Die Asklepios Papiere (German Edition)
Schließlich versuchte er das Gespräch kurzerhand abzuwürgen, da seine Schwester scheinbar ein Anliegen hatte, dass etwas zeitaufwändiger war.
„Du, sei mir bitte nicht böse. Lass uns später weiter reden, ja? Wir haben gerade Besuch und ich habe noch einiges zu erledigen. Schick mir deine Zeichnung einfach per E-Mail und ich melde mich morgen bei dir, wenn ich im Labor bin und die Daten direkt in den Computer eingeben kann, ja?“
Annika schien wohl zufriedengestellt, da Lennard das Telefon kurz darauf wieder in seine Hosentasche steckte.
„Meine Schwester“, sagte er entschuldigend.
„ Kein Problem. Wegen mir hättest du das Gespräch nicht beenden müssen.“
„ Nein, schon gut. Das mit Annika ist ein längere Geschichte.“ Er beließ es bei dieser kurzen Erklärung und nahm das mittlerweile kochende Wasser vom Herd, um es in die Glaskanne zu gießen.
„ Hey“, fragte Lennard, als er zwei Tüten mit Lebensmitteln vom Tisch nahm und auszuräumen begann, „was machst du eigentlich so? Ich meine beruflich. Bist du auch so ein Workaholic wie Peter?“
„ Um Gottes willen, nein!“ Hannah lachte. „Ich bin freie Journalistin und Schriftstellerin.“
„ Oho! Müsste ich was von dir kennen?“
„ Nix oho! Ich habe seit drei Monaten keine Zeile mehr an eine Zeitung verkauft und mein zweites Buch wird wohl auch floppen. Wenn das so weiter geht, sehe ich schwarz. Brotlose Kunst.“
„ Ohne Moos nix los.“
„ Ganz Genau.“
„ Und wie bist du zum Schreiben gekommen?“
„ Ach, das hat sich irgendwie so ergeben. Und du?“, fragte Hannah, die gespannt war, mehr über Peters Mitbewohner zu erfahren. „Arbeitest du auch bei PSU?“
„ Nein.“ Diesmal war er es, der lachte. „Wir haben uns auf einer Party von einem gemeinsamen Freund kennengelernt. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und wollten zufällig beide aus unseren überteuerten kleinen Mietzimmern heraus. Ich arbeite an der Sorbonne im kybernetischen Institut. Ich habe in Deutschland promoviert und arbeite nun an einem Forschungsprojekt.“
„ Oh…Herr Doktor!“
Hannah ging kichernd zu Lennard und half ihm, die braunen Papiertüten auszuräumen.
„Kann ich dir beim Kochen helfen?“
„ Klar, wenn du magst!“
Sie räumte Hackfleisch, Tomaten, Nudeln und Zwiebeln auf die Arbeitsplatte.
„Du stammst aber auch aus Deutschland, oder? So akzentfrei wie du sprichst.“
„ Stuttgart.“
„ Was gibt´s denn eigentlich zu essen?“, fragte Hannah und besah sich die Einkäufe.
Lennard deutete auf sein T-Shirt.
„Das Shirt ist Programm. Bei unseren Filmabenden gibt es immer ein Gericht aus dem Film, den wir gucken wollen und heute ist „ Der Pate “-Abend. Kennst du den Film?“
„ Ja, kann sein. Ich hab´s nicht so mit Kino.“
Lennard blickte sie entgeistert an.
„Banause! Der Film hat drei Oscars gewonnen. Außerdem basiert er auf dem gleichnamigen Roman von Mario Puzo; müsstest du als Schreiberling doch gelesen haben.“
Hannah zuckte entschuldigend mit den Schultern.
„Ach egal. Jedenfalls sitzt in dem Film irgendwann ein große Meute Mafiosi zusammen, die Spaghetti mit Tomatensoße und Fleischbällchen isst.“
Hannah blickte ihn verständnislos an.
„Na und diese Spaghetti á la The Godfahther gibt es heute auch bei uns.“
Lennard verstellte seine Stimme und zitierte mit einem grauenhaft schlechten italienischen Akzent:
„ Komme ehr Kleiner. Kannste wase lernen. Mane kanne nie wisse, vielleicht musste du ja auch einemale für 20 Männer kochen . Du nimmste Öl, lässt es ordentlich heiße werde und gibste Knoblauch rein. Dazu gibste du eine paar frische Tomate und Tomatenmark. “
„ Was war denn das?“, fragte Hannah.
„ Na der Clemenza, wie er Sonny, dem Sohn des Paten, das Kochen dieses Gerichts erklärt. “
Hannah guckte ungläubig.
„Lass gut sein“, sagte Lennard. „Du kannst schon mal die Fleischklöße vorbereiten und anschließend zusammen mit der kleingeschnittenen Salsica in der Pfanne braten.“
Lennard kochte die Soße mit vielen Tomaten und Gewürzen in einem großen Topf. Es duftete herrlich nach Basilikum und Oregano. Die frischen Hackbällchen und das Aroma der italienischen Salsica ließen Hannah buchstäblich das Wasser im Mund zusammen laufen. „Hoffentlich kommt Lennards Freundin bald, damit wir essen können“, dachte sie, da sie beim Geruch des leckeren Essens allmählich Hunger bekam.
Lennard nahm eine Flasche Merlot aus dem Kühlschrank und goss einen
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