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Die Asklepios Papiere (German Edition)

Die Asklepios Papiere (German Edition)

Titel: Die Asklepios Papiere (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swen Grossmann
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können.
     
     
    C hinois beobachtet Hannah Bachmayer weiterhin aus sicherer Entfernung. Zum Schein begab er sich an einen Souvenirstand und sah sich Postkarten an. Von seiner Position aus hatte er eine optimale Sicht auf die Zielperson. 
    Sobald sich die junge Frau an den Ticketschalter anstellte, begab auch er sich ans Ende der Schlange. Um dabei nicht aufzufallen und genügend Abstand zwischen sich und Madame Bachmayer sicherzustellen, ließ er etlichen Personen den Vortritt. Glücklicherweise reihte sich auch ein übergewichtiger Amerikaner mit seiner Familie ein, sodass Chinois den 150 Kilo-Mann nutzen konnte, um hinter ihm in Deckung zu gehen.
    Beim Zugang zu den Aufzügen musste er dann aber aufpassen. Ein Aufsichtsposten zählte die Anzahl der Personen ab, die gleichzeitig den Aufzug betreten durften. Als Chinois selbst die Besucher durchzählte, die vor ihn in der Schlange standen, setzte sich der phlegmatische dicke Yankee vor ihm auf einmal außerhalb der Schlange unter einen Baum in den Schatten. Scheinbar war er durch die lange Zeit auf den Beinen völlig außer Atem. Chinois sah sich hastig um, wenn er nicht schnell jemanden vorbei ließ, würde er zu seiner Zielperson in den Aufzug gewunken werden. Das musste er auf jeden Fall vermeiden. Er täuschte daher vor, seine Schnürsenkel binden zu müssen und ließ zwei jungen Mädchen mit I Love Paris T-Shirts den Vortritt.
     
    M it leicht zitternden Knien verließ Hannah nach kurzer Fahrt den kleinen Aufzug und betrat unsicher die erste Plattform des Eiffelturms, die sie in etwa auf die Größe eines Fußballfeldes schätzte. Stets darauf bedacht, sich nicht zu nahe an den Rand zu begeben, fühlte sie sich halbwegs sicher. Obwohl sich ihre Höhenangst durchaus bemerkbar machte, war die Aussicht von hier oben wirklich fantastisch.
    „ Wahnsinn“, dachte sie und sah sich um. Rings um die gesamte Ebene verlief eine Art breiter Balkon mit einem Gitterrostboden. An mehreren Stellen der Brüstung befanden sich Hinweistafeln, damit Touristen die von dort aus sichtbaren Sehenswürdigkeiten besser lokalisieren konnten. Doch auch von ihrem Standort in der Mitte der Plattform konnte man beinahe ganz Paris überblicken. Auf einer silbernen Hinweistafel erkannte sie, dass der Eiffelturm ziemlich genau die geografische Mitte von Paris markierte. Sie erspähte die Basilika Sacré-Coeur , das Panthéon und den Triumphbogen . Hunderte Touristen hielten sich auf der Plattform auf, doch trotz dieser gewaltigen Gewichtslast bewegt sich die Konstruktion keinen Millimeter.
    „ Could you please make a picture of us?”, wurde Hannah plötzlich von einem jungen asiatischen Pärchen angesprochen, das ihr ohne eine Antwort abzuwarten direkt einen Fotoapparat in die Hände drückte.
    “ Sure!“
    Sie wartete, bis die beiden Teenager, ein großer schlaksiger pickeliger Junge und ein viel kleineres bildhübsches Mädchen mit giftgrünen Haaren, in Position waren und drückte auf den Auslöser. Bis über beide Ohren strahlend bedankten sich die beiden Verliebten und verschwanden wieder im Getümmel.
    Hannah suchte die Treppe; jenen Ort, wo damals alles begann und auf den sich Peters Hinweis beziehen musste. Immerhin war sie ja nicht zum Vergnügen hier und falls irgend möglich, wollte sie den Anblick des Eiffelturms am besten wieder so schnell wie möglich von unten genießen.
    Sie ging an einem Restaurant mit dem Namen 58 Tour Eiffel vorbei und begann leicht zu schwanken, als sie den Fehler machte, zwischen ihren Füßen hindurch nach unten zu sehen. Sie musste beinahe die Halbe Plattform überqueren, bis sie endlich das Schild mit der Aufschrift escalier fand.   
    Etwa fünf Meter von Treppenabsatz und der Brüstung entfernt blieb Hannah stehen. Die Phobie schlug ihr mit voller Wucht entgegen. Ihr Herz begann zu rasen, Schweißperlen standen ihr auf der Stirn und sie merkte die beinahe physische Weigerung ihres Körpers, auch nur einen Schritt weiter nach vorne zu gehen. Sie griff nach dem Geländer und zog sich Zentimeter für Zentimeter an die Treppe heran.
    „Such dir einen Fixpunkt“, murmelte Hannah wie ein Mantra. Ein Mülleimer direkt am Treppenabsatz war die Rettung. Sobald ihre Augen den schmutzigen grauen Behälter fixierten, gelang es ihr, die aufkeimende Panikattacke zu unterdrücken. Behutsam näherte sie sich dem Treppenabsatz und der ersten Stufe.
    Während sie nur im Schneckentempo vorwärts kam, liefen etliche Touristen an ihr vorbei. Einige von ihnen

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