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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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und die alten Eichenwände der Silos hatten einen perfekten Brennstoff abgegeben und eine dermaßen große Hitze entwickelt, dass niemand sich dem Feuer nähern konnte. Die Feuerwehr hatte lediglich die umstehenden Gebäude mit Wasser beregnen können, und trotzdem waren auch zwei Ställe und ein Dutzend Pferde den Flammen zum Opfer gefallen. Es würde kein Brot, kein Porridge, keinen Kuchen, keine Teigwaren und keinen Getreidekaffee geben, denviele gern tranken. Der Vorrat an Wildbret würde schnell erschöpft sein. Milchkühe würden zur Schlachtung konfisziert werden. Die Kolonie würde mit Pökelfisch und eingelegtem Gemüse auskommen müssen, und nach einigen Wochen würden sogar diese Nahrungsmittel knapp werden.
    Lucas Buchanan ging mit teilnahmsloser Miene zwischen den Trümmern umher.
    »Wie wollen Sie uns nun ernähren?«, schrie eine Frau mit Kind ihn wütend an.
    »Wofür ist Ihre verdammte Polizei gut, wenn sie so was nicht verhindern kann?«, rief ein Mann.
    Buchanan ignorierte sie. Seine Beamten waren inzwischen in voller Stärke ausgerückt und umringten ihn oder bewachten die Absperrseile, mit denen Kenton die Schaulustigen von den Ruinen der Silos fernhalten wollte. Nur einer der Uniformierten schien sich dafür zu interessieren, den Tatort zu untersuchen.
    Jori kniete sich hin und musterte einen großen Steinguttopf, der in der Hitze zersprungen war. Als Hadrian zu ihr ging, entdeckte er noch mehr Scherben – von Korbflaschen und größeren Behältern. Jori streckte ihm eines der Stücke entgegen.
    »Riech mal«, forderte sie ihn auf.
    Der beißende Gestank war zwar schwach, aber unverwechselbar. Der Topf hatte Terpentin enthalten. Hadrian hob eine andere Scherbe auf und stellte an ihr denselben Geruch fest.
    »Die fünf Silos sollten alle gleichzeitig und schnell in Flammen aufgehen, damit kein einziges gerettet werden könnte. Dann haben die Kerle sich schnell aus dem Staub gemacht. Einer der Eisfrachter fehlt.« Mit gequälter Miene schaute sie einer Frau hinterher, die kreidebleich vorbeiwankte und einen Säugling auf den Armen hielt. »Die Kinder«, flüsterte Jori erschrocken. »Mein Gott, Hadrian, die Kinder.«
    Er ging durch die Trümmerwüste und verschaffte sich einen Überblick. Der Anschlag hatte mehrere Männer und dazu eine ganze Wagenladung Brandbeschleuniger erfordert. Die Geschichte wiederholte sich tatsächlich. Sie würden erneut die Qualen des ersten Winters durchleiden müssen. Als Buchanan plötzlich neben ihm stand, reagierte Hadrian zunächst nicht darauf.
    »Es gibt noch vereinzelte kleine Lagerbestände in den Bäckereien und Mühlen«, sagte der Gouverneur mit tonloser Stimme. »Auch die Farmer behalten immer etwas für sich zurück. Wir werden eine Kommission zur Rationierung einsetzen.«
    »Die Umsetzung dieses Plans hat Monate gedauert, vermutlich sogar noch länger. Ein Räderwerk in einem Räderwerk. Verbrechen innerhalb von Verbrechen. Ich hätte nie gedacht, dass ihre Bestrebungen so weit gehen würden.«
    »Drück dich verständlich aus«, herrschte der Gouverneur ihn an.
    »Die einzelnen Teile waren alle da. Die Innungen haben schon immer gekungelt. Die Händler haben geheime Bergungsmissionen durchgeführt. Die Fischer haben geschmuggelt. Die Müller haben eine Möglichkeit gefunden, etwas Getreide abzuzweigen und an die Ausgestoßenen zu verkaufen. Aber erst der Einfallsreichtum der Leute aus Sankt Gabriel hat das alles kombiniert. Als sie herausfanden, dass sie Rauschgift herstellen können, konnte niemand sie mehr aufhalten. Das Ganze wurde weitaus größer als die Summe der Teile. Der Schmuggel hat sie reich gemacht. Die Vernichtung des Getreides zwingt Carthage nun in die Knie. Die Drogen verabreichen uns dann den Todesstoß.«
    »Blödsinn«, sagte Buchanan, klang aber wenig überzeugt.
    »Man rechnet nun damit, dass du um Nahrungsmittel betteln wirst«, sagte Hadrian.
    »Die können doch unmöglich genug für uns haben.«
    »Die
Anna
ist monatelang hin- und hergefahren, um Bergungsgüter herzubringen und Getreide von hier wegzuschaffen. Und was heißt schon genug? Deren Plan beinhaltet ja, dass es bei uns Tote gibt. Sankt Gabriel wird uns keine Hilfe anbieten, jedenfalls noch nicht. Erst sollen die Leute hier völlig verzweifeln, damit sie nicht infrage stellen, was ihre neue Regierung macht, solange es genug zu essen gibt. Die Drogen werden dann auch noch den letzten Widerstandswillen im Keim ersticken. Und am Ende flehst du um Gnade.«
    »Den Teufel

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