen und konzentrierte sich schließlich auf die Flammen und das Muster der Zerstörung. Die Papiere auf dem Tisch hatten bei seinem Eintreffen eben erst Feuer gefangen, während zwei der Regale bereits so umfassend in Flammen standen, dass sie das Dach über sich in Brand setzten. Unter dem Tisch lag beschriebenes Papier, von dem er einige Fetzen insgeheim eingesteckt hatte, und unter den brennenden Regalen, dreieinhalb Meter vom Tisch entfernt, lagen die Überreste der beiden Öllampen, die Jonah nachts beim Schreiben genutzt hatte. Sie konnten nicht einfach durch Jonahs strampelnde Füße dorthin gelangt sein. Jemand hatte sie vom Tisch genommen undgegen die Regale geworfen. Die Papiere auf dem Tisch hatten sich dann später durch Funkenflug entzündet.
    Auch das

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