Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
Vom Netzwerk:
deren Wirksamkeit kann stark variieren und in den meisten Fällen durch einen guten Arzt gelindert werden. Die Verfärbung entlang der Arme ist jedoch ein eindeutiges Anzeichen für Silbernitrat, das es nur in unserem Labor gibt, weil wir es selbst herstellen. Wenn man es mit der Nahrung aufnimmt, gibt es keine Rettung mehr. Es ist absolut tödlich.«

K APITEL DREIZEHN
    Die
Zeus
lag am Ende des Kais vertäut. Sie war der größte der Segeltrawler, die im Eis überwintern würden. Als Hadrian ihr Deck betrat, knirschte die dünne Schneeschicht unter seinen Schritten. Er schaute zu dem verschalten Haus in der Nähe der Werft, das den Schakalen als Unterschlupf diente, dann zu dem fernen Anleger, von dem aus die Eisfrachter starteten und der der einzige Steg zu sein schien, an dem heute gearbeitet wurde. Offenbar hatte niemand von ihm Notiz genommen und war niemand ihm gefolgt. Vielleicht hatte außer ihm auch niemand die trübe Kabinenbeleuchtung bemerkt, die ihm beim Blick durch das Teleskop vor Jonahs Werkstatt aufgefallen war.
    Er zuckte zusammen, weil aus einem Schatten jäh eine Katze sprang und durch eine offene Luke verschwand. Auf dem See bewegte sich etwas, ein Eissegler, der mit hohem Tempo auf den Hafen zufuhr. Hadrian folgte der Katze hastig in die Dunkelheit. Die Angeln der Kabinentür knarrten leise, als er den Raum betrat. Die einzelne Kerzenlaterne auf dem großen Tisch beleuchtete ein wirres Sammelsurium. An einer Wand waren Skizzen festgesteckt, künstlerisch anmutende Kohlezeichnungen von Katzen und Fischen und Segelschiffen, darunter auch große militärische Rahsegler. An die gegenüberliegende Wand waren zwischen den Bullaugen die ledrigen Häute mehrerer Störe angenagelt. Am hinterenEnde des Tisches fand sich ein kleines Waffenarsenal. Ein langstieliger Bootshaken lehnte neben einem Stab mit Speerspitze. Auf dem Tisch lagen zwei Knüppel, ein Messer und eines der schweren Hackbeile, mit denen Fischköpfe abgetrennt wurden. Hinter den Waffen schwelte eine kleine Kohlenpfanne neben einem Haufen Decken.
    Als Hadrian sich am Tisch entlangtastete, kam darunter eine andere Katze zum Vorschein und fauchte ihn warnend an. Der Deckenhaufen rührte sich, stand plötzlich auf und streckte ihm ein Messer entgegen.
    »Falls du hier was klauen willst, schlitz ich dich auf!«, drohte die Gestalt.
    Hadrian wusste nicht, ob er lachen oder weglaufen sollte. Die stämmige Person, die nun die Decke abstreifte, war mindestens dreißig Zentimeter kleiner als er, besaß aber eine so muskulöse Statur und ledrige Haut, wie er sie noch bei keiner Frau gesehen hatte. Er hob beide Hände. »Ich möchte nur mit Ihnen sprechen, Kapitänin Reese.«
    »Er soll sich verpissen. Und seine Baumhunde ebenfalls.«
    Hadrian riskierte einen Schritt auf sie zu. »Ich weiß nicht, wen Sie meinen. Mein Name ist Hadrian Boone. Es geht um Jamie. Ich wollte nur …« Ihre Faust hämmerte gegen seinen Unterkiefer, bevor er den Satz beenden konnte. Sie bestand auf einmal nur noch aus Armen und Beinen, die auf ihn einschlugen und -traten, während er in die Knie ging.
    »Verfluchtes Schwein!«, rief sie. »Wie kannst du es wagen, dich hier blicken zu lassen!«
    Als Hadrian sich aufrichten wollte, sprang ihm eine Katze ins Genick und grub ihre Krallen in seine Haut. Er rollte sich in den Stapel Decken, stieß das Tier weg und schützte seinen Kopf. Kapitänin Reese sprang auf ihn und bearbeitete ihn weiter mit den Fäusten.
    Er bekam keine Luft mehr und fand eine Lücke zwischenden Decken. »Ich habe Ihrem Sohn nichts getan!«, rief er. »Ich wollte ihm helfen! Ich versuche, seine Mörder zu finden!«
    Die Schläge hörten nicht sofort auf, aber sie ließen allmählich nach. Als es endlich vorbei war und Hadrian den Kopf hob, saß seine Angreiferin mit verblüffter Miene auf einem Hocker. »Mörder?«, murmelte sie. »Mein Jamie ist wegen des Krankenhauses gestorben. Du und dieses Miststück von Ärztin sind daran schuld. Das sagen alle.«
    Er stand wortlos auf und richtete seine Kleidung. Auf dem Tisch saßen mittlerweile drei Katzen und starrten ihn an. »Dann lügen alle.« Er räusperte sich.
    »Mein Name ist Hadrian Boone«, fing er erneut an. »Ich bin …« Aber er wusste nicht mehr, wie er sich selbst beschreiben sollte. »Ich versuche zu helfen. Ich kämpfe gegen dieselben Leute, gegen die Ihr Sohn gekämpft hat.« Seine Lippe blutete.
    »Jamie war kein Kämpfer«, sagte seine Mutter. »Er war der Held von der
Anna
.« Sie lehnte

Weitere Kostenlose Bücher