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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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wertlos, als er zurückkam. Ein phantasierender Irrer. Er hat sich nie wirklich davon erholt.«
    »Du meinst, du hast ihn in die Verbannung geschickt.«
    »Selbstverständlich. Wer nicht nützlich war, war überflüssig und wurde verstoßen. So haben wir überlebt. So überleben wir immer noch.«
    »Jonah wusste es, nicht wahr? Er wusste über Micahs Mission Bescheid.«
    »Nicht von mir.«
    »Micah wusste, dass Jonah sich erinnern würde. Ein guter Scout versucht, so viel wie möglich über sein Zielgebiet herauszufinden.«
    Der Gouverneur widersprach ihm nicht. »Entweder nützlich oder überflüssig«, wiederholte er mit vielsagendem Blick.
    Hadrian leistete keinen Widerstand, als Buchanan die Finger um den Hals der Flasche legte und sie ihm wegnahm. Er fühlte sich plötzlich sehr müde und nahm auf einem Barhockerneben dem Weinregal Platz. »Wieso solltest du so ein Geheimnis aus deinen Scouts machen?«, fragte er. »Die Regierung schickt schon seit Jahren Leute auf Erkundung aus.«
    Buchanan runzelte die Stirn und seufzte dann. »Die Aufklärung entlang der Bahnlinien ist nicht davon betroffen. Man muss nur den alten Gleisen durch die Berge folgen.«
    »Soll das heißen, mit den anderen ist irgendwas passiert? Wann ist zum letzten Mal einer durchgekommen?«
    Der Gouverneur schraubte den Deckel der Flasche ab und trank einen großen Schluck. »Vor fast einem Jahr.«
    Hadrian sah ihn ungläubig an. »Aber eure Waffen. Ihr habt neue Schusswaffen.«
    »Nein. Wir können lediglich die alten Waffen, die wir im Laufe der Jahre gefunden haben, inzwischen besser instand setzen. Sofern sie sich noch in unserem Besitz befinden. Einige sind nämlich verschwunden«, gestand Buchanan.
    »Es wurden Waffen gestohlen?«
    »Ich weiß es nicht. Gestohlen. Verlegt. Wir hatten zwei Dutzend Schrotflinten. Sie sind unauffindbar.«
    Hadrian dachte nach. Die Polizei hatte bislang eigentlich keine Schusswaffen benötigt, aber die Schrotflinten wären die größten Kaliber in ihrem provisorischen Arsenal gewesen. »Wurden noch andere Scouts ermordet?«
    »Einer wird vermisst. Dann derjenige, der draußen auf dem See ertrunken ist. Ein anderer ist letztes Jahr nach Süden geritten. Als er eines Morgens aufwachte, war die Kehle seines Pferdes durchgeschnitten. Er ist zu Fuß zurückgekehrt und Farmer geworden.« Buchanan schaute zu dem kleinen Kellerfenster, das zur Straße wies.
    »Aber die Bergung geht weiter. Die Regierung sammelt weiterhin Abgaben ein.«
    Buchanan richtete sich auf. »Das wurde alles letztes Jahr umstrukturiert. Der Leiter der Handels-Innung ist mit einemGeschäftsplan angekommen. Exklusivität für alle Bergungsvorhaben, solange sie einen Zuwachs der Zollabgaben garantieren können.«
    »Du hast ihnen Exklusivität zugesichert? Es gab gar keine entsprechende Verlautbarung.« Hadrian konnte es kaum fassen.
    »Früher hat man so etwas Privatisierung genannt. Das ist für alle viel effizienter. Kein Grund für öffentliches Aufsehen. Der Rat hat zugestimmt.«
    »Du hast also versprochen, keine Scouts mehr nach Bergungsgütern auszusenden, und es dann trotzdem gemacht. Und was ist mit deinem Verdacht hinsichtlich Schmugglern in der Fischereiflotte?«
    »Die Vereinbarung mit der Handels-Innung lautete, dass sie sich auf bestimmte Überlandrouten beschränken würde. Wir haben das Recht, zu prüfen und Einblick in die Bücher zu nehmen.«
    »Sergeant Waller wurde nicht als Buchprüferin zu den Fischern geschickt.«
    Buchanans Augen verengten sich wütend. »Es gab unbewiesene Behauptungen über Schiffe, die heimlich Bergungsgüter entladen. Sergeant Waller mit dieser Aufgabe zu betrauen war ein Fehler. Es mangelt ihr an Feingefühl für Angelegenheiten solcher Tragweite.« Im Klartext: Der Gouverneur war sauer, weil sie Hadrian von ihrem Auftrag erzählt hatte. »Sie ist zu unerfahren, um verlässlich zu sein. Ihr erster Überwachungsbericht war voller Spekulationen und unwichtiger, wertloser Details. Sie sagte, sie habe beobachtet, dass nachts eine Wagenladung Getreide auf das Gelände der Fischer gefahren wurde. Lächerlich. Sie meldete sogar, sie habe eines Morgens zehn Dampfboote im Hafen gesehen. Ich musste sie daran erinnern, dass nur noch neun übrig sind. Sie hatte ganz vergessen, dass letztes Jahr eines gesunken ist.«Hadrian erhob sich und ging nachdenklich vor den Weinregalen auf und ab. »Du lässt also zu, dass die Regierung aus dem Bergungsgeschäft gedrängt wird.«
    »Lächerlich. Das war nie unsere

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