Die Asklepios Papiere (German Edition)
Schlüssel. Zimmer 202 in der zweiten Etage; einen Aufzug finden Sie dort drüben“, sagte er höflich und reichte ihr eine elektronische Schlüsselkarte. „Das Frühstück wird von 7:00 bis 10:00 Uhr im Untergeschoss serviert. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt. Bei Fragen, wenden Sie sich bitte jederzeit an die Rezeption.“
Hannah nahm den Zimmerschlüssel und ging erstaunt darüber, dass ihr niemand beim Tragen des Gepäcks behilflich war, zum Aufzug.
Das Innere des Hotels war genauso hübsch wie sein Äußeres: Modern und schlicht. Als sie ihr Zimmer betrat, das wie in Paris durchaus üblich ziemlich klein ausfiel, geriet Hannah ins Schwärmen. Das Zimmer verfügte über einen kleinen Balkon, der zwar kaum genug Platz für zwei Stühle, doch dafür einen direkte Blick auf den Eiffelturm bot.
„Wow“, dachte sie. Klein, fein und mein. Zumindest für die nächsten Tage . Sie öffnete die weiße Holztür und trat hinaus. Der Blick auf den Eiffelturm war schlichtweg beeindruckend. Sie griff nach ihrem Smartphone, um ein Foto zu knipsen.
Hannah genoss die Aussicht und überlegte ihre nächsten Schritte. Sie machte sich zwar keine Sorgen um Peter, doch ärgerlich war es schon, ihn nicht erreichen zu können. Einfach nur vor seiner Haustür zu sitzen und zu warten konnte keine Option sein. Andererseits wollte sie die knappe Zeit in Paris auch nicht sinnlos vergeuden. Sie beschloss also – sofern sie Peter nicht doch noch telefonisch erreichte – seiner Wohnung am späten Nachmittag einen erneuten Besuch abzustatten. Bis dahin würde sie die Zeit sinnvoll nutzen und was lag in der Stadt der Mode da für eine Frau näher, als Shoppen zu gehen.
Hannah ging zurück ins Zimmer, griff Reiseführer und Metroplan und machte sich auf den Weg.
Sie saß kaum in der Metro, als auch schon ihr Handy klingelte. Peter! Endlich! Erleichtert griff sie nach ihrem Mobiltelefon. Ein Blick auf das Display dämpfte ihre Euphorie unverzüglich. Es war nicht Peter, der sich bei ihr meldete, sondern leider lediglich ihr Verlag.
„ Hallo Frau Bachmayer, schön dass ich Sie erreiche, Wöller am Apparat.“
Maximilian Wöller war ihr Lektor. Hannah hatte ihm schon vor Wochen den ersten Entwurf für ihr neues Buch versprochen. Da sie aber noch nicht einmal annähernd fertig war, musste sie ihn seither in der Hoffnung vertrösten, dass ihr Vertrag dadurch nicht platzte. Mit der Beharrlichkeit eines Bullterriers hatte sich Wöller jedoch festgebissen und rief mittlerweile wöchentlich an.
„Guten Tag Herr Wöller. Schön von Ihnen zu hören.“
„ Ich wollte mich nur noch einmal bei Ihnen melden. Scheinbar gab es eine technische Panne, da ich die zugesagte E-Mail mit ihrem Manuskript leider noch nicht in meinem Posteingang habe.“
„ Ja, ich weiß. Das Manuskript ist eigentlich fertig...“, log Hannah, um erneut einige Tage Aufschub zu gewinnen, „...aber dann sind mir leider doch noch einige Ungereimtheiten aufgefallen, für die sie mich bestimmt in der Luft zerrissen hätte.“
Hannah konnte sich bildhaft vorstellen, wie Herr Wöller am anderen Ende der Leitung genervt den Kopf schüttelte.
„Aber keine Sorge. Ich befinde mich gerade auf Klausur in Paris, um das Manuskript endgültig fertig zu stellen. Spätestens Anfang nächster Woche haben sie das gute Stück.“
Der sonst stets gutgelaunte Maximilian Wöller atmete hörbar schwer, bevor er antwortete.
„Frau Bachmayer, Sie sind eine bewundernswerte junge und aufstrebende Autorin. Ihr erster Roman hat uns alle in Begeisterung versetzt und wir sind wirklich froh, Sie unter Vertrag zu haben. Dennoch sehe ich mich allmählich dazu genötigt, Sie an eben diesen Vertrag zu erinnern. Wir haben Ihnen in Erwartung ihres zweiten Buchs einen recht ansehnlichen Vorschuss zugebilligt und ich befürchte, dass unsere Verlagsleitung den zurückfordern wird, wenn Sie nicht zeitnah Ihre vertragsmäßige geschuldete Leistung erbringen.“
„ Gewiss doch. Ich verstehe Sie und Sie haben vollkommen Recht. Aber glauben Sie mir bitte: Der neue Roman ist so gut wie fertig.“
Es folgten noch einige Höflichkeitsfloskeln und das Gespräch war beendet.
Den ersten Entwurf hatte Hannah tatsächlich abgeschlossen. Nur fand sie ihn nicht einmal annähernd gut. Ihr Erstling „Moselmord – Das Geheimnis der weißen Libelle “ hatte ihr vor zwei Jahren völlig unerwartet sogar zum Sprung auf die Longlist zum Deutschen Buchpreis verholfen. Doch die
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