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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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gestorben war. Es gab Gerüchte über Bestechungsgelder.«
    »Der Amtsvorgänger hieß Hampden«, sagte Hadrian.
    Emily nickte. »Sein Tod liegt mehr als ein Jahr zurück.«
    »Ein paar Monate nach ihm ist auch der Leiter der Schiffbauer-Innung verstorben. Ebenfalls an einem Herzinfarkt. Und beide Nachfolger wurden in den Rat berufen.« Er griff in die Jackentasche und zog die beiden Untersuchungsbefunde hervor.
    Die Ärztin erkannte das Format der Seiten und streckte langsam die Hand danach aus. »Was hast du getan?«, herrschte sie ihn an. »Du kannst doch nicht einfach …«
    »Nicht ich habe sie aus dem Buch entfernt. Das war jemand anders. Und die Schakale versuchen seitdem, sie zu finden.« Hadrian fasste zusammen, was er über die Berichte wusste. »Sie waren in einem Haus hinter dem Platz versteckt. Weiße Verschalung, steinerner Schornstein, weißer Zaun.«
    Hadrian sah, wie Emilys Miene sich verhärtete. »Ich weiß, wer da wohnt«, verkündete sie grimmig. »Er hat heute Nachtdienst im Krankenhaus.«
    Eine halbe Stunde später saß Hadrian mit Emily in ihrem Büro. Vor ihnen auf dem Schreibtisch lag aufgeschlagen ein großes, in Leder gebundenes Buch. Die offiziellen Einträge waren schnell gefunden. Sie fehlten nicht etwa, sondern waren in einer anderen Handschrift verfasst. Beide trugen die Unterschrift von Dr. Jonathan Salens, dem das besagte Haus in der Nähe des Platzes gehörte.
    »Das ergibt keinen Sinn«, sagte Emily, nachdem sie die Angaben in dem Buch gelesen hatte. »Salens hat die Originale hier unterzeichnet, und dann hat jemand Duplikate mit den Namen von zwei anderen Ärzten angefertigt.«
    Hadrian beugte sich dicht über das Buch und drückte die Seiten flach an die Bindung. »Nein«, sagte er nach kurzer Überprüfung. »Die Seiten aus seinem Haus sind die Originale. Sie wurden herausgeschnitten und durch die neuen Seiten ersetzt.« Er zeigte ihr, wie die neuen Blätter eingesetzt und mit fachmännischen Stichen an der Bindung vernäht worden waren. »Niemand würde es merken. Niemand würde Verdacht schöpfen. Routineberichte. Gewöhnliche Todesfälle, abgezeichnet von einem deiner Ärzte.«
    »Nur dass Salens nicht der untersuchende Arzt war«, knurrte Emily. Sie sah auf ihrer Taschenuhr nach. »Er müsste inzwischen aus dem Operationssaal sein«, sagte sie, schob ihren Stuhl zurück und verließ das Büro. Hadrian las die Berichte Wort für Wort noch einmal und setzte sich dann in den Schatten hinter der Tür.
    Gleich darauf kehrte Emily angeregt plaudernd mit dem dünnen schwarzhaarigen Arzt zurück, den Hadrian Wochen zuvor bei der Behandlung von Jamie Reese gesehen hatte. Er erinnerte sich, wie schnell Salens verschwunden war, als Hadrian sich nach dem Zustand des Fischers erkundigt hatte. Und es war Salens gewesen, der Reeses Tod als Arbeitsunfall eingestuft hatte. Nun änderte sich abrupt die Atmosphäre, denn Emily schloss die Tür und deutete auf das Buch, das auf ihrem Tisch lag. Aufgeschlagen war der erste der fraglichen Berichte. »Die Fälschung offizieller Dokumente ist eine Straftat.«
    »Demnach wurde das Gemälde gefunden«, sagte Salens angespannt. »Als die Polizei mich danach gefragt hat, sagte ich noch, es sei die Mühe nicht wert.«
    »Falls Sie noch irgendwie verhindern wollen, dass Sie ab morgen hier bestenfalls der Hausmeister sind, sollten Sie jetzt lieber eine gute Erklärung parat haben.«
    Salens ließ sich auf einen Stuhl sinken. Als Emily die beidengestohlenen Seiten neben das Buch legte, schien sein gutes Aussehen zu verblassen. »Zwei Männer sind an natürlichen Ursachen gestorben«, sagte er zögernd. »Die Berichte im Buch sind zutreffend.«
    »Nicht Sie haben die Untersuchungen durchgeführt. Warum steht dann Ihr Name darunter?«
    Als Salens nichts erwiderte, trat Hadrian aus dem Schatten vor. »Weil auch der Rest der geänderten Berichte in seiner Handschrift verfasst ist.«
    Salens starrte ihn wütend an. »Ich kann doch nicht mit dem Namen eines anderen Arztes unterzeichnen«, sagte er steif. »Das wäre falsch.«
    Emily lachte unwillkürlich auf.
    »Es sind die gleichen Berichte«, protestierte Salens.
    »Nein«, widersprach Hadrian. »Es gibt mehrere Unterschiede. In Ihren Berichten fehlt die Tatsache, dass beide vor ihrem Tod im selben Restaurant gegessen haben. Dem Blue Gander. Und Sie haben dafür gesorgt, dass eines der Symptome nicht mehr in den Unterlagen auftaucht. Eine blauschwarze Verfärbung der Haut entlang der Unterarme.«
    Salens

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