Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison

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Schulunterricht. Seine Mutter hofft immer noch jeden Tag auf Nachricht von einem der anderen Jäger. Ich erinnere sie dann stets, dass sein Auftrag eine Fernerkundung war, weit über die üblichen Jagdgebiete hinaus.«
    »Hat er Ihnen erzählt, wohin genau?«
    »Irgendwo im Südwesten, hat er gesagt. Buchanan wollte, dass er dort dem alten Kanal zu den früheren Fabrikstädten entlang des ehemaligen Hudson River folgt. Verdammt, ich habe ihm eingeschärft, dass diese Städte damals schwer was abgekriegt haben und womöglich immer noch stark verstrahlt sind. Er könnte einen Monat lang durch so eine Strahlungszone laufen und nichts davon mitbekommen, bis er eines Tages einfach umkippt. Ich wollte, dass er als der Älteste hier ins Geschäft einsteigt, aber er sagte nur, ich hätte ja noch mehr Söhne dafür.«
    Hadrian war sich unschlüssig, weshalb der Vater relativ distanziert über Micah sprach. »Hatte er vor seiner Abreise irgendwelchen Ärger?«
    »Ärger?«
    Hadrian zuckte die Achseln. »Mit dem Gesetz. Mit den Banden. Mit etwaigen Gläubigern. Es gibt viele Gründe, wieso jemand vielleicht für ein paar Wochen oder Monate von der Bildfläche verschwinden möchte.«
    Hastings sah ihn an und kaute auf dem Mundstück der Pfeife herum. »Natürlich nicht«, sagte er und zögerte dann. »Jedenfalls nicht, dass ich wüsste«, verbesserte er sich mit einemAnflug von Sorge. »Er schloss neue Freundschaften, ging häufig in die Kneipen im Hafenviertel. Er war mit einem Freund zusammengezogen, einem Fischer. Wir haben ihn kaum noch zu Gesicht bekommen.«
    Eine Weile war nur das leise Raunen der Webstühle zu hören. Hastings drehte sich zum Fenster. »Manche behaupten, Buchanan habe geglaubt, Jonah Beck würde zu einflussreich werden«, sagte er plötzlich.
    Hadrian wurde sehr vorsichtig. Das war gefährliches Terrain. »Ich habe mich bloß wegen des Feuers gewundert.«
    »Einer der Feuerwehrmänner, die Jonah da hängen gesehen haben, hat sich betrunken und dann erzählt, der Brand sei gar nicht anderswo im Gebäude ausgebrochen, sondern gleich dort in der Werkstatt. Und zwar nicht so, als hätte Jonah versehentlich eine Laterne umgestoßen. Die Leute sagen, wir könnten der Zeitung nicht mehr trauen.« Er sah Hadrian bekümmert an. »Falls Sie sich so für das Feuer interessieren, warum fragen Sie mich nach einer Erkundungsmission von vor fünf Monaten?«
    Hadrian erwiderte nichts. Die Geschichte fing nicht mit der Erkundungsmission an, sondern mit der Verbindung zwischen Jonah, Buchanan und dem Scout.
    Hastings zeigte mit der Pfeife hinunter in den Innenhof, wo eine dünne, verhärmte Frau zwei kleine Kinder beaufsichtigte, die in den Pfützen umhersprangen. »Belasten Sie sie bitte nicht mit all diesen Fragen, Boone. Es macht ihr schon genug zu schaffen, dass sie nichts von Micah hört.«
    Dann blickte die Frau auf, sagte den Kindern, sie sollten ihrem Vater zuwinken, und Hadrian kannte auf einmal die Antwort, wegen der er hergekommen war.

    Die alte Mühle wirkte verlassen, als Hadrian sich ihr näherte. Es waren weder Bogenschützen noch ein Akrobat auf demWasserrad zu sehen. Vorsichtig wagte er sich hinein, betrachtete das alte Gestänge, fuhr mit der Hand über die Balken und suchte nach einem lockeren Bodenbrett, unter dem sich ein Versteck verbergen mochte. Dann knarrte die Decke über ihm, und er erstarrte. Schritte ertönten, bewegten sich in Richtung der Leiter am anderen Ende des Gebäudes und hörten wieder auf. Hadrian wartete, lauschte. Als niemand aus dem Gang mit den kleinen Kammern am Fuß der Leiter erschien, stahl er sich in die Schatten. Ihm fiel ein, wie plötzlich Dax verschwunden war, als er seine kostbare Figur geholt hatte.
    Der Junge befand sich in dem ehemaligen Büro des Vorarbeiters der Mühle. Er lag unter einer aufgehängten Laterne auf einer Bank, die die volle Breite einer der Wände einnahm, und musterte angestrengt den kleinen Zauberer in seiner Hand. Hadrian blieb am Eingang des Zimmers stehen und sah sich um. Wo bewahrte der Junge seinen Schatz wohl für gewöhnlich auf? Es gab einen Holzeimer mit einem Sack darin. In die gegenüberliegende Wand war ein Arbeitsplatz eingebaut, der aus einem schmalen Schreibtisch mit einer einzelnen kleinen Schublade bestand. Darüber hingen Bretter mit Reihen voller Nägel, auf die man einst Bestellungen und Rechnungen gesteckt hatte. Eines der Bretter stand etwas von der Wand ab.
    »Neulich auf dem Hügel«, sagte Hadrian auf einmal und