Die Asklepios Papiere (German Edition)
Boden unter den Füßen hatte.
C hinois beobachtete, wie seine Zielperson einen Gegenstand unter der Treppenstufe hervorholte. Er war leider zu weit entfernt, um genau erkennen zu können, um was es sich handelte. Er durfte aber auch nicht riskieren, näher heranzugehen und hierdurch Gefahr laufen, entdeckt zu werden. Er wusste nur eines: Er musste den Gegenstand an sich bringen. Irgendwie musste es dieser Krueger geschafft haben, mit seiner harmlos aussehenden E-Mail seine ehemalige Verlobte hierher zu fuhren. Das konnte eigentlich nur bedeuten, dass der Gegenstand – um was auch immer es sich handelte – etwas mit den Papieren zu tun haben musste, die er PSU gestohlen hatte.
„ Dieser gerissene Hund“, dachte Chinois . Jetzt musste er schnell handeln. Er überlegte sein weiteres Vorgehen. Eigentlich gab es nur drei Handlungsoptionen: Erstens könnte er versuchen, den Gegenstand gewaltsam und ohne Rücksicht auf Verluste an sich zu bringen. Doch würde das wahrscheinlich zu viel Aufmerksamkeit erregen. Zweitens könnte er versuchen, den Gegenstand unbemerkt an sich zu bringen, indem er versuchte, das verdammte Ding aus ihrer Handtasche zu entwenden. Doch auch hierbei lief er latent Gefahr, entdeckt werden. Und selbst wenn er auf die eine oder andere Art erfolgreich wäre, wüsste er noch immer nicht, was diese Hannah Bachmayer bereits wusste. Nein, er musste es anders angehen. Er musste also als einzig verbleibende Option versuchen, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Er musste ihr Vertrauen gewinnen, um sicherzugehen, dass sie nicht wusste, um was es hier tatsächlich ging. Wenn er das geschafft hatte, könnte er immer noch einen Weg finden, den Gegenstand irgendwie verschwinden zu lassen.
Während Chinois noch überlegte, machte sich Hannah Bachmayer wieder auf den Weg zurück zum Aufzug. Er folgte ihr. Sein Plan stand fest.
20.
C amelia Mirabeau war mehr als zufrieden mit dem, was sie mit Hilfe von Patrick Devoucher hatte in Erfahrung bringen können. Peter Krueger war augenscheinlich durch puren Zufall auf ein sehr merkwürdiges Projekt von Dr. Hutton gestoßen, das mit der Einführung dieses neuen Wunder-Impfstoffs RemediumVir in Verbindung stand. Dem belauschten Gespräch von gestern nach zu urteilen war Dr. Hutton dazu bereit gewesen, alles zu unternehmen, um dieses Projekt geheim zu halten.
Mit Patricks Unterstützung hatte sie in mühevoller Kleinarbeit eine ausgesprochen aussagekräftige Akte zusammengestellt, mit der sie über das ultimative Druckmittel verfügte. Heute war also der Tag, an dem sich für sie alles ändern würde.
Sie wirkte zufrieden aber auch ein wenig angespannt, als sie sich auf den Weg zu ihrem Chef machte. Sie hatte Devon Carter gestern Abend noch kurz vor dessen Feierabend um ein persönliches Gespräch gebeten. Ohne zu fragen, um was es ging, hatte er zugestimmt.
Ihr Plan war ausgesprochen simpel: Sie würde ihn direkt auf eine Führungsposition ansprechen. Sollte er, wovon Camelia fest überzeugt war, ihre nunmehr dreijährige Tätigkeit als seine persönliche Assistentin auch weiterhin nicht gebührend anerkennen, könnte sie einen kleinen braunen Umschlag mit höchst brisanten Informationen ins Spiel bringen.
Carter würde ohne jeden Zweifel sofort begreifen, um was es ging. Wenn diese Informationen an die Öffentlichkeit gelangten, war nicht nur sein Stuhl als Vorstandsvorsitzender in Gefahr, sondern es stand nichts weniger als die Zukunft der gesamten Firma auf dem Spiel. Der Umschlag musste unter Verschluss bleiben – koste es, was es wolle.
„Hallo Miss Mirabeau“, wurde sie von der Vorzimmerdame wie immer freundlich empfangen. „Monsieur Carter hat gleich Zeit für Sie. Er führt gerade ein wichtiges Telefonat mit der Presse. Sie wissen schon, wegen des neuen Impfstoffs. Wenn Sie sich bitte noch einen Augenblick gedulden möchten.“
Camelia nickte und setzte sich auf das weiße Ledersofa im Eingangsbereich. Auch wenn sie seine persönliche Assistentin war, bedeutete das nicht, dass ihr ungehindert Zutritt zu seinem Büro gewährt wurde.
Devon Carter ließ sie wie üblich nur kurz warten.
„ Miss Mirabeau, bitte sehr.“ Nach einem Summen in der Gegensprechanlage bedeutet ihr die Sekretärin, dass sie eintreten könne.
„ Hallo Camelia“, empfing sie der CEO jovial wie immer. „Was kann ich für dich tun?“ Wie ein Herrscher thronte er hinter einem riesigen modernen Glasschreibtisch. Sein Arbeitsplatz war
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