Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
Vom Netzwerk:
Zeit einen Gedenkgottesdienst für den Scout Hastings abhalten, der genau wie sein Vater in patriotischer Pflichterfüllung einen einsamen Tod in der Ferne gestorben ist.« Er hielt inne. »Die beiden Killer werden nebeneinander baumeln.«
    Hadrians Verstand raste. »Nein!«, protestierte er. »Sie wollten doch bloß Jonah die letzte Ehre erweisen.«
    »Zwei Briketts sind unbefugt in die Kolonie eingedrungen. Ich glaube allmählich, sie wollten auf dem Dach den Erfolg ihres Mordanschlags feiern.«
    »Du hast der Welt erzählt, Jonah habe Selbstmord begangen!«
    Buchanan ignorierte ihn und trank einen weiteren Schluck aus der Flasche.
    »Dann kannst du den Ausgestoßenen gleich offen den Krieg erklären.«
    Buchanan zuckte die Achseln. Oben schlug seine neue Standuhr die Stunde. »Ich habe inzwischen für fast jeden Beamten der Truppe eine funktionierende Schusswaffe. Und ich habe die Angelegenheit bislang aus dem falschen Blickwinkel betrachtet. Jonahs Tod ist keine Krise, sondern eine günstige Gelegenheit.«
    »Die Ausgestoßenen zu töten bringt dich der Wahrheit und den wahren Tätern keinen Schritt näher.«
    »Lies die morgige Zeitung. Der Leitartikel wird den fortschreitenden Zerfall der öffentlichen Ordnung beklagen und anregen, der Rat möge mir mehr Freiraum zubilligen, um die kriminellen Elemente zu bekämpfen. Die Schlagzeile auf der ersten Seite wird verkünden, was ich herausgefunden habe: Unser geliebter Jonah Beck ist gar nicht von eigener Hand gestorben. Unsere Mitbürger werden lesen, dass ich Mordanklage gegen zwei Illegale erhebe, die durch die Tötung eines Ratsmitglieds unsere Regierung untergraben wollten. Es ist höchste Zeit, dass die Leute mal eine Hinrichtung erleben. Das rückt die Dinge wieder zurecht. Unsere Bürger nehmen viel zu viel als selbstverständlich hin. Sie werden nachlässig und verlieren die Vision unserer glorreichen Zukunft aus dem Blick. Es bedarf einer gemeinsamen Sache, um sie zu einen und ihnen wieder Rückgrat zu verleihen.« Der Gouverneur hob prostend seine Flasche. »Wir bestehen durch Stärke.«
    »Ich weiß noch, wie wir beide und Jonah in der Anfangszeit oft am Lagerfeuer gesessen haben. Wir wollten Felder voller Blumen anpflanzen und nie mehr vom Krieg reden. Als die ersten Waffen geborgen wurden, hatten wir solche Angst vor ihnen, dass wir sie in den See geworfen haben.« Er hob langsam den Kopf und sah dem Gouverneur in die Augen. »Tu das nicht, Lucas, ich flehe dich an.«
    Buchanan lachte humorlos auf. »Es ist bereits beschlossene Sache. Die beiden Briketts werden zum Wohle der Kolonie einen fairen Prozess erhalten. Und dann werden sie hängen.«
     
    Als Hadrian am nächsten Morgen in dem Café unweit des Regierungsgebäudes plötzlich neben Sergeant Wallers Tisch stand, sprang sie auf, um zu fliehen. Er packte sie an der Schulter, drückte sie zurück auf ihren Stuhl und setzte sich dann neben sie.
    »Diese zwei Ausgestoßenen sind ein großes Risiko eingegangen, um hier ihre Trauer um Jonah zu bekunden. Und sie sind so unschuldig wie Sie und ich.«
    Sie zuckte die Achseln. »Die beiden sitzen ein paar Tage im Gefängnis ab, dann bringt man sie zur Grenze.«
    Hadrian entfaltete die Zeitung, die er kurz zuvor von einer der Aushangtafeln gerissen hatte, und schob sie ihr herüber. Waller erbleichte, als sie die Schlagzeile las.
    »Ich frage mich die ganze Zeit, wieso Emily mir unbedingt mitteilen wollte, dass Sie aus einer guten Familie stammen. Vielleicht sollte ich vergessen, dass Sie mich belügen, Sergeant, dass Sie in Wahrheit Sonderaufträge für die Regierung ausführen und dass er Ihnen mindestens zwei Männer zugeteilt hat, die mich beschatten. Andererseits haben Sie mich gewarnt, dass Sie nur so tun würden, als wären Sie mir behilflich.«
    »Ich kann nicht einfach …«
    Hadrian schnitt ihr mit erhobener Hand das Wort ab. »Also werde auch ich nur so tun, als würde ich Sie retten.«
    Er verfolgte, wie ihre Schuldmädchenmiene einem finsteren Gesichtsausdruck wich. »Gut«, sagte er. »Zunächst mal werde ich so tun, als wüssten Sie, dass man Lieutenant Kenton nicht trauen kann. Dann, dass die Wahrheit, wenn schon nicht Ihnen, so doch Ihrem Vater etwas bedeutet hat. Und dass Sie nicht in einer Stadt leben wollen, in der Unschuldige gehängt werden. Und schließlich werde ich so tun, als würden Sie begreifen, dass die einzigen beiden Personen der Kolonie, die jetzt noch etwas daran ändern können, gerade an diesem Tisch hier

Weitere Kostenlose Bücher