Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
Vom Netzwerk:
rollen mussten. Sie selbst würde bis zum letzten Moment am Ruder bleiben und die Strebe ansteuern.
    Hadrian wollte protestieren, auf die akute Lebensgefahr hinweisen und Jori daran erinnern, dass die Feinde Gewehre hatten und er sich mit seinen froststeifen Gliedern nicht so schnell bewegen konnte, wie sie das verlangte. Doch er sah das Funkeln in ihren Augen und blieb stumm.
    Dann geschah alles sehr schnell. Er hörte jemanden von Bord des Frachters etwas rufen, als der Eissegler schließlich gesichtet wurde. Er spürte Joris Stoß, als sie schrie, er solle sich von Bord rollen. Er sah den kleinen Segler ins Schlingern geraten, als plötzlich das Gewicht der beiden Passagiere fehlte, sah Joris Kampf um das Gleichgewicht – und im nächsten Moment kollidierten die beiden Boote, und Holzsplitter stoben in alle Richtungen.
    Der Frachter wirbelte herum und geriet aus dem Wind. Zwei erschrockene Besatzungsmitglieder wurden auf das Eis geschleudert. An Deck ertönte eine schrille Stimme. Kinzler erhob sich aus einem kleinen Haufen Felle und verfluchte Jori, Fletcher, Nelly und die Crew. Fletcher erteilte seinen Männern barsch den Befehl, die Reste des Eisseglers zu entfernen. Der Frachter stand immer noch aufrecht. Der kleine Segler hatte die Strebe zwar getroffen und weiter beschädigt, aber sie hielt noch.
    Niemand schien zu bemerken, dass Nelly sich auf das Eis hinunterließ und zum Ende des Halteseils lief. Als der blutige Leichnam in Sicht kam, erstarrte sie. Hadrian hoffte inständig, dass Björn schnell gestorben war. Das Eis hatte den größten Teil seiner Kleidung abgeschält. Und den größten Teil seiner Haut ebenfalls.
    Hadrian kam an Nellys Seite und führte sie weg zu Jori, die nach dem Zusammenprall benommen auf dem Eis saß.
    Auch Fletcher stieg von Bord, ging am Halteseil entlang und zog sein Messer, um es zu durchtrennen. Noch während er damit beschäftigt war, ertönte aus dem Ufernebel ein Heulen. Mit grausamem Lächeln wandte Fletcher sich zu Hadrian um. »Wölfe. Die riechen das Blut. Gleich sind sie hier. Zehn, zwölf, vielleicht noch mehr. Die können auf dem Eis viel schneller laufen als ihr.« Er begutachtete den Schaden an seinem Boot und murmelte eine Verwünschung. »Ihr seid diePatronen nicht wert, die es bräuchte, um euch zu erschießen. Ich wollte euch beide ja schon damals in Sankt Gabriel erledigen, aber Sauger war dagegen. Er beschmutzt ungern das eigene Nest.«
    Kinzler kam hinaus auf das Eis gestolpert und warf mit lackierten Holzsplittern nach ihnen, ohne jemanden zu treffen. »Ich bin froh, dass du verletzt bist, du verdammtes Miststück!«, schrie er. Hadrian schaute zu Jori, die immer noch auf dem Eis saß und sich wie betäubt den Frost aus dem Haar strich. Nein, erkannte er. Sie starrte die Seeoberfläche an. Der Frachter war auf einer Stelle mit schwarzem Eis zum Stehen gekommen.
    Das Wolfsgeheul schwoll an, denn immer mehr Mitglieder des Rudels freuten sich auf die bevorstehende Mahlzeit. Hadrian sah erste Schatten, die sich im Schutz des Nebels auf das Eis wagten.
    »Das dürft ihr nicht tun!«, rief Nelly neben Hadrian. Er packte Joris Schulter und zog beide Frauen mit sich.
    Kinzler schien belustigt zu sein, als er wieder an Bord stieg und sich in seine Felle wickelte. »Wir werden heute Abend am Feuer sitzen und ein Festmahl verspeisen, während eure kalten Knochen über das Eis klappern«, höhnte er.
    Es klang wie ein Feuerwerkskörper. Einer der Explosivpfeile hatte das Eis am Bug des Schiffes getroffen.
    Fletcher fuhr herum und sah, dass Dax den nächsten Pfeil auflegte. »Narr! Vergnüg dich ruhig mit deinem Spielzeug, während du stirbst!«, rief er. Der Junge schickte den Pfeil in hohem Bogen neben das Heck. Fletchers Männer verhöhnten ihn und ahmten lachend leise Knallgeräusche nach. Der Nebel zog nun schnell auf das Boot zu. Die Wölfe heulten erneut. Seltsamerweise ertönte aus dem Dunst nun auch das Krächzen von Krähen.
    »Sie hatten die Gelegenheit, Großes zu bewirken, Nelly«,sagte Kinzler und setzte seine elegante Fellmütze auf. »Und jetzt sehen Sie sich an! Sie werden nicht mal einen Kilometer schaffen, dann springen die Ihnen an die Kehle.«
    Ein dritter Pfeil von Dax schlug ein, dann ein vierter, alle in etwa anderthalb Metern Abstand von dem Frachter. Hadrian zog seine Begleiter noch weiter von dem Leichnam weg, während Fletcher die Männer zurück an Bord beorderte.
    Die Krähen riefen nun genauso laut wie die Wölfe. Sogar Hadrian konnte

Weitere Kostenlose Bücher