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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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Besatzungsmitglieder trugen Gewehre über den Schultern. Er blieb stehen und suchte das Ufer ab, weil ihm einfiel, dass dort sogar noch mehr Wachen sein mussten. Sebastian hatte gesagt, seine Stammesangehörigen sollten die Lieferung nach Sankt Gabriel eskortieren, aber sie waren nirgendwo zu entdecken. Hadrian wandte sichzu den Kriegern seines eigenen Trupps um. Jori hatte ihren Revolver, Björn die Schrotflinte und Dax den Bogen samt Köcher, den Sebastian ihm überlassen hatte.
    Vom Waldrand aus ließ Hadrian den Blick über das ganze Hafenbecken schweifen und suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, den Frachter zu blockieren. Am Ufer stand ein Pferdegespann mit einem leeren Schlitten. Am Anleger war ein kleiner, schnittiger Eissegler vertäut. Am Anfang des Kais brannte eine große Kohlenpfanne, umringt von einem halben Dutzend Kindern, die das geschäftige Treiben bei dem großen Boot verfolgten.
    Als er sich umdrehte, um seine Begleiter zum Absitzen aufzufordern, damit sie sich unauffälliger nähern konnten, trabte eine erdfarbene Stute an ihm vorbei.
    »Nelly!« Hadrians Aufschrei war vergebens. Sie hatte nicht die Absicht, anzuhalten oder sich unauffällig zu nähern. Als ihr Pferd sich sträubte, das Eis zu betreten, sprang sie aus dem Sattel und rannte auf den Frachter zu.
    »Die werden sie töten!«, rief Hadrian und trieb sein Pferd an. Nelly rutschte aus und fiel. Zwei der Besatzungsmitglieder schnitten ihr den Weg ab.
    Björn erreichte das Eis als Erster, sprang vom Pferd und nahm im Laufen die Schrotflinte von der Schulter. Während die zwei Männer Nelly an Bord zerrten und ihre Kameraden sich gegen die Streben stemmten, um das Gefährt in den Wind zu schieben, eröffnete Björn das Feuer. Seine Schüsse gingen fehl. Er leerte die Waffe und warf sie beiseite. Dann rannte der Wikinger weiter wie ein Berserker. Hadrian sah mit jäher Hoffnung, dass Nelly sich losreißen konnte. Aber sie sprang nicht über Bord, sondern warf sich auf eine kleine Gestalt, die in Felle gehüllt im Cockpit saß. Als sie dem Mann die Mütze herunterschlug, erkannte Hadrian seine goldgeränderte Brille und das schmale pockennarbige Gesicht.Anstatt sich zu wehren, gestikulierte Kinzler hektisch in Richtung der anderen, damit sie ihm die Frau vom Hals schaffen würden. Hadrian konnte nicht hören, welche Fragen sie dem Vorsitzenden an den Kopf warf, aber ihr wütender Tonfall war unverkennbar. Kinzler interessierte sich nicht für ihre Worte. Er hatte seine kostbare Fracht an Bord und war entschlossen, Carthage damit zu erobern. Er versetzte Nelly eine Ohrfeige und sah kopfschüttelnd zu, wie ein Seemann sie grob wegzerrte.
    Das Segel blähte sich, der Frachter nahm Fahrt auf und wandte sich nach Norden. Björn schrie weiter und packte ein Besatzungsmitglied am Kragen, das gerade an Bord klettern wollte. Mit einem gewaltigen Satz vom Rücken des stürzenden Mannes bekam er die Reling zu fassen und zog sich an Deck, wo zwei der Seeleute anfingen, mit den Stangen auf ihn einzuschlagen, die eigentlich dazu dienten, das Schiff im Gleichgewicht zu halten. Einer der Männer flog durch die Luft und landete bewusstlos auf dem Eis, während Björn sich zu Nelly vorarbeitete. Doch plötzlich tauchten noch zwei Männer auf. Einer traf den Arm des Norgers mit einem dicken Knüppel. Björn brach zusammen und wurde sofort über Bord geworfen.
    Einen Moment lang schaute der Mann an der Ruderpinne zu Hadrian und Jori, die längsseits aufgeschlossen hatten. Sein höhnisch grinsendes Narbengesicht war zum Teil durch eine Augenklappe verdeckt.
    »Geben Sie sie frei, Fletcher!«, forderte Hadrian.
    Der Kapitän salutierte spöttisch. »Noch mal tausend Dollar Kopfgeld!«, rief er und schien das Ruder an jemand anders übergeben zu wollen, als er jäh aus dem Gleichgewicht gebracht wurde und auf ein Knie fiel.
    Jori keuchte überrascht auf. Hadrian folgte ihrem Blick zu Björn, der inzwischen aufgestanden war. Ein Arm hingschlaff an seiner Seite herab, aber um den anderen war das achtlos über das Eis schleifende Halteseil des Frachters gewickelt. Björn hatte so stark daran gerissen, dass er das Boot vom Kurs abgebracht und auf der glatten Oberfläche ein Stück herumgewirbelt hatte. Während die anderen ungläubig zusahen, wickelte der Norger seinen Leib durch mehrere Drehungen in das Seil ein und zog erneut, was den Bug wieder ein Stück in seine Richtung herumrucken ließ.
    »Gebt sie frei!«, brüllte Björn und fing dann an – so

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