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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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den Baseballschläger beiseite.
    »Mir tut es leid«, erwiderte Nelly und kümmerte sich nicht um die Tränen, die ihr über die Wangen liefen.
    »Wir werden diesen Ort zerstören, Sebastian«, sagte Hadrian. »Die anderen Leute müssen von hier verschwinden. Lebend.«
    Sebastian nickte. »Wir befinden uns unter einem See. Alle haben Angst, dass die alten Rohre brechen und die Anlage fluten könnten.« Er wies den Gang hinunter. »Dahinten ist die Hauptwasserzufuhr. Eine Leiter hoch zu einer Wand voller Ventile. Ich werde es Ihnen zeigen.« Er reichte Jori den Revolver. »Die anderen hier sind bloß Ausgestoßene, die gegen Bezahlung angeheuert wurden. Die werden Ihnen keine Schwierigkeiten machen.«
    Hadrian gab das Buch, das Shenker geholt hatte, an Jori weiter. »Für Dax«, sagte er und folgte dem Erstgeborenen in den Korridor.
    Sebastian nahm aus einer der Wandnischen eine Notaxt mit und führte Hadrian zu dem Technikraum. Sie stiegen ein Stahlgerüst hinauf zu den Ventilen. Dort drehte Hadrian eines nach dem anderen auf, während sein Begleiter mit der Axt auf die großen Gusseisenrohre einhieb. In dem brüchigen Metall einer Hauptleitung erschien ein Riss. Das Rohr begann zu ächzen und platzte. Hadrian stieg durch den eisigen Sturzbach hastig wieder nach unten. Sebastian zerschlug ein weiteres Rohr und verschwand hinter einem Wasserfall. Hadrian wartete ab, obwohl die Flut ihm schon bis zu den Waden stand. Dann kam der große Mann plötzlich zum Vorschein und rutschte lachend die Leiter hinunter.
    Das Wasser stieg mit beängstigender Geschwindigkeit, wogte bereits um ihre Knie und türmte sich zu einer stürmischenWelle auf, als es den schmalen Gang erreichte. Dann ergoss es sich in die Produktionsräume. Sebastian konnte nicht aufhören zu lachen, hieb die Axt in das erste Becken, dann in das nächste und so weiter die ganze Reihe entlang. Die Behälter barsten an den Nähten, und der Erstgeborene achtete nicht auf die Fluten an seiner Taille. Als es Hadrian endlich gelang, ihn mit sich zu ziehen, trieben mehrere Tanks bereits von selbst weg.
    Draußen saßen die drei Arbeiter auf dem Boden und hatten ängstlich die Hände auf den Köpfen verschränkt. Björn zielte mit seiner Schrotflinte auf sie, Dax mit einem der explosiven Pfeile.
    Sebastian, der in einen kleinen Raum am Eingang gelaufen war, kam mit zwei Säcken ins Freie. »Proviant für unsere Rückreise«, verkündete er und hängte die Säcke an zwei der Sättel.
    Björn runzelte die Stirn. »Wir haben ein Pferd zu wenig«, sagte er.
    »Dax reitet bei mir mit«, erklärte Hadrian und gab das Zeichen zum Aufbruch. Aus den Fugen der geschlossenen Eingangstür spritzte Wasser. Dax verstaute das Buch, das Jori ihm gegeben hatte, in einer Satteltasche.
    Während die anderen schon losritten, ließ Hadrian den Jungen hinter sich aufsitzen und musterte die eingeschüchterten Arbeiter, die bei der Fabrik zurückblieben. Er nahm den Sack vom Sattelhorn, schüttete die Hälfte des Inhalts für sie aus, stieß dem Pferd die Absätze in die Seiten und war weg.
     
    An jenem Abend saßen sie lange um ihr Lagerfeuer. Die Flammen waren längst zu einer Glut heruntergebrannt, Nelly summte ein leises, trauriges Lied gen Himmel, und Dax war anlehnungsbedürftiger als üblich. Er ließ sogar zu, dassJori seine Hand hielt. Der Junge war ungewöhnlich still gewesen. Die Ruinenlandschaft hatte einen tiefen Eindruck bei ihm hinterlassen.
    Hadrian dachte schon den ganzen Tag über etwas nach. »Hast du Jonah letztes Frühjahr zu einem der Geister mitgenommen?«, fragte er Dax schließlich.
    »Es gab einen aus Sankt Gabriel, der war ein Geist. Er hat uns Spielzeuge gebracht und von der anderen Seite erzählt. Nachdem er seine Medizin genommen hatte, lag er einen halben Tag bei der Mühle im Gras. Ich hatte ganz vergessen, dass Mr. Jonah kommen wollte, um uns vorzulesen. Also habe ich den Geist geschüttelt und in sein Ohr gerufen, aber Mr. Jonah war schon da. Er hat den Geist lange angesehen, sein Handgelenk gehalten, ihm in die Augen geschaut, an seinem Atem gerochen und mich gefragt, was für eine Medizin er genommen hatte. Dann hat der Geist einfach aufgehört zu atmen. Seine weißen Augen waren offen, und wir konnten zusehen, wie sie trübe wurden, wie schmutzige Murmeln.«
    Dax hielt inne und strich sich das widerspenstige Haar zurück. »Mr. Jonah wusste, dass er nicht aus Carthage war. Er hat gefragt, ob es noch andere wie ihn gibt, und da habe ich ihm alles über die

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