Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison

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Vielleicht ist nur wichtig, warum die Geheimnisse in seinem Kopf es wert waren, sie auf die andere Seite mitzunehmen.«

    Lucas Buchanan pfiff vor sich hin, als er den trübe beleuchteten Keller der Gouverneursvilla betrat. Er war so darauf bedacht, eine Flasche zu finden, dass er Hadrian erst bemerkte, als dieser die Tür hinter sich schloss und der Riegel einrastete.
    »Micah Hastings hat den Namen seines Stiefvaters angenommen«, verkündete Hadrian ansatzlos. »Du hast das vor mir verheimlicht. Aber ich habe heute seine Mutter gesehen. Es war Jenny Standish. Ich hatte vergessen, dass sie wieder geheiratet hat.«
    Buchanan stieß einen leisen Fluch aus. »Wie, zum Teufel, konntest du wissen, dass ich herkommen würde?«
    »Weil ich die Flasche Brandy ausgeschüttet habe, die du oben aufbewahrst.«
    Einen Augenblick glaubte Hadrian, Buchanan würde ihn schlagen. »Du Narr! Niemand stellt mehr Brandy her!«
    »Und du hast hier unten womöglich die letzten sechs Flaschen der ganzen Welt.« Hadrian ging zu dem Weinregal, zog eine der kostbaren Flaschen heraus und warf einen beiläufigen Blick auf das Etikett. Buchanan erstarrte, als Hadrian sie am Hals über die Steinplatten des Bodens hielt. »Du hattest nicht bloß Angst wegen Jonahs Tod. Du hast dich wegen des Musters gefürchtet, das niemand sonst sehen konnte. Hastings war nicht Micahs Vater, sein Vater war Henry Standish. Was die Verbindung ist, über die du nicht sprechen wolltest. Standish und Jonah. Du und ich. Die vier ersten Kolonisten, die Gründer.«
    »Micah hat da noch gar nicht gelebt«, sagte Buchanan stirnrunzelnd.
    »Sein Vater ist während einer Bergungsmission im dritten Jahr gestorben, als Micah noch ein Säugling war. Er ist in eine Grube mit tödlichen Faulgasen geraten«, erinnerte Hadrian sich. »Deshalb wollte Micah unbedingt auf diese Erkundungsmission gehen, nicht wahr?« Hadrian warf die wertvolleFlasche von einer Hand in die andere und streckte sie dann von sich. »Um etwas abzuschließen: Wonach hat er gesucht?«
    Buchanan starrte mit sorgenvoller Miene die Flasche an.
    »Ich weiß noch, was damals war«, fuhr Hadrian fort, als der Gouverneur nicht antwortete. »Jonah hatte ein paar Karten der Region und Zeitungen von kurz vor dem Ende gefunden. Er hat tagelange Berechnungen angestellt und auf den Karten die wahrscheinlichen Angriffsziele markiert. Dann hat er anhand der Wetterberichte die Siedlungen identifiziert, die vielleicht davongekommen waren, weil sie in tiefen Tälern lagen, geschützt durch Berge, die sie von den Explosionen abschirmten. In einem Umkreis von hundertfünfzig Kilometern gab es ein halbes Dutzend Kandidaten. Standish meldete sich freiwillig für die Erkundungsmissionen. Ich erinnere mich, dass er nach einem Monat zurückkam, mehr tot als lebendig und zitternd vor Entsetzen, weil er so viel Schreckliches gesehen hatte. Aber nachdem er sich erholt hatte, war er ganz aufgeregt wegen eines der Täler, des Letzten, das er besucht hatte, weit im Südwesten, in der Nähe des alten Kanals. Er hatte es vom Berggrat aus studiert und einen ungefähren Lageplan all dessen angefertigt, das noch da war. Ein langes, schmales Tal mit erhaltenen Gewerbe- und Industrieanlagen sowie stabil gebauten Wohnhäusern am anderen Ende, oberhalb eines Flusses.
    Wir haben sechs Männer und ein Dutzend Pferde losgeschickt, was mehr war, als wir eigentlich entbehren konnten. Zwei Monate später kam ein Mann zurück nach Carthage getorkelt, halb blind, die Lunge unheilbar zerfressen. Sie hatten das Tal erreicht und waren vor lauter Begeisterung in eine Senke am Fluss galoppiert, in der sich Gase gesammelt hatten. Er war der einzige Überlebende, weil sein Pferd lahmte und er hinter Standish und den anderen zurückgeblieben war.«
    Buchanan hörte ihm mit finsterer Miene zu, starrte aber weiterhin die Flasche an.
    »Daraufhin hat Jonah seine Karten verbrannt und sich geweigert, bei der Planung weiterer Expeditionen behilflich zu sein, abgesehen von denen zu den Bahntrassen in den Bergen.«
    »Das ist doch längst Schnee von gestern. Wie die Pyramiden und die Pest. Wen interessiert denn so ein uralter Kram?«
    »Wonach hat Micah auf seiner geheimen Erkundungsmission gesucht?«
    »Wonach alle Scouts suchen. Ruhm und Reichtum.«
    »Er wusste von dem Tal.«
    »Lächerlich. Er war noch ein Säugling, als sein Vater gestorben ist.«
    »Sein Vater hat Aufzeichnungen über seine Reisen angefertigt. Und dann gab es noch den Überlebenden.«
    »Der war