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Die Asche der Erde

Die Asche der Erde

Titel: Die Asche der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eliot Pattison
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an den Händen hielt, dann das Sieden von Seife in einem Kessel, einen Elch, der eine Frau verfolgte, und ein kleines Gebäude mit einem Glockenturm: die erste Schule, geleitet von Hadrian.
    Auf einem der Bilder beobachteten Gestalten mit erhobenen Häuptern den Sternenhimmel, über den sich ein DutzendLichtbögen zog. Jonah hatte jene Monate als Sommer der Satelliten bezeichnet. Ohne die Überwachung und Kontrolle vom Boden stürzten viele der herrenlosen Satelliten irgendwann einfach ab, darunter auch eine große Raumstation, das Grab einer Handvoll Astronauten, die hilflos hatten zuschauen müssen, wie die Welt unter ihnen flackernd verlosch. Beim Anblick der Sternschnuppen hatten die Kinder dann freudig aufgeschrien und sich etwas gewünscht.
    Hadrian erreichte die Hütte und öffnete die klapprige Tür, die an verrottenden Lederscharnieren hing. Jonah hätte den Kindern etwas zu essen mitgebracht und sie wahrscheinlich in das kleine Blockhaus eingeladen, in dem so viele der ersten Kolonisten sich ausgeruht und kühne Zukunftspläne geschmiedet hatten. Der schlichte Tisch, an dem sie gegessen hatten, war immer noch dort, daneben ein schwerer Stuhl und all die zahllosen eingeritzten Initialen und Botschaften im Holz der Pfosten und Balken. Er strich mit den Fingern über die Namen alter Freunde, von denen viele in der Verbannung geendet waren, und blickte dann wieder zu dem Stuhl. Es war ein robuster hölzerner Lehnstuhl, der nicht zum ursprünglichen Mobiliar gehörte. In seiner Nähe war eine Ecke des Tisches gesäubert worden, und es lagen dort mehrere Werkzeuge. Weder sie noch der Stuhl waren verstaubt. Hatte Jonah hier etwas für den Besuch der Kinder vorbereitet? Neugierig trat Hadrian näher und nahm die Gegenstände genauer in Augenschein. Vier kurze Stricke. Ein alter Lötkolben, der in die Glut gelegt wurde, bevor man ihn benutzen konnte. Eine rostige Zange. Eine dicke Nähnadel, wie sie die Segelmacher verwendeten. Eine Schraubzwinge.
    Mit jähem Entsetzen zuckte Hadrian zurück. Jemand hatte an diesen Stuhl gefesselt werden sollen. Jonah war hier mit den Kindern verabredet gewesen, aber noch vor seinem Besuch gestorben. Die Vorbereitungen hatten ihm gegolten.Man hatte Jonah in dem abgelegenen kleinen Tal foltern wollen.
    Hadrian fand sich draußen wieder. Das Herz hämmerte ihm wie wild in der Brust. Und auf einmal fürchtete er, jemand würde ihn beobachten. Er hob ein Stück Holz als provisorischen Knüppel auf und drückte sich einige Minuten lang an die Wand der Hütte. Sein Blick schweifte über die Felsen und Baumstümpfe entlang des Pfades, bis er sich schließlich vergewissert hatte, dass ihm hier niemand auflauerte. Hastig machte er sich auf den Rückweg und hielt nur kurz an der Grube inne. Man hatte mehrere Baumstämme der Abdeckung beiseitegerollt. Als hätte jemand vorgehabt, eine Leiche in dem Loch verschwinden zu lassen.
    Hadrian rannte los und blieb erst wieder stehen, als er hinter einem Felsvorsprung in Deckung gehen konnte. Seine Angst war irrational, das wusste er, aber sie war echt. Es hatten sich kaltblütige Killer hier aufgehalten und Jonahs Folterung und Ermordung vorbereitet. Doch jemand war ihnen zuvorgekommen. Nein, verbesserte er sich, als er wieder etwas klarer denken konnte. Es gab nur eine Gruppe von Mördern. Sie hatten Jonahs Tod geplant, und zwar offenbar weit im Voraus, und sich dabei ein Geheimnis zunutze gemacht, das sie von ihrem jungen Schakalrekruten erfahren hatten. Als Hadrian seinen alten Freund zum letzten Mal in der Bibliothek besucht hatte, war dessen Schicksal längst besiegelt gewesen. Doch die Killer hatten ihren Plan geändert. Aus irgendeinem Grund mussten sie Jonah zwei Tage vor dem ursprünglichen Termin töten. Aber warum, was war geschehen? Hadrian kämpfte gegen die Antwort an, versuchte vergeblich, ihren Qualen zu entgehen, und wollte sich einreden, es gäbe dafür keinen Beweis – doch es ließ sich nicht leugnen. Die Täter waren so plötzlich in der Bibliothek über Jonah hergefallen, weil Hadrian den ermordeten Scout gefunden hatte.
     
    Verdeckte Ermittler waren etwas Neues für die Kolonie, und Hadrian hatte fast Mitleid mit den zwei Männern, die ihn stümperhaft verfolgten, als er das Café verließ.
    Er führte die beiden ein Stück am Ufer entlang, zwischen Pferdegespannen und Fahrrädern hindurch, und blieb dann vor einem Geschäft stehen, um ihre Spiegelbilder im Schaufenster zu betrachten. Wenig später fiel ihm ein kleiner

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