Die Asche der Erde
werde ich tun«, knurrte Buchanan.
»Falls du dich weigerst, werden sie den Bürgern klarmachen, dass du es abgelehnt hast, die Bevölkerung vor dem Hungertod zu retten. Dann müssen sie dich nicht mehr loswerden, weil deine eigenen Leute das übernehmen. Wie lange hält dein Rollkommando wohl stand, wenn fünfhundert Bürger dein Anwesen stürmen?«
»Zum Teufel mit ihnen!« Buchanan blieb trotzig. »Ich werde nicht betteln!«
In diesem Moment fuhr ein Karren vorbei, beladen mit einer Familie und deren Mobiliar, gewiss unterwegs zu Verwandten auf einer entlegenen Farm. Ein Mann, der seine Habseligkeiten in eine Decke gestopft und über die Schulter geworfen hatte, folgte kurz darauf. Der Zerfall von Carthage nahm vor ihren Augen seinen Anfang.
»Und wie du betteln wirst«, sagte Hadrian. »Du wirst den doppelten und dreifachen Preis bezahlen und notfalls das gesamte Regierungsvermögen nach Sankt Gabriel schicken.«
»Und wieder verkennst du mich. Ich werde diese Leute vernichten.«
»Nein. Du verkennst
sie
. Ich meine jetzt nicht den Gouverneur, ich meine den Vater. Sie werden Sarah für eine Weile abhängig lassen und ihr dann das Rauschgift vorenthalten.Sie wird anfangen zu schreien, bis ihre Kehle blutig ist. Sie wird vor Schmerz wimmern, sie wird dich und ihre Schwester mit den übelsten Beschimpfungen belegen. Sie wird leiden, wie kein Kind jemals leiden sollte. Du hast den Leuten in Sankt Gabriel bereits bewiesen, dass es für dich keine Grenze zwischen deinem Amt und deiner Familie gibt. Als Teil der Verhandlungen wird man dir insgeheim anbieten, wonach Sarah sich verzehrt. Du wirst es nicht ablehnen.«
Buchanan wurde bleich. »Meine kleine Sarah«, war alles, was er herausbekam.
Jori näherte sich mit kühl entschlossenem Blick. Sie und Hadrian sahen sich an, dann wandte er sich wieder dem Gouverneur zu. Seufzend schaute er zum westlichen Horizont.
»Deren Macht basiert auf den Drogen und dem Getreide, aber auch auf ihren geheimen Verbündeten in Carthage«, sagte Hadrian. »Solange wir die nicht gefunden haben, die stets über jeden unserer Schritte Bescheid zu wissen scheinen, dürfen wir niemandem trauen. Und die Wahrheit liegt nicht hier. Sie liegt da draußen.« Er deutete auf die Wildnis. »Also werden wir drei uns auf die Suche nach ihr machen und der Spur der Beweise zurück nach Carthage folgen.«
Buchanan beobachtete eine Familie älterer Kolonisten, die mit ihrer Habe auf einem Ochsenkarren vorbeikam. Die Veteranen machten sich als Erste auf den Weg, denn sie wussten, was bevorstand. Hadrian ahnte, dass dem Gouverneur gerade die gleichen alptraumhaften Erinnerungen an die ersten beiden Winter durch den Kopf gingen. Damals waren Hunde und Katzen, Sperlinge und Mäuse in den Kochtöpfen gelandet. Die Toten mussten in Massengräbern bestattet werden, und Frauen hatten ihren Körper für einen halben Laib Brot verkauft, um ihr Kind am Leben zu erhalten.
Hadrian dachte nicht, dass Buchanan ihm zugehört hatte, bis der Gouverneur sich langsam zu ihm umdrehte. »Drei?«
»Nelly kommt mit. Sie kann Türen für uns öffnen, die ansonsten verschlossen bleiben würden. Sie kennt Geheimnisse, die hilfreich sein werden. Aber sie wird sie uns niemals in deinem Gefängnis anvertrauen.«
»Die Leute müssen sehen, dass wir immer noch Herren der Lage sind«, sagte Buchanan. »Sie brauchen eine Ablenkung«, fügte er nach kurzem Überlegen hinzu. »Ich sollte die Hinrichtung vorverlegen.«
»Nelly ist Sankt Gabriel ein Dorn im Auge. Die haben dafür gesorgt, dass sie am Tag von Jonahs Ermordung hier war. Die haben sie zu einer Schachfigur gemacht, genau wie dich. Die
wollen
, dass sie gehängt wird, um auch noch die letzten Zweifler in ihren Reihen zum Verstummen zu bringen. Nach ihrem Tod gibt es kein Zurück mehr. Sie muss mich begleiten. Sag einfach, sie befinde sich nach wie vor in offiziellem Gewahrsam.«
»Niemals.«
Hadrian schloss kurz die Augen und öffnete sie wieder, als ein fast tierisches Winseln an seine Ohren drang. Ein junger Mann floh gemeinsam mit seinen Eltern, die gezwungen gewesen waren, ihn gefesselt auf den Karren zu legen. Im einen Moment lachte er hysterisch, im nächsten stammelte er unverständliches Zeug. Die Eltern redeten verzweifelt und mit leidgeprüften Mienen auf ihn ein, um ihn zu besänftigen.
Buchanan sah dabei zu und sagte nichts.
Hadrian zog die Schrotpatrone aus der Tasche. Noch bevor er die Worte aussprach, hasste er sich bereits dafür. »Ich lasse dir
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